Die verbotene Geliebte des Scheichs
Tagen.
Aber durfte sie vorher nicht wenigstens einige harmlose Momente des Glücks …?
„Kind, es ist höchste Zeit, dass du dich fertigmachst!“ Juhanah klatschte aufmunternd in die Hände und beobachtete besorgt den entrückten Ausdruck auf dem Gesicht ihres Schützlings.
Kalila seufzte und war plötzlich sehr froh darüber, dass ihre treue Dienerin sie nach Calista begleiten und bei ihr bleiben würde, bis sie sich in ihrer neuen Heimat eingelebt hätte. Wie lange würde das wohl dauern? Wochen, Monate, Jahre …?
„Beeilung, Prinzessin! Prinz Aarif wartet darauf, dein Gepäck verladen zu können.“
„Jetzt schon?“, fragte Kalila entsetzt und fühlte Panik in sich aufsteigen. Mit zweifelndem Blick betrachtete sie die herumstehenden Taschen, Hutschachteln und voluminösen Überseekoffer. Einige von ihnen hatte sie seit ihrer Rückkehr aus England noch gar nicht wieder ausgepackt.
„Juhanah, ich möchte nicht von hier weg!“, entfuhr es ihr gegen ihren Willen, und im gleichen Augenblick begannen auch schon die Tränen zu fließen. „Ich will ihn nicht heiraten!“
Ihre ehemalige Kinderfrau blieb einen Moment ganz still, und Kalila wagte nicht, sie anzuschauen, so sehr schämte sie sich für ihren kindischen Ausbruch.
„Oh, ya daanaya …“ , sagte Juhanah rau und legte ihre Arme um Kalilas zitternde Gestalt. Die Prinzessin schluchzte auf und barg ihr Gesicht am fülligen Busen ihrer Nanny, wie sie es als kleines Kind getan hatte. „Natürlich hast du Angst, mein Liebling. Vielleicht würde es sich anders anfühlen, wenn Scheich Zakari selbst gekommen wäre. Es ist wirklich nicht leicht, in ein fremdes Land zu reisen und einen fremden Mann zu heiraten.“
„Ich glaube nicht, dass seine Anwesenheit etwas geändert hätte“, flüsterte Kalila erstickt. „Das weiß ich ganz sicher seit letzter Nacht. Mir … mir ist es egal, wie er ist. Er … er liebt mich nicht …“
„Mit der Zeit …“
„Ja, ja … ich weiß!“, schnitt die Prinzessin ihr das Wort ab, richtete sich wieder auf und wischte wütend die Tränen aus den Augen. „Mit der Zeit wachsen Verständnis, Liebe und Leidenschaft, das versuche ich mir selbst seit Jahren einzureden. Aber es bleibt ein Risiko! Sowohl meine Eltern als auch Aarifs Vater und Stiefmutter haben aus Liebe geheiratet. Warum darf ich das nicht?“
„Aarifs Vater …?“, wiederholte Juhanah gedehnt, und Kalila spürte, wie sie rot wurde.
„Oder Zakaris Vater, ist ja auch egal!“
„Du tust nur deine Pflicht, mein Kind.“
„Ich weiß …“
„Du musst dich jetzt ankleiden.“
„Aber ich werde mich nicht schon wieder in ein traditionelles Kostüm stecken lassen!“, fuhr Kalila sofort mit neu erwachter Energie auf.
„Das ist weder geplant noch wäre ein Kaftan wirklich reisetauglich“, entgegnete Juhanah ruhig.
Kalila lachte, wie immer, wenn ihre Dienerin versuchte, ironisch zu sein. Juhanah grinste, zufrieden über den Erfolg ihres kleinen Tricks und half ihrer Prinzessin dabei, sich für die Reise fertigzumachen und die letzten Sachen zu packen. Das Ganze geschah in schweigendem Einvernehmen, wobei jeder seinen eigenen Gedanken nachhing.
Kalila nahm innerlich Abschied von ihrem Zimmer … und damit auch von ihrer Kindheit und Jugend. Mit dem Palast ließ sie ihr gesamtes altes Leben zurück. Außer während ihrer Studienzeit in Cambridge war sie nie länger als ein paar Tage von Zaraq fort gewesen. Und ihr Englandaufenthalt war etwas ganz anderes als das, was ihr jetzt bevorstand. Zwischen ihren Kommilitonen und Freundinnen war sie glücklich gewesen und hatte sich frei gefühlt.
So wie gestern Abend … in Aarifs Gesellschaft …
Abwehrend schüttelte sie den Kopf, als wolle sie damit gleichzeitig den verbotenen Gedanken loswerden. Sie griff nach einer Tasche mit ihren ganz persönlichen Utensilien und verließ ihr Schlafzimmer nach einem letzten wehmütigen Rundblick. Dann eilte sie die Treppe hinunter und trat aus dem Palast in die Sonne.
Vor dem Haupteingang stand ein ganzer Fahrzeugkonvoi. Ein großer Kombi für ihr Gepäck, ein Wagen für Aarif, einer für ihren Vater, ein weiterer für Juhanah und sie und ein Minibus für einige Sicherheitsleute, die sie noch bis zum Flughafen begleiteten würden.
Eine richtige Festtagsparade, und sie war das Zugpferd ! Kalila schloss sekundenlang gepeinigt die Augen und stützte sich mit der Hand an der sonnenwarmen Sandsteinwand ab. „Ich kann es nicht tun …“, flüsterte sie lautlos,
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