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Die Verborgenen

Die Verborgenen

Titel: Die Verborgenen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Scott Sigler
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Boden an, über den Bryan schritt. Menschen aus perfekten Familien können sich oft nur schwer vorstellen, dass manche Kinder einen bösen Weg einschlagen, gleichgültig, was die Eltern auch immer tun mögen.
    Vor langer Zeit hatte sich Pookie auf derselben abschüssigen Bahn bewegt wie Alex. Pookies Eltern waren großartig gewesen – liebevoll, aufmerksam, unterstützend –, doch Pookie war einfach zu schnell zu groß geworden. Er war ein richtiger Schlägertyp gewesen. Er hatte seine Macht genossen, hatte es geliebt, wenn er anderen Schülern Angst einjagen konnte. Das war so lange gut gegangen, bis er sich mit dem Falschen angelegt und selbst Prügel bezogen hatte. Shamus Jones. Welcher Idiot nannte sein Kind Shamus? Doch anscheinend war das wie in dem Song, in dem jemand seinen Jungen Sue nannte, denn kaum dass Pookie Shamus herausgefordert hatte, zeigte sich, dass Shamus nicht nur kämpfen konnte, sondern überdies auf schmutzige Art zu kämpfen verstand. Es war das erste Mal, dass jemand Pookie mit einem Bleirohr verprügelte. Es sollte auch das letzte Mal sein: Mehrere gebrochene Rippen, eine Gehirnerschütterung und eine Nacht im Krankenhaus erwiesen sich als hervorragende Lernhilfen.
    »Wer auch immer es sein mag«, fuhr Bryan fort. »Gibt es irgendjemand Besonderen unter den Jungs, die Ihr Sohn zusammengeschlagen hat?«
    Susan zog an ihrer Zigarette und blies den Rauch aus ihrem Mundwinkel von Pookie und Bryan weg – mit jener seltsamen Höflichkeit, von der manche Raucher glaubten, sie helfe ganz ungemein. Schulterzuckend griff sie nach ihrem zerknüllten Kleenex. »Alex ist doch noch ein Junge. Jungs werden ständig in irgendwelche Streitereien verwickelt.«
    Pookie zog zwei frische Papiertaschentücher aus der Schachtel auf dem Tisch und reichte sie Susan. Erst jetzt schien Susan den sich auflösenden Papierklumpen in ihrer Hand zu bemerken. Sie schob ihn in ihre Tasche und lächelte, als sie die beiden neuen Tücher entgegennahm.
    »Missus Panos«, sagte Pookie. »Jede Information, die Sie uns geben können, ist möglicherweise eine Hilfe. Nichts ist zu trivial.«
    »Bitte nennen Sie mich Susie , nicht Missus Panos . Ich habe Alex’ Vater seit fünf Jahren nicht mehr gesehen. Wissen Sie, das ist nicht das erste Mal, dass sich die Polizei mit mir über meinen Sohn unterhält. Er ist ein wilder Junge. Unkontrollierbar. Manchmal kommt er tagelang nicht nach Hause.«
    Pookie nickte. »Und wo ist er in dieser Zeit?«
    »Das weiß ich nicht.«
    »Schwachsinn«, sagte Bryan. »Wie kann es sein, dass Sie so etwas nicht wissen?«
    »Bryan« – Pookie hob die Hand, um ihn zu unterbrechen –, »jetzt nicht.« Er wandte sich wieder an Susie. »Ma’am, wo geht Ihr Sohn hin?«
    »Ich sage es Ihnen doch, ich weiß es nicht. Er hat Freundinnen. Ich habe sie nie kennengelernt, aber ich weiß, dass er häufig bei ihnen ist. Und bevor Sie fragen: Ich kenne nicht einmal deren Namen. Ich kann diesen Jungen nicht kontrollieren. Er ist zu groß und zu … gemein. Manchmal kommt er nach Hause, wenn er Geld für Kleider oder etwas zu essen braucht. Aber sonst? Sehen Sie, ich habe zwei Jobs. Manchmal schiebe ich eine Extraschicht ein. Dann komme ich zwanzig Stunden am Stück nicht nach Hause. Ich kann nicht anders, wir brau chen das Geld. Wenn Alex nicht nach Hause kommen will, kann ich ihn nicht dazu zwingen.«
    Der verletzte Ausdruck in ihren Augen erzählte ihre ganze Geschichte. Wenn er nicht nach Hause kommen will bedeutete in Wahrheit: Wenn er mich nicht liebt.
    Bryan erhob sich. »Scheiß drauf. Ich warte draußen.« Er verließ die Wohnung, wobei er die Tür fast so laut hinter sich zuschlug wie Alex.
    Susie starrte die Tür an. »Ihr Partner ist ein Arschloch«, sagte sie.
    »Manchmal – ja.« Pookie griff in die Tasche seines Sakkos, zog seine Karte heraus und reichte sie ihr. »Ihr Sohn könnte wirklich in Gefahr sein. Wenn Sie irgendetwas sehen oder hören, ganz egal, was, dann lassen Sie es mich wissen.«
    Sie starrte ihn an, und ihre Augen waren wie das Fenster zur Seele einer alleinerziehenden Mutter mit gebrochenem Herzen. Sie nahm die Karte entgegen. »Ja. Okay. Kann ich Ihnen unter dieser Nummer auch eine SMS schicken?«
    Pookie zog sein Handy aus der Tasche und hob es hoch. »Alle Anrufe und SMS landen direkt hier. Ich gehe nie ohne dieses Ding aus dem Haus.«
    Sie nickte schniefend. Dann steckte sie die Karte ein. »Danke, Inspektor Chang.«
    »Schon gut, Ma’am.«
    Pookie verließ die

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