Die Verborgenen
Wohnung.
Bryan war bereits nicht mehr im Gebäude. Er wartete im Buick. »Wir müssen in die Zentrale«, sagte er, als Pookie einstieg. »Captain Sharrow hat angerufen.«
»Sofort? Wir müssen noch mit Issac Moses’ Eltern sprechen.«
»Sofort«, sagte Bryan. »Chief Zou will uns sehen.«
Die Kopftuch-Lady
A ggie James saß auf seiner dünnen Matratze und umschloss die von seiner Pyjamahose bedeckten Knie mit seinen in einer Pyjamajacke steckenden Armen. Er wippte vor und zurück, obwohl er wusste, dass ihn das verrückt aussehen ließ. Doch das war ihm egal, denn er konnte einfach nicht anders.
Er war nicht mehr breit. Er wusste immer noch nicht, ob das, was er gesehen hatte, real gewesen war. Einen oder vielleicht sogar zwei Tage war er jetzt hier, doch das war schwer zu sagen. In dem weißen Raum blieb das Licht immer an, und die Zeit hatte bereits ihre Bedeutung verloren.
Der Ort roch noch immer nach Bleichmitteln. Die Ketten hatten Aggie und die anderen wieder an die Wand zurückgezogen, und dann war ein Monster mit dunkelgrünem Dämonen gesicht hereingekommen. Es hatte eine weiße Robe samt Kapuze getragen und einen zerbeulten Metallkarren mit einem Eimer und einem Mopp vor sich hergeschoben. Dann hatte dieses Ding die lang gezogenen Blutstreifen aufgewischt, die von dem mexikanischen Jungen stammten, der versucht hatte, sich am Boden festzukrallen. Der Dämon hatte kein Wort gesagt und das endlose Flehen der Eltern des Jungen ignoriert. Sobald das Wischen und das Reinigen mit Bleichmittel erledigt waren, war der Dämon in der weißen Robe wieder verschwunden.
Seither hatten sie keinen weiteren Besuch gehabt.
Die Halsfessel trieb Aggie in den Wahnsinn. Sie hatte seine Haut aufgescheuert, und seine Muskeln schmerzten, weil er am Hals über den Boden geschleift worden war. Sein Unterkiefer fühlte sich rechts und links geschwollen an, und es war, als sei das Fleisch dort bis auf den Knochen gequetscht worden.
Er brauchte einen Schuss. Dann würde er sich besser fühlen, viel besser. Ein Jucken breitete sich über seine Arme und Beine aus. Ihm war übel, und sein Magen krampfte sich zusammen. Es war höchste Zeit, dass er an Stoff kam. Vielleicht würde derjenige, der ihn entführt hatte – wer auch immer das sein mochte –, ihn zurück auf die Straße gehen lassen, damit er sich besorgen konnte, was er brauchte.
Vorerst bildete das mexikanische Paar Aggies einzige Gesellschaft. Die Frau sprach kaum. Manchmal weinte sie, doch meistens saß sie einfach nur an die Wand gelehnt da und starrte vor sich hin. Ihr Mann versuchte ihr Mut zuzusprechen; er schien ihr zu sagen: Du darfst die Hoffnung nicht verlieren, unser Sohn ist noch immer am Leben. Doch entweder hörte sie ihn nicht, oder sie fand es nicht der Mühe wert, ihm zu antworten.
Manchmal jedoch wandte sich die Frau an ihren Mann und flüsterte ihm etwas so leise zu, dass Aggie es nicht verstehen konnte. Wenn sie das tat, stand ihr Mann auf und ging langsam so weit von ihr weg, wie es die Kette zuließ. Dann blieb er an Ort und Stelle regungslos wie ein Stein stehen und starrte auf den Boden.
Im Augenblick sagte keiner der beiden etwas. Der Mann saß auf dem Boden. Die Frau hatte ihren Kopf in seinen Schoß gelegt und schlief. Sanft streichelte er ihr Haar.
Plötzlich schien sich Aggies Magen zu überschlagen, und er empfand ein brennendes, von der Säure herrührendes Gefühl, das wie eine innere Alarmglocke wirkte. Er drückte sich ruckartig von seiner Matratze hoch und kroch zu dem Metallring, der in der Mitte des Raums in den weißen Boden eingelassen war. An seinem Hals schleifte er die Kette hinter sich her, die mit einem leisen Klirren über den Steinboden glitt. Er zog sich die Pyjamahose vom Hintern, drehte sich um und ging über dem Loch in die Hocke. Kalte Schauer liefen über seine Haut. Sein Körper erleichterte sich mit einem heftigen Durchfall. Das nasse, klatschende Geräusch hallte im ganzen Raum wider. Sein Magen wurde von Krämpfen geschüttelt. Schweiß trat ihm auf die Stirn, und ein kalter Schauder strömte über ihn hinweg. Er stützte sich mit einer Hand auf dem Boden ab, um in einer Art zusammengekrümmten Kauerns seinen nackten Hintern sicher über dem Loch halten zu können. Sein Körper erleichterte sich ein zweites Mal. Jetzt war der Durchfall schon schwächer. Auch die Krämpfe ließen nach, wenn auch nur leicht.
»Usted es repugnante«, sagte der Mexikaner.
War das das spanische Wort für abstoßend? Der Sohn
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