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Die Verborgenen

Die Verborgenen

Titel: Die Verborgenen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Scott Sigler
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das das Schiff, in dem sie sich immer noch befindet?«
    Der Erstgeborene nickte. »Sie hat diesen Raum seit einhundertfünfzig Jahren nicht mehr verlassen. Ich habe ihr immer wieder einen neuen Bräutigam zugeführt. Sie hat ouvriers geboren, Doppelgänger und Krieger. Hillary hat sich um die ouvriers gekümmert, bis sie alt genug waren, um zu arbeiten, während ich den Kriegern das Jagen beigebracht und den Doppelgängern gezeigt habe, wie sie die Welt an der Oberfläche für uns im Auge behalten können. Wir haben überlebt. Wir haben alles neu aufgebaut.«
    Rex betrachtete den Krieger mit der grauen Schnauze mit neuem Respekt. Alles in diesen Tunneln – jeder Raum, jeder Backstein, jedes Wesen – war nur hier, weil es ihn gegeben hatte. Der Erstgeborene hatte dafür gesorgt, dass sein Volk die Katastrophe hinter sich lassen konnte.
    »Die Regeln sorgen dafür, dass wir sicher sind«, sagte der Erstgeborene. »Manchmal hat die Beute Geld. Die Doppelgänger benutzen das Geld, um so viel wie möglich für uns einzukaufen, doch der größte Teil unserer Nahrung stammt aus derselben Quelle wie seit jeher: der Jagd.«
    Jagd . Bei diesem Wort strich ein Schauer über Rex’ Rücken, und er hatte ein Kribbeln im Bauch. Er erinnerte sich daran, wie faszinierend es gewesen war, Alex den ganzen Weg bis zu Aprils Haus zu verfolgen. Er hatte das gebraucht . Das Gefühl war mit Alex’ Tod verschwunden, doch jetzt meldete sich dieser Drang von Neuem.
    Sly hatte während all der Worte geschwiegen. Jetzt beugte er sich vor und stützte sich mit den Ellbogen auf den schwarzen Tisch.
    »Unsere Geschichte ist wichtig«, sagte er zum Erstgeborenen. »Aber sie ist genau das – Geschichte . Du hast die Zeiten ausgelassen, in denen du wie ein Tyrann geherrscht und nicht nur Babies, sondern alle Mitglieder unseres Volks getötet hast, die ohne deine Erlaubnis auf die Jagd gingen.«
    »Wir dürfen nicht entdeckt werden«, sagte der Erstgeborene. »Diese Einsicht stand hinter jeder Entscheidung, die ich getroffen habe.«
    Sly verdrehte die Augen. »Sei’s drum, alter Mann. Du bist so mutig? Warum lässt du dann zu, dass der Erlöser unser Volk abschlachtet?« Sly wandte sich um und starrte Rex an. »Der Erlöser ist nichts weiter als irgendein Schlägertyp , mein König. Doch der Erstgeborene lässt den Erlöser leben.«
    Schlägertypen. Rex dachte an Alex, Issac, Jay und Oscar. Er dachte an Roberta.
    Der Erstgeborene kniff die Augen zusammen. »Du weißt gar nichts. Meine Methode funktioniert . Du bist viel zu jung, um das zu verstehen.«
    Sly erhob sich knurrend. »Wir ducken uns weg. Wir werden ermordet, und du … du tust nichts! Du hast uns verboten, den Erlöser anzugreifen, hast uns verboten, diesen wandelnden Albtraum zu töten.«
    Der Erstgeborene wandte sich ab und machte eine wegwerfende Geste. »Jeder weiß, dass der Erlöser jeden umbringt, der das versucht. Ihn anzugreifen, ist Selbstmord.«
    »Lügen!« Sly schlug sich mit der Faust gegen die Brust. »Wenn ich sterbe, weil ich versuche, denjenigen zu töten, der mein Volk tötet, dann ist das besser, als sich wie ein Wurm durch den Dreck zu graben.« Wieder wandte er sich an Rex. »Der Erlöser ist verletzt, mein König. Wenn es uns gelingen würde, ihn aufzuspüren, bevor seine Wunden verheilt sind, könnten wir den Morden dieses Monsters für alle Zeiten ein Ende bereiten.«
    Rex spürte Slys Wut. Er spürte und teilte sie. Vielleicht wusste der Erstgeborene nicht, wie es war, wenn man immer nur herumgeschubst wurde. Der Erstgeborene war groß und stark. Er hatte so lange mutig Verantwortung getragen, dass er wohl kaum verstehen konnte, wie es war, wenn man jeden einzelnen Tag in Angst verbrachte.
    »Der Erlöser versteht sich auf Täuschungen«, sagte der Erstgeborene. »Wahrscheinlich ist das nur ein Trick, Sly. Er will uns anlocken, damit er uns in unser Zuhause folgen und Mama töten kann.«
    Sorgfältig musterte Rex den Erstgeborenen. Da war etwas, bei dem dieses Wesen log; für Rex war das offensichtlich. Was der Erstgeborene gesagt hatte, ergab keinen Sinn, denn wenn sie den Erlöser töteten, konnte ihr Volk ohne Furcht auf die Jagd gehen. Der Erstgeborene hatte Geheimnisse. Um für die Sicherheit seines Volks zu sorgen, hatte er über mehr als ein Jahrhundert hinweg Wesen seiner eigenen Art getötet. Was hatte er sonst noch getan? Welche Ereignisse hatte er sonst noch zugelassen?
    »Sly hat recht«, sagte Rex. »Wenn du unsere Art wirklich schützen wolltest,

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