Die Verborgenen
würde beide Fälle zusammenlegen und die Ermittlungen ihrem besten Team überlassen – und das bedeutete, dass sich Polyester-Rich an geeigneter Stelle einen Kaktus einführen konnte.
Chief Zou las noch immer. Sie schien die Tatortfotos viel zu lange anzustarren.
Pookie schielte zu Robertson hinüber. Robertson hatte den Bericht auf derselben Seite aufgeschlagen. Er starrte intensiv auf das Papier, und seine graue Brille war ihm fast bis zur Nasenspitze gerutscht.
Auch Sharrow, der den Bericht aufgeschlagen in seinem Schoß hielt, hatte die Augen unter den buschigen weißen Brauen auf das blutige Symbol gerichtet.
Das Starren der drei war so heftig, so … unheimlich.
Chief Zou sah auf. »Mit wem haben Sie bisher gesprochen?«
»Wir haben die ganze Umgebung abgeklappert«, sagte Pookie, »doch wir konnten niemanden finden, der in jener Nacht etwas gehört oder gesehen hätte. Wir haben uns mit Kyle Souller unterhalten, dem Rektor der Galileo High, wo Oscar zur Schule ging. Wir haben auch versucht, mit Oscars Eltern zu sprechen, doch sie sind so durcheinander, dass das bisher noch nicht möglich war.«
Zous Blick huschte zu den Fotos ihrer Zwillingstöchter. »Ich glaube, ich kann mir vorstellen, wie es ihnen jetzt geht.«
Pookie nickte. »Sie waren völlig erschüttert. Wir haben uns auch mit Alex Panos unterhalten, dem Anführer der BoyCo, der Gang, in der Oscar Mitglied war, und mit Alex’ Mutter Susan. Wir müssen noch mit Issac Moses und Jay Parlar, den anderen Gangmitgliedern, reden.«
Zou zog drei Fotos aus der Akte und legte sie in einer ordentlichen Reihe nebeneinander über den Bericht. Pookie hatte die Fotos aus der Gang-Datenbank von Black Mr. Burns hinzugefügt. Noch einmal konzentrierte er sich auf die Einzelheiten und bemühte sich, die Gesichter fest in seinem Gedächtnis zu verankern: Jay Parlar mit seinem zotteligen roten Ziegenbärtchen; Issac Moses mit seiner schiefen Nase und den blauen Augen; das blonde Haar und das arrogante, verächtliche Grinsen von Alex Panos.
Zou nickte und wandte sich wieder dem Bericht zu. »Und diese Symbole, Inspektor Chang? Was haben Sie darüber herausgefunden?«
Sharrow und Robertson sahen von ihren Akten auf. Sie starrten Pookie an. Er fühlte sich wie eine Laborratte, bei der drei Wissenschaftler herausfinden wollten, wie sie auf einen neuen Reiz reagierte.
»Wir haben in der RISS -Datenbank nachgesehen«, sagte er. »Es kam nichts dabei raus.«
»Nichts?«, fragte Zou. »Überhaupt nichts?«
»Ich wollte sagen, nichts Lokales.«
Sie nickte. Drei Köpfe beugten sich wieder über den Bericht und musterten die Symbole.
Früher hatte er sich über den sogenannten Bullen-Instinkt lustig gemacht, doch inzwischen wusste er, dass es so etwas tatsächlich gab. Dieser Instinkt meldete sich ganz plötzlich, wie eine besondere Vorahnung. Die Datenbank hatte Informationen über die Symbole enthalten, doch diese Informationen waren gelöscht worden. Zou, Robertson und Sharrow verfügten wahrscheinlich über genau die Art von privilegiertem Zugang, mit dessen Hilfe sie so etwas bewerkstelligen konnten.
Im Augenblick war es das Beste, niemanden wissen zu lassen, dass Black Mr. Burns in dieser Sache noch tiefer zu graben versuchte. Doch Johns Name stand bereits im Bericht. Wenn Pookie Johns Arbeit nicht wenigstens erwähnte, würde Zou möglicherweise John zu sich zitieren.
»Es gab einen Treffer«, sagte Pookie. »Ein Serienkiller aus New York, aber der Fall wurde schon vor zwanzig Jahren abgeschlossen. Wir haben das Symbol überall im Viertel herumgezeigt, in dem Oscar Woody ermordet wurde, aber niemand wusste etwas darüber. John Smith von der Sondereinheit zur Bandenkriminalität sagte, es hätte mit keiner der Gangs aus der Gegend etwas zu tun. Kurzum, wir haben überhaupt nichts herausgefunden.«
Zou lehnte sich fast unmerklich zurück. Entspannte sie sich angesichts dessen, was Pookie gerade gesagt hatte? Wenigstens ein bisschen?
»Und sonst haben Sie nichts gefunden?«
Pookie schüttelte den Kopf.
Zou sah zu Bryan hinüber. »Und wie steht’s mit Ihnen, Clauser? Haben Sie irgendetwas hinzuzufügen?«
Bryan schüttelte ebenfalls den Kopf. Auch ihn starrte Zou an, bis ihr Blick unangenehm wurde, doch Bryan sah nicht weg. Schließlich wandte sich Zou wieder dem Bericht zu.
Pookie wartete. Zou war außerordentlich penibel, doch gleich zeitig hatte sie einen Sinn für wortlose Theatralik.
Auch Assistant Chief Robertson wartete, die Augen auf Zou
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