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Die Verborgenen

Die Verborgenen

Titel: Die Verborgenen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Scott Sigler
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Stichverletzungen und schwere Verbrennungen, sondern auch einen Sturz aus vier Stockwerken Höhe erlitten hatte, bei dem er auf einem Kleintransporter gelandet war.
    »Tut mir leid, Jay«, sagte sie zu der Leiche. »Ziemlich harter Abgang.«
    Robin dachte an Pookies Anruf in der Nacht zuvor, bei dem er sie gefragt hatte, ob Bryan zu einem echten Gewaltausbruch fähig sei.
    Sie betrachtete die Leiche.
    Was genau hatte Pookie damit gemeint? Ob Bryan das tun konnte, was sie hier vor sich sah?
    Nein. Das war unmöglich. Pookie hatte sicher über etwas völlig anderes gesprochen.
    Robin schob die Trage zurück in das Fach, schloss die Tür und ging zu ihrem Computer. Die Ergebnisse der Karyotyp-Bestimmung von Oscar Woodys Mörder warteten auf sie.
    Das Karyogramm zeigte vier Reihen verschwommener Doppellinien, bei denen jeweils zwei der parallelen Streifen eine andere Neonfarbe besaßen. Das Bild stellte die dreiundzwanzig Chromosomenpaare des menschlichen Genoms dar. Das letzte Paar, das zur Geschlechtsbestimmung diente, bestand bei einer Frau aus zwei X-Chromosomen und bei einem Mann aus einem X- und einem Y-Chromosom.
    Wie zu erwarten, verfügte Oscar Woodys Mörder über ein X-Chromosom, aber das Partnerchromosom sah weder wie ein X noch wie ein Y aus.
    »Was zum Geier läuft hier?«
    Sie hatte so etwas noch nie gesehen. Es ergab überhaupt keinen Sinn. War etwas mit dem Test nicht in Ordnung? Nein, das übrige Karyogramm sah vollkommen normal aus.
    Es handelte sich nicht um das Klinefelter-Syndrom. Das hier war etwas völlig anderes.
    Eigentlich würde diese Information Rich Verde und Bobby Pigeon bei ihren Ermittlungen helfen können. Doch Verde hatte ihr ziemlich unmissverständlich klargemacht, den Test nicht durchzuführen, und auch Chief Zou schien nicht besonders daran interessiert, zur Wahrheit vorzudringen.
    Vielleicht wollte Rich nichts davon hören, aber sie kannte jemanden, bei dem das anders war.
    Robin zog ihr Handy aus der Tasche und gab eine Nummer ein.

Zu cool für die Schule
    R ex Deprovdechuk ging durch die Flure der Galileo High. Er drückte sich nicht wie früher an den Wänden entlang, schob sich nicht mit gesenktem Kopf vorsichtig um die Ecken, in der Hoffnung, dass niemand ihn sehen würde, erfüllt von dem Wunsch, unsichtbar zu sein.
    Nein, das nicht mehr.
    Rex hielt sich beim Gehen in der Mitte des Flurs.
    Er hatte es an diesem Morgen in den Nachrichten gehört. Jay Parlar war tot. Alex Panos und Issac Moses waren nicht in der Schule. Vielleicht wussten sie, wozu Rex in der Lage war. Vielleicht würden sie nie mehr zurückkommen.
    Oder vielleicht würde Rex sie finden .
    Er schritt mit erhobenem Kopf einher, fixierte jeden, der in seine Richtung sah, und forderte alle geradezu heraus, Blickkontakt mit ihm aufzunehmen. Früher hatten ihn alle angestarrt, hatten über ihn getuschelt, wenn er vorbeikam, und sich für etwas Besseres gehalten. Sie hatten ihn verachtet. Sie hatten ihn wie Abfall behandelt.
    Doch jetzt hatte Rex Freunde.
    Er wusste nicht, wer sie waren, noch nicht, aber sie taten genau das, was er sich immer gewünscht hatte. Sie sorgten dafür, dass seine Zeichnungen wahr wurden. Sie töteten seine Feinde. Sie gaben Rex Deprovdechuk Macht über Leben und Tod.
    Sie gaben Rex die Macht eines Gottes.
    Und deshalb hielt er sich genau in der Mitte, wenn er durch die Flure ging. Genaugenommen gingen ihm die anderen nicht aus dem Weg, aber sie drängten ihn auch nicht mehr einfach beiseite. Wussten die anderen Schüler Bescheid? Wussten sie, dass Rex Deprovdechuk – Zwergen-Rex, Rex der Stinker – ihnen den Tod an den Hals wünschen konnte? Wussten sie, dass sie verloren waren, wenn er ihr Bild zeichnete?
    Er gehörte nicht länger hierher. Er hatte nie hierhergehört. Scheiß auf die Schule.
    Rex ging auf die Eingangstür zu. Er war bereits zwei Stunden hier gewesen, und das genügte.
    Diese Nacht würde er noch ein paar Leute zeichnen.
    Vielleicht würde er Roberta zeichnen.
    Rex war lange genug Opfer gewesen. Diese Zeiten waren vorbei. Niemand würde ihm wehtun. Nie mehr.

Das Regelwerk
    R obin Hudson überprüfte ihr Aussehen in der Stahltür des Kühlraums, hinter der die Leiche von Oscar Woody lag.
    Ihr Spiegelbild war nicht gerade schmeichelhaft.
    Big Max hatte recht – sie hatte Ringe unter den Augen. Sie war keine zwanzig mehr. Das Alter und die langen Arbeitsstunden forderten ihren Tribut.
    Sie fuhr sich mit der Hand durch ihr schwarzes Haar und entwirrte die einzelnen

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