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Die verbotene Pforte

Die verbotene Pforte

Titel: Die verbotene Pforte Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Nina Blazon
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ein zufriedenes Jaulen aus. Tobbs vergewisserte sich, dass Anguana ihm noch folgte, und als er das nächste Mal nach dem Fuchs sah, war dieser verschwunden.
    »Wohin hat er uns geführt?«, keuchte Anguana und blieb neben Tobbs stehen.
    »Zu einem Haus«, antwortete Tobbs. »Zumindest ist da drüben ein Tor.«
    Anguana drückte ihren Reisebeutel an sich und kniff misstrauisch die Augen zusammen. »Und wenn es eine Falle ist?«
    »Wenn ich in den vergangenen Wochen eines gelernt habe, dann dieses: Den Füchsen kann ich immer trauen«, erwiderte Tobbs im Brustton der Überzeugung.
    »Ich hoffe, du hast Recht«, sagte Anguana zögernd. Aber immerhin gab sie sich einen Ruck und folgte ihm durch das hölzerne Tor. Es bestand im Grunde nur aus zwei Holzstämmen, die in den Boden gerammt worden waren, und einem weiteren Balken, der quer darübergelegt worden war. Sobald sie das erste Tor passiert hatten, kam ein weiteres in Sicht und dann noch eines, immer im Abstand von einigen Dutzend Schritten. Der Zedernwald um sie herum wurde stiller und das Licht weicher. Und schließlich, als sie das achte Tor durchschritten hatten, standen sie vor einem kleinen tempelartigen Gebäude mit weißen Wänden. Sie bestanden aus einem faserigen papierartigen Material und bildeten einen auffälligen Kontrast zum schwarzen Lack ihrer Holzrahmen. Rechts und links von der quadratischen Eingangstür schimmerten zwei Fuchsstatuen aus poliertem Alabaster im Sonnenlicht.
    Tobbs musste den Kopf einziehen, um sich nicht am Türrahmen zu stoßen. Im Inneren des Häuschens befand sich nicht viel: eine Pfanne mit Kohlen, zwei geflochtene Matten und einige irdene Schüsseln, die sich neben einer Art Hausaltar stapelten. Reiskörner lagen auf dem Boden verstreut.
    »Niemand da!«, rief Tobbs Anguana zu und drehte sich in dem quadratischen Raum um sich selbst. »Ich weiß nicht, ob das wirklich ein Tempel ist. Aber an einer Wand hat jemand zwei Füchse verewigt. Von dem einen erkennt man nur noch eine Hinterpfote, der andere ist noch ganz. Er sitzt im Mondlicht.«
    Die feine Zeichnung war mit hellgrauer Tusche und wenigen Strichen hingezaubert worden. Beim Anblick der energischen Striche, mit denen der Maler das Wesen eines Fuchses so formvollendet eingefangen hatte, musste Tobbs lächeln. Es konnte gar nicht anders sein: Hier musste ein Freund wohnen!
    Anguanas Schatten fiel auf die Kohlenpfanne, als sie nun ebenfalls den Wohnraum betrat. Schwungvoll lud sie ihr Gepäck ab, aus dem immer noch Wasser tropfte.
    »Schön«, sagte sie. »Wir sind im Land Doman. Wir haben einen Ort, an dem wir uns ausruhen können und wohl einigermaßen sicher sind. Jetzt müssen wir überlegen, wie wir weiter vorgehen. Vielleicht sollten wir wirklich nach einer Siedlung suchen, in der Menschen wohnen. Ich bin sicher, dass es hier auch Leute gibt, die nicht bewaffnet sind. Möglicherweise erfährst du dort etwas über deine Eltern. Morgen machen wir einen Plan!« Sie gähnte. »Aber im Augenblick tun mir nur die Füße weh.«
    Sie schob ihren Reisebeutel mit dem Fuß auf eine der Matten, setzte sich hin und streckte die Beine aus.
    Tobbs musste lächeln. Anguana mochte zwar schneller schwimmen als ein Hai, lange Fußmärsche waren jedoch nichts für sie. Und schon gar kein Fuchsgalopp durch den Wald. Aber auch ihm tat eine Pause gut.
    Nach einer Weile wrang Anguana ihren Reisebeutel aus und hängte die nasse Kleidung zum Trocknen an einen Baum vor dem Tempel.
    Tobbs sammelte den Reis vom Boden auf, doch mehr als eine mickrige Handvoll der winzigen grauweißen Körner brachte er nicht zusammen. Für ein Abendessen entschieden zu wenig. Sein Magen knurrte so laut, dass ein paar Jungfüchse, die am Tempel spielten und ihn verstohlen beobachteten, erschrocken ins Dickicht flohen. Warum nur hatte er den Proviantbeutel verloren?
    Zu allem Überfluss ergoss sich von einem Augenblick zum nächsten ein kalter Herbstregen über das Land. Wind fegte nasses Laub vor sich her und trieb Tobbs und Anguana in ihren Unterschlupf zurück. Innerhalb weniger Augenblicke hatten Gewitterwolken den Himmel so verdunkelt, als wäre es Nacht.
    »Ich komme um vor Hunger«, murrte Tobbs nach einer Weile, während sein Magen mit dem Donnergrollen um die Wette rumpelte. Anguana hatte die Kohlen entzündet und schürte mit einer verrosteten Eisenzange die Glut.
    »Warum habe ich den Proviant nicht auf zwei Taschen verteilt?«, fuhr Tobbs fort.
    Anguanas Lächeln wirkte im schwachen Licht der Kohlenglut

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