Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Die Verborgenen

Die Verborgenen

Titel: Die Verborgenen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Scott Sigler
Vom Netzwerk:
sanken herab. Er sah traurig aus.
    »Was ist mit meinen Träumen?«, sagte Rex. »Hast du auch Visionen von mir gehabt?«
    Langsam schüttelte der Erstgeborene den Kopf. »Nein. Vielleicht bin ich inzwischen zu alt. Vielleicht liegt es daran, dass ich kaum noch nach oben komme. Aber ich kenne die Macht des Geists eines Königs, der meinen Geist berührt. Bei Geoffrey habe ich das auch gespürt. Wir jagten zusammen. Ich war an seiner Seite, immer. Doch der Tod kam, als Geoffrey so stolz wurde, dass er unsere Regeln brach.«
    Sir Voh kletterte an Forts Brust herab und sprang auf den Tisch neben Rex.
    »Die Regeln «, sagte er. »Die Regeln machen uns zu Feiglingen.«
    Rex wandte sich von dem verschrumpelten Mann mit dem großen Kopf wieder dem Erstgeborenen zu. »Wie lauten diese Regeln?«
    Der Erstgeborene öffnete die Augen. Er starrte Rex beinah beschwörend an. Seine Miene sagte: Höre genau zu und begreife.
    Er hob einen mit schwarzem Fell bedeckten Finger. »Jage niemals jemanden, der vermisst werden wird. Nimm nur Landstreicher, Immigranten, Menschen, die kein Zuhause und niemanden haben, der ihr Verschwinden meldet.« Er hob einen weiteren Finger. »Lass niemals zu, dass ein Krieger gesehen wird. Weil es Kameras und Handys gibt, ist das inzwischen eine viel größere Herausforderung als damals, als ich noch jung war.« Er hob den dritten Finger. »Und schließlich: Lass niemals zu, dass die Menschen um unsere Existenz wissen. Wir sind stärker und schneller, wir jagen sie. Aber es gibt so viele von ihnen. Mama hat uns Geschichten aus der Alten Welt erzählt, die über viele Generationen hinweg überliefert wurden. Geschichten aus jenen Zeiten, in denen unsere Leute die Regeln vergaßen, und die Beute sich erhob und uns durch ihre bloße Zahl überwältigte. Wir überleben nur deshalb, weil sie nicht wissen, dass es uns gibt, mein König.«
    Der Erstgeborene sah in eine Ecke der Kajüte. Er starrte eine hohe Kerze an, die dort brannte.
    »Geoffrey war arrogant«, sagte er. »Er hat die Regeln ignoriert. Er hat zugelassen, dass unsere Leute in aller Öffentlichkeit auf die Jagd gingen. Anstatt die Herde von den Schwachen und den Ungewollten zu befreien, haben wir uns jeden geholt, den wir wollten. Einige von uns wurden gesehen. Die Polizei « – er spuckte das Wort aus, als sei es Gift – »hat uns gefunden. Sie, und die Erlöser. Sie haben uns angegriffen, uns abgeschlachtet. Sie haben Geoffrey und Dutzende andere gefangen – Krieger, ouvriers … sogar unsere Kinder. Ich habe gesehen, wie sie an Pfähle gefesselt wurden. Einige mit Seilen, andere mit Ketten an Händen und Füßen. Ich sah, wie die Leute aus der Stadt das Holz sammelten, ich sah, wie sie die Scheiterhaufen in Brand setzten. Manchmal kann ich im Schlaf noch immer die Schreie unserer Leute hören, und dann würde ich mir am liebsten mit meinen eigenen Klauen die Ohren ausreißen.«
    Rex dachte an all die Wesen, denen er hier unten begegnet war. Er dachte an Sly, Pierre und Hillary, an die Kinder und die Babies, die auf dem Scheiterhaufen verbrannt wurden. Nur Tiere konnten so etwas tun.
    Genau das waren die Menschen nämlich … Tiere .
    »Warum habt ihr nichts getan?«, sagte Rex. »Warum habt ihr sie nicht gerettet?«
    Der Erstgeborene ließ den Kopf hängen.
    Hillary stand auf. Sie ging zum Erstgeborenen und umarmte ihn. Er sah nicht auf.
    »Er hat Mama gerettet«, sagte sie. »Und er hat mich gerettet. Ich war damals noch ein kleines Mädchen. Der Erstgeborene war so mutig . Er hat so viele umgebracht, um uns fortzubringen. Er hat die Königin gerettet, sodass unsere Art weiterleben konnte.«
    Der Erstgeborene nickte. Mit einer von schwarzem Fell bedeckten Hand strich er sich über das von schwarzem Fell bedeckte Gesicht. »Mama war damals noch kleiner, aber es war trotzdem schwierig«, sagte er. »Wir mussten ganz neu anfangen.« Er sah auf. Rex erkannte den Schmerz in seinen Augen und die Angst, dass seine ganze Arbeit umsonst gewesen sein und ihre Art aussterben könnte.
    »Die Stadt veränderte sich«, sagte der Erstgeborene. »Die Schiffe, die uns und Tausende andere hierhergebracht hatten, wurden unter einer Erdaufschüttung begraben, als die Stadt die Küstenlinie immer weiter ins Meer hinausschob, um neues Land zu gewinnen. Ich grub mich bis zu einem dieser Schiffe durch und legte einen Tunnel an, der in die Kapitänskajüte führte. Dann brachte ich Mama dorthin, um sie zu verstecken.«
    Rex lehnte sich zurück. »Augenblick. Ist

Weitere Kostenlose Bücher