Die verbotene Geliebte des Scheichs
vor dem Unsichtbaren, dem Unerwarteten. Alles konnte passieren!
Unruhig schaute er um sich und sah Kalila am Rand der Bühne stehen und sich die kleine Darbietung ansehen, die offensichtlich speziell ihr zu Ehren aufgeführt wurde. Ihr Haar floss wie ein glänzender schwarzer Wasserfall über den Rücken herab, und ihr luftiges Kleid wurde vom auffrischenden Wind an ihren Körper gepresst, sodass sich ihre sanften weiblichen Kurven herausfordernd abzeichneten.
Aarif schluckte heftig und zwang seinen Blick in eine andere Richtung.
Sobald die Aufführung beendet war, schaute er erneut zu Kalila hinüber. Sie lachte und applaudierte, ehe sie jede der Tänzerinnen umarmte, als seien sie beste Freundinnen. Aarif konnte nicht anders, als widerwillige Bewunderung für ihre herzliche, natürliche und gleichzeitig souveräne Haltung zu empfinden. Er wusste ja, wie nervös und angespannt die Prinzessin innerlich war, aber davon gab sie nichts preis.
„Der König wünscht, Sie neben sich und der Prinzessin zu sehen“, raunte einer von Bahirs Begleitern ihm ins Ohr und zog sich unter Verbeugungen zurück. Aarif blieb keine Wahl, als sich in Richtung Bahirs einen Weg durch die Menge zu bahnen.
Kalila warf ihm einen schnellen Seitenblick und ein flüchtiges Lächeln zu, das Aarif mit einem leichten Neigen des Kopfes beantwortete. Das Lächeln vertiefte sich, aber der Ausdruck in ihren Augen war so traurig, dass sich Aarifs Herz zusammenzog. Wäre er jetzt seinem Instinkt gefolgt, hätte er sie in den Arm genommen und die Traurigkeit weggeküsst, doch das verbot sich von selbst.
Als Kalila sich wieder den Tänzern zuwandte, tat er es ihr nach.
Eine Darbietung folgte der anderen, zum Schluss führten Kinder ein besonders lautes und buntes Spektakel auf, das Kalila heftig beklatschte, bevor sie sich zu den kleinen Künstlern hinabbeugte und ihnen einzeln zu ihrer grandiosen Leistung gratulierte.
Damit waren die Aufführungen beendet, und Aarif konnte sehen, dass die Essensvorbereitungen inzwischen in vollem Gang waren. Überall wurden Bänke und Tische vor den Essensständen aufgebaut und mit dampfenden Platten, Krügen und Flaschen bestückt. Vielleicht konnten sie nach einem Anstandshappen endlich in Richtung Flughafen aufbrechen. Zumindest hoffte er das! Denn viel länger würde er die innere Anspannung nicht aushalten können.
Aarif nahm mit Kalila und ihrem Vater an einem Ehrentisch Platz, zusammen mit den Sicherheitsleuten und einzelnen ausgewählten Bürgern der Stadt. Angesichts des repräsentativen Querschnitts verzogen sich Aarifs Lippen zu einem zynischen Lächeln: ein hübsches Kind, eine ehrwürdige alte Frau und ein wohlbeleibter Kaufmann.
Gang für Gang wurde ihnen serviert – gegrillte Fleischspieße, Hühnchen mit Reis und Rosinen, gedämpfte Pflaumen und Feigen und pikantes Auberginenmus. Aarif nahm von allem ein wenig, um niemanden zu brüskieren, obwohl seine Nerven viel zu angespannt waren, um irgendetwas schmecken oder gar genießen zu können.
Nachdem die Platten abgeräumt waren, begannen Musik und Tanz von Neuem. Nur mit Mühe hielt Aarif seine Ungeduld im Zaum und überlegte, wie er die Prinzessin von dem nicht enden wollenden Fest loseisen konnte. Energisch bahnte er sich einen Weg zu König Bahir, der mit zufriedenem Lächeln eine weitere Tanzdarbietung verfolgte, bei der kriegerisch gekleidete Männer mit vor der Brust verschränkten Armen stampfend im Kreis liefen.
Instinktiv wandte Aarif den Kopf, um nach Kalila Ausschau zu halten, aber sie war nirgendwo zu sehen. Sein Herz zog sich schmerzhaft zusammen, während er mit gegen die gleißende Sonne zusammengekniffenen Augen den ganzen Platz nach ihrer grazilen Gestalt und der schwarz schimmernden Haarpracht absuchte.
Nichts. Aarif presste die Lippen zusammen, und als er sich umwandte, begegnete er Bahirs fragendem Blick. Ohne darauf zu reagieren, schaute er weiter um sich, bis der Bodyguard, den er angewiesen hatte, bei der Prinzessin zu bleiben, in sein Visier geriet. Grob schob er Zuschauer zur Seite, die ihm den Weg versperrten, und war mit wenigen Schritten bei dem bulligen Mann.
„Wo ist die Prinzessin?“
Der königliche Leibwächter zuckte unter dem scharfen Tonfall zusammen. „Sie hat sich einen Moment in die Kirche zurückgezogen, wo es wesentlich kühler ist als hier draußen. Ich dachte nicht …“
Aarif fluchte unterdrückt und ließ den Mann einfach stehen. Rasch schaute er um sich, bis er gefunden hatte, was er suchte.
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