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Die Verborgenen

Die Verborgenen

Titel: Die Verborgenen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Scott Sigler
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Sie hat mich geliebt wie niemand sonst auf der Welt. Ich weiß, du bist ein Skeptiker – oder wie auch immer ihr gottlosen Heiden euch heutzutage nennt –, aber wenn ich den Abgang mache und diese glanzvolle Welt hinter mir lasse, werde ich wieder mit ihr zusammen sein, das weiß ich. Du irgendwann auch – sie hat dich so sehr geliebt.«
    Wenn Mike von seiner Frau sprach, wurde das scheinbar allgegenwärtige Licht in seinen Augen schwach und stumpf. Es tat weh, ihn so traurig zu sehen. Ihr Verlust hatte ein tiefes Loch in seinem Leben hinterlassen.
    »Ich vermisse sie auch, Dad.«
    Mike starrte einige Augenblicke vor sich hin. Schließlich kam sein unerschrockenes Grinsen zurück. »Robin erinnert mich an deine Mutter. Sie hat diesen Funken in sich, verstehst du? Sie gehört zu den Frauen, die lachen, bevor sie innehalten und darüber nachdenken, ob sie lachen sollen oder nicht.«
    Probleme mit seinem Liebesleben standen auf Bryans Prioritätenliste im Augenblick nicht besonders weit oben. Je mehr er Robin aus dem Weg ging, umso besser. Es kam ihm beinah so vor, als hätte er bereits einen deprimierenden Einfluss auf Pookie; deshalb wollte er nicht auch noch ihr Leben vergiften.
    »Ich weiß, Dad. Robin ist großartig. Aber wir sollten die Sache wirklich ruhen lassen. Es ist vorbei.«
    »Und was jetzt? Wirst du dir jemand anderen suchen?«
    Bryan sackte in seinen Stuhl zurück. Er würde sich niemand anderen suchen, weil er niemand anderen finden wollte. Wenn es mit Robin nicht klappte, würde es mit niemandem klappen.
    Mike beugte sich über den Tisch. Für einen kurzen Augenblick sah Bryan wieder den Blick, mit dem sein Dad ihn gemustert hatte, als er von einer seiner zahlreichen Prügeleien nach Hause gekommen war.
    »Du hörst mir nicht zu , mein Sohn. Na schön, sie hat also deinen Arsch in den Rinnstein getreten. Komm drüber weg. Vergiss deinen Stolz. Die Tage, die du mit einer Frau wie Robin oder meiner Starla verbringen kannst, sind begrenzt, und egal, wie viele dieser Tage dir geschenkt werden, es sind niemals genug. Also wirst du mir hier und heute versprechen, dass du mit Robin einen Neuanfang machst.«
    »Dad, ich bin ein erwachsener …«
    Mike schlug mit seiner flachen Hand so heftig auf den Tisch, dass Bryan zusammenzuckte.
    »Nenn mich nicht so herablassend Dad , mein Junge. Du konzentrierst dich zu sehr auf deine Arbeit – und wie grauenhaft ist diese Arbeit! Du brauchst noch etwas anderes in deinem Leben, bevor diese Scheiße dich mit Haut und Haaren auffrisst. Du wirst mir das jetzt versprechen, sofort .«
    Die Miene seines Vaters verriet ihm, dass sie über dieses und kein anderes Thema so lange reden würden, bis Bryan nachgab.
    Bryan fahndete wahrscheinlich nach einem Serienkiller, er sah die Morde in einer Art hellseherischer Träume, die ihm einen Ständer verschafften, war mit blutigen Symbolen konfrontiert und schaffte es nur unter größten Mühen, seinen erschöpften Körper durch den Tag zu schleppen – und trotz allem war in seinem Kopf noch Platz für Schuldgefühle, weil sein Vater wütend auf ihn war?
    Vielleicht lag der Junge, der man mit dreizehn gewesen war, mit fünfunddreißig Jahren doch noch nicht so weit hinter einem.
    »Okay, Dad. Ich werde mit ihr reden.«
    Mikes Gesicht entspannte sich. Er nickte. »Gut. Nachdem ich diese Schlacht gewonnen habe, willst du mir vielleicht verraten, was momentan bei deiner Arbeit vor sich geht? Ich möchte dich nicht beleidigen, Junge, aber ich kenne Nutten, die vierundzwanzig Stunden durcharbeiten und trotzdem so aussehen, als kämen sie eher zu ihrem Schönheitsschlaf als du.«
    Bryan griff nach der Gabel. Er spießte ein Stück Krakauer auf und zog damit langsam und geistesabwesend einen Kreis auf seinem Teller.
    »Bryan, ich weiß, dass ich kein Polizist bin, aber ich kann trotzdem zuhören.«
    Sein Vater hatte schon immer einen Teil seiner Gedanken lesen können. Es war unheimlich.
    »Das Zeug, das ich im Augenblick zu Gesicht bekomme, ist …« Bryan verstummte. Vielleicht konnte er seinem Vater nicht alles erzählen, wenigstens noch nicht, aber es tat wahrscheinlich gut, ihm wenigstens von einem Teil dieser Belastung zu berichten. »Es ist ziemlich übel. Ich habe gewisse … Gedanken.«
    »Welche Art von Gedanken?«
    Bryan unterbrach die Kreisbewegung und drehte gleich darauf die Wurst in die andere Richtung. »Ich denke, dass es gewisse Menschen gibt, die es verdienen zu sterben.«
    »Die gibt es«, sagte Mike. »Da kannst du

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