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Die Verborgenen

Die Verborgenen

Titel: Die Verborgenen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Scott Sigler
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wollte, wie sehr Bryan jemandem wehtun konnte, dann würde Bryan ihm gern zu Diensten sein.
    Er und Pookie saßen in Pookies geparktem Buick und starrten auf Alder Jessups Residenz – 1969 California Street. Das Gebäude war so auffällig wie eine Straßenhure in einem Kloster. Die Wand an Wand stehenden Häuser in dieser Straße waren allesamt bunt gestrichen; es waren weiße, gelbe, pastell- und terrakottafarbene Backsteingebäude. Nur Neunzehn-Neunundsechzig war grau und ohne jede Farbe. Es sah aus, als hätte man ein Spukhaus aus einer nebligen englischen Landschaft herausgelöst und wie einen dicken Mann, der sein breites Hinterteil auf eine bereits vollbesetzte Sitzbank in einem Bus quetscht, mitten in ein dicht bebautes Viertel gerammt.
    Ein halbes englisches Landhaus, genauer gesagt. Nur die linke Hälfte. Die rechte Seite des Hauses ragte steil in die Höhe und brach dann plötzlich ab. Unter dieser Erhöhung auf der rechten Seite befand sich ein Halbbogen, der möglicherweise einmal als Eingang für die Bediensteten oder die Pferde gedacht war. Wo die spiegelbildliche andere Hälfte des grauen Landhauses hätte sein sollen, befand sich ein modernes, dreistöckiges Backsteingebäude mit weißen Eckquadern.
    »Peppig«, sagte Pookie. »Für meinen Geschmack benutzt Martha Stewart viel zu wenig Verlies-Grau.«
    »Sieht teuer aus«, sagte Bryan. »Was glaubst du wohl, wie viel das wert ist? Zwei Millionen?«
    Pookie lachte. »Du kommst wohl nicht oft raus, Kumpel? Das Ding wäre für fünfzehn Millionen noch ein Schnäppchen. Und bevor du die nächste Frage verpatzt: Es ist kein Schnäppchen. Black Mister Burns sagt, dass Alder Jessup hier schon seit sechzig Jahren lebt. Das ist alles, was wir im Moment haben.«
    Sechzig Jahre? Da blieb Bryan nichts anderes übrig, als sich zu beruhigen, denn es wäre verdammt unsouverän, einen älteren Mitbürger zusammenzuschlagen.
    »Das ist wenigstens ein Anfang«, sagte er. »Bereit?«
    Pookie suchte seine Aktenhefter zusammen. »Ja. Los geht’s.«
    Sie stiegen aus dem Buick und überquerten die fünf Fahrspuren der California Street. Vier Betonstufen führten zu einem Torbogen, der aussah, als gehörte er zu einer Kirche. Ein Tor aus absichtlich angerosteten, diagonal sich überkreuzenden Eisenstäben von fast anderthalb Zentimetern Dicke versperrte den Zugang. Hinter dem Torbogen befanden sich weitere Stufen, über denen die reich verzierte Eingangstür thronte.
    Obwohl man durch die Öffnungen zwischen den künstlich angerosteten diagonalen Eisenstäben greifen konnte, wirkte das Tor wie eine Hochsicherheitsvorrichtung. In der Mitte des Tors befand sich eine kleine, metaphorische Darstellung des Sternbilds des Schützen aus Gusseisen: ein Bogenschütze mit dem Oberkörper eines Menschen und dem Unterleib eines Pferdes.
    Pookie packte zwei Eisenstäbe und rüttelte mit aller Kraft am Tor. »Um da durchzukommen, bräuchte man einen Panzer.«
    Rechts neben dem Tor befand sich ein Summer. Bryan drückte darauf.
    Wenige Augenblicke später öffnete sich die Haustür am oberen Ende der kleinen Treppe. Der Mann, der die Stufen herabstieg, entsprach nicht dem, was Bryan in einem mehrere Millionen Dollar teuren Stadthaus in Pacific Heights erwartet hätte. Der Mann blieb hinter dem Tor stehen. Er sah zuerst Pookie und dann Bryan an. Schließlich verzog sich seine Miene zu einem höhnischen Grinsen.
    »Scheiße, was für zwei blödärschige Clowns seid ihr denn?«
    Er war Anfang zwanzig, etwa einssiebzig groß und um die hundertdreißig Pfund schwer. Er trug ein schwarzes KILLSWITCH-ENGAGE -T-Shirt. Ein schwarzer Gürtel, die Schnalle mit einem silbernen Totenkopf verziert, hielt seine schwere schwarze Jeans an Ort und Stelle. Schwarze Kampfstiefel vervollständigten das Ensemble. Wegen der kurzen Ärmel konnte man erkennen, dass seine Arme mit üppigen Tätowierungen verziert waren. Silberne Armreifen schmückten beide Handgelenke; einige waren sehr dünn, bei anderen handelte es sich um breite Bänder mit detaillierten Gravuren. In jedem Ohr trug der Mann ein Dutzend kleine, silberne Ringe. Darüber hinaus hatte er jeweils einen kleinen Silberreifen in seinen Brauen und in seiner Unterlippe; ein dickerer Ring baumelte von seiner Nasenscheidewand. Sein pechschwarzes, sorgfältig in Form gebrachtes Haar hing ihm über das linke Auge.
    »San Francisco Police«, sagte Pookie. »Ich bin Inspektor Chang. Das ist Inspektor Clauser. Wir würden uns gerne mit Alder Jessup

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