Die verbotene Geliebte des Scheichs
Ein antikes Gotteshaus in byzantinischem Stil, aus einem blendend weißen Stein erbaut mit einem blauen Kreuz auf der Kuppel. Mit grimmiger Miene steuerte Aarif darauf zu.
Die Tür stand ein Stück auf, sodass er lautlos hineinschlüpfen konnte. Das Innere der Kirche war tatsächlich angenehm kühl, ziemlich dunkel und leer, bis auf wenige Bänke und einige Ikonen, die die ansonsten kahlen Wände zierten.
Kalila saß auf einer der Bänke, mit dem Rücken zu ihm. Irgendetwas an ihrer Haltung, der verkrampften Linie ihrer gebeugten Schultern und des gesenkten Kopfes ließ Aarif innehalten. Er atmete tief durch und wartete auf das Abflauen von Wut und Angst, die offensichtlich unberechtigt gewesen waren, doch die erhoffte Erleichterung trat nicht ein.
Dafür war seine Panik wahrscheinlich zu groß gewesen. Für einen Moment hatte er gedacht … sich erinnert …
Er räusperte sich, und Kalila wandte den Kopf. „Sind Sie gekommen, um mich zu holen?“
Aarif trat einen Schritt vor. „Ich habe mich gefragt, wo Sie sein könnten.“
„Ich brauchte unbedingt eine Abkühlung …“ Sie machte eine Pause, und er wartete. „Ich habe diesen Ort schon immer gemocht. Meine Eltern haben hier geheiratet. Die Kirche wurde erbaut, als die Byzantiner nach Afrika gingen. Das ist schon über tausend Jahre her“, erklärte sie und seufzte leise, während ihr Blick über die kahlen Wände glitt. „Sie hat die Invasion der Berber, der Ottomanen und Türken überlebt. Eine ziemliche Leistung, seine Identität über so viele Einflüsse hinwegzuretten, finden Sie nicht?“
Aarif kam noch näher. „Genauso, wie es Ihrem Land gelungen ist“, versuchte er, das Gespräch in neutralere Bahnen zu lenken. „Ich kenne Zaraqs Geschichte sehr gut, Prinzessin. Meine Mutter ist hier geboren worden, und meine ursprüngliche Heimat liegt in direkter Nachbarschaft. Aber während nahezu jedes Königreich im Laufe der Jahrhunderte unterging, hat Ihres als einziges überlebt.“
„Ja, weil wir nichts hatten, was irgendjemand der Invasoren wollte“, erwiderte sie lakonisch und lachte dann leise. „Eine karge Wüstenlandschaft, umringt von hohen Bergen und bevölkert mit wehrhaften Gesellen, die bereit waren, ihr Leben für ihr Eigentum zu geben. Kein Wunder, dass wir so lange überlebt haben! Bis die Franzosen gekommen sind und unsere Nickel- und Kupferminen entdeckt haben.“
„Unabhängigkeit ist ein Gut, das man nicht hoch genug einschätzen kann.“
„Das ist richtig“, bestätigte Kalila in einem so festen, bestimmten Ton, dass er aufhorchte. „Ich bin froh, dass wir uns darin einig sind.“
Aarif zögerte. Von dem unsicheren, bedrückten Geschöpf, das ihm noch vor wenigen Stunden vor dem Palast für den gestrigen Abend gedankt hatte, war nichts mehr zu spüren. Von der jungen Frau, die hier vor ihm saß, ging etwas so Kraftvolles, Entschlossenes aus, dass sich instinktiv seine Nackenhaare aufrichteten.
In einer Stunde sitzen wir im Flieger, sagte er sich. Drei Stunden später können wir bereits im Palast in Calista sein. Kalila wird in die Frauengemächer einziehen und dort, zusammen mit ihrer getreuen Dienerin, sicher untergebracht sein.
Weit weg von ihm!
Der Gedanke hätte ihn eigentlich beruhigen und entlasten müssen, stattdessen machte sich ein seltsames Verlustgefühl in seinem Innern breit.
„Das Fest war sehr schön, aber Sie haben richtig vermutet, Prinzessin, wir müssen uns auf den Weg machen. Die Zeit rennt, und es scheint ein Sturm aufzuziehen. Ein Schirokko. Als Wüstenbewohnerin wissen Sie selbst, wie gefährlich das sein kann.“
„Ein Sturm?“, horchte Kalila interessiert auf. „Werden wir unter diesen Umständen überhaupt fliegen können?“
„Nur, wenn wir sofort aufbrechen.“
Kalila zögerte, und Aarif hätte sie am liebsten in die Arme geschlossen und ihr versichert, dass er sie unter Einsatz seines Lebens beschützen würde.
„Es tut mir leid, Sie zur Eile drängen zu müssen, Prinzessin, aber es gibt Pflichten, die erfüllt …“ Unter ihrem eindringlichen Blick versagte ihm die Stimme, und was er in ihren Augen las, legte sich wie ein schweres Gewicht auf seine Seele.
„Ich komme“, sagte sie nach einer Pause mit klarer Stimme. „Ich bedaure es sehr, Prinz Aarif, dass ich Ihnen so viele Umstände mache.“ Kalila erhob sich und legte eine Hand auf seinen Arm. Aarif widerstand der Versuchung, sie mit seinen Fingern zu umschließen und ermutigend zu drücken.
„Sie machen mir absolut
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