Die Verborgenen
einen Hand eine Flasche Bud Light und in der anderen eine Marlboro hielt, während er in einem fadenscheinigen T-Shirt, weißen Boxershorts und schwarzen Socken am Tisch saß, konnte er auch nicht gerade als Vorbild für makelloses Auftreten in Gesellschaft gelten.
Bryan kümmerte sich nicht darum, dass sein hämmernder Puls und sein übersäuerter Magen ihm mitteilten, dass ihm diese Mahlzeit später hochkommen würde. Das Essen schmeckte wunderbar. Es schmeckte nach Zuhause . Er nahm eine Gabel voll Sauerkraut. »Dad, wann wirst du dein Buch über soziale Etikette schreiben? Ich werde der Erste sein, der es kauft.«
Sein Dad lachte. Genau das war es, was Bryan brauchte – ein wenig Normalität. Mike Clauser in T-Shirt und Boxershorts, der Bier trank und Bryan um sieben Uhr morgens mit Krakauern und Sauerkraut versorgte, denn das war das Einzige, was Mike zuzubereiten verstand. Bereits als kleiner Junge hatte Bryan zusammen mit seinem Vater am selben angeschlagenen Resopaltisch gesessen. Das Frühstück mit seinem Dad war einen Riesenschritt entfernt vom Wahnsinn seiner hellsichtigen Träume, brennenden Jugendlichen und der Beschäftigung mit verstümmelten Leichen.
»Also, mein Junge, willst du mir sagen, was los ist? Du bist in letzter Zeit ziemlich schweigsam. Ich weiß, dass deine Arbeit schwierig ist, aber du siehst irgendwie beschissen aus. Ist alles in Ordnung mit dir?«
»Ich war ein bisschen krank«, sagte Bryan. Er konnte seinem Vater nichts davon erzählen. Mike war kein Cop. Er würde die Dinge nicht verstehen. »Außerdem setzen mir bei der Arbeit ein paar Sachen zu. Aber darüber möchte ich wirklich nicht reden.«
Ein weiteres Stück Krakauer kam unters Messer und wanderte in seinen Mund.
»Arbeit«, sagte Mike. »Bist du sicher, dass es nicht um Probleme mit der Damenwelt geht?«
O Mann, mussten sie schon wieder darüber diskutieren? »Lass es ruhen, Dad.«
»Wann bringst du Robin mal wieder zum Essen mit? Ich würde was beim Chinesen bestellen.«
»Du weißt verdammt gut, dass ich bei ihr ausgezogen bin.«
Mike Clauser wedelte mit der Hand, in der er die Marlboro hielt, vor seinem Gesicht hin und her, als hätte sein Sohn gerade einen üblen Furz losgelassen. »Mein Sohn, ich liebe dich wahnsinnig, aber es ist vollkommen unmöglich, dass du etwas Besseres findest als diese Frau.«
»Danke für das Kompliment.«
»Keine Ursache.«
»Was soll ich tun? Sie hat mich aufgefordert auszuziehen.«
»Warum? Hast du sie betrogen?«
Bryan warf Gabel und Messer auf den Teller. Auch über dieses Thema würde er nicht sprechen. Warum hatte sie ihn aufgefordert auszuziehen? Weil sie die Worte Ich liebe dich, Robin hatte hören wollen und Bryan nicht in der Lage gewesen war, sie auszusprechen.
»Mein Sohn, ich bin mit deiner Mutter groß geworden. Ich habe sie in der Grundschule um eine Verabredung gebeten, und sie hat Nein gesagt. Ich habe sie in der Junior High um eine Verabredung gebeten, und sie hat Nein gesagt. Ich habe sie in der Highschool um eine Verabredung gebeten, und sie hat Nein gesagt. Danach habe ich angefangen, sie Dickkopf Starla Hutchon zu nennen.« Mike drückte seine Zigarette in einem übervollen Aschenbecher aus. Dann schob er die Hand unter sein Shirt, um sich den haarigen Bauch zu kratzen. »Ich wette, sie hat zehnmal abgelehnt, mindestens, doch das war mir egal. Ich habe sie zum Abschlussball um eine Verabredung gebeten, und sie hat Ja gesagt. Der Rest ist Geschichte.«
Bryan nickte in Richtung des väterlichen Bauchs. »Wie hätte sie auch der körperlichen Erscheinung widerstehen können, die ich gerade vor mir sehe?«
Mike lachte. »Genau«, sagte er und zündete sich eine neue Zigarette an. »Mein Sohn, du darfst nie vergessen, dass Frauen grundsätzlich zurückgeblieben sind. Das ist nicht ihre Schuld. Es liegt an den Genen. Sie haben keine Ahnung, was sie wollen, wenn die Madison Avenue ihnen ihre kleinen Köpfe verdreht.«
»Ich habe noch nie einen leidenschaftlicheren Einsatz für die Rechte der Frauen erlebt.«
»Was soll ich sagen? Du kannst auf Doktor Phil oder irgendwelche Vollidioten hören, die den Frauen sagen, sie sollen stark und unabhängig sein und den ganzen Scheiß, oder du kannst auf einen Mann hören, der vierzig Jahre lang glücklich verheiratet war.«
»Dreißig Jahre, Dad. Mom ist vor zehn Jahren von uns gegangen.«
Mike wedelte einen anderen imaginären Furz beiseite und deutete dann auf seine Brust. »Da drin bin ich immer noch verheiratet.
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