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Die Verborgenen

Die Verborgenen

Titel: Die Verborgenen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Scott Sigler
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würdest du den Erlöser töten.«
    »Wir haben es versucht«, sagte der Erstgeborene. »Der Erlöser tötet jeden, der sich ihm entgegenstellt.«
    Wieder verschränkte Sly die Arme. Er schüttelte den Kopf. Er war wütend, aber er war auch aufgeregt. Endlich hatte er die Chance, auszusprechen, was er sagen wollte. »So ist es nicht, mein König. Einige haben es auf eigene Faust versucht und sind nie wieder zurückgekehrt. Aber andere, die es versucht haben, sind trotz ihres Scheiterns wieder nach Hause gekommen. Und als sie das taten, hat der Erstgeborene sie als Warnung für alle anderen umgebracht.«
    Der Erstgeborene starrte auf den Tisch. Rex musste nicht fragen, ob dieser Vorwurf der Wahrheit entsprach – der Erstgeborene hatte eindeutig getan, was Sly behauptete. Rex konnte fühlen , was der Erstgeborene empfand: Wut, Scham, die gewaltige Last der Verantwortung … Einsamkeit .
    Rex stand auf und ging zum anderen Ende des Tischs. Hillary trat einen Schritt beiseite. Rex legte seine Hand auf den muskulösen fellbedeckten Unterarm des Erstgeborenen und drückte ihn leicht. »Sag mir, warum. Sag mir die Wahrheit.«
    Der Erstgeborene sah auf. Zunächst waren seine großen grünen Augen hart, doch dann wurde sein Blick weicher. Es lag Verzweiflung in diesen Augen – und sogar Erleichterung. Er hatte gegenüber seinem eigenen Volk die Rolle des Schurken gespielt, und jetzt bekam er endlich die Gelegenheit, über seine Gründe zu sprechen.
    »Wir brauchen den Erlöser«, sagte er. »Manchmal wird der Drang, zu jagen, in einigen von uns zu mächtig. Wenn das der Fall ist, jagen die Krieger über unseren Bedarf an Nahrung hinaus. Sie gehen immer wieder auf die Jagd, nur um zu töten. Sie lenken Aufmerksamkeit auf sich. Wenn die Polizei diese entfesselten Krieger, diese wahnsinnigen Krieger, findet, stehen die Ermittler kurz davor, uns neuerlich zu entdecken, uns neuerlich abzuschlachten . Indem der Erlöser diese Amok laufenden Krieger tötet, sorgt er – ohne sich dessen bewusst zu sein – dafür, dass unser Geheimnis bewahrt bleibt.«
    Rex ließ den Arm des Erstgeborenen los. Also das war der Grund, warum er das Morden des Erlösers nicht stoppte? Damit Angehörige seines eigenen Volks, die sich nicht an die Befehle des Erstgeborenen gehalten hatten, beseitigt wurden? Ein wahrer Führer – ein wahrer König – würde nie zulassen, dass seinem Volk Schaden zugefügt wurde.
    Rex ging zurück auf seinen Platz. »Weiß die Polizei über den Erlöser Bescheid?«
    »Natürlich«, sagte Sly, der es vor lauter Abscheu kaum schaffte, das Wort auszusprechen. »Die Polizei hilft ihm, unsere Brüder zu töten.«
    Die Polizei und der Erlöser waren nichts anderes als irgendwelche Schlägertypen, die Angehörige von Rex’ Volk quälen und töten wollten. »Sly, woher weißt du, dass der Erlöser verletzt ist?«
    »Ich habe Tard gesagt, dass er sein Haus beobachten soll.«
    Der Erstgeborene erhob sich. »Ich habe den Befehl gegeben, dass niemand sich dem Haus des Monsters nähern soll!«
    Rex deutete mit dem Finger auf ihn. » Setz dich! Deine Befehle zählen nicht mehr, es sei denn, ich sage es!«
    Die Oberlippe des Erstgeborenen verzerrte sich, sodass der Ansatz eines Zahns sichtbar wurde, doch er nahm wieder Platz.
    Rex atmete langsam aus. Die Leute sollten besser nichts tun, was ihn wütend machte. »Wissen wir, wo sich der Erlöser aufhält?«
    Sir Voh rutschte zur Mitte des Tischs. »Die Polizei weiß es«, sagte er. »Tard hat gesagt, dass Polizeifahrzeuge zum Haus des Erlösers gekommen und dem Krankenwagen gefolgt sind, der ihn weggebracht hat.«
    Rex lehnte sich auf seinem Stuhl zurück. »Wissen alle Polizisten über uns Bescheid?«
    »Nur einige, vermuten wir«, sagte die kleine Kreatur. »Wenn alle Polizisten Bescheid wüssten, würden die Nachrichtenleute wahrscheinlich über uns sprechen, aber das tun sie nie. Je weniger Leute das Geheimnis kennen, umso leichter ist es, die Informationen zu kontrollieren.«
    »Wer weiß dann Bescheid?«
    Sir Voh zuckte mit seinen winzigen Schultern – eine komische Geste angesichts seines so viel größeren Kopfs. »Wir haben keine Möglichkeit, das zu erfahren.«
    »Natürlich haben wir die«, sagte Sly. Seine gelben Augen wurden schmal, während er gleichzeitig lächelte. »Wenn du etwas über die Geheimnisse von Maries Kindern erfahren wolltest, würdest du den Erstgeborenen fragen – du würdest unseren Anführer fragen. Wir können dasselbe mit der Polizei

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