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Die verbotene Pforte

Die verbotene Pforte

Titel: Die verbotene Pforte Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Nina Blazon
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den Spinnentanz!«
    Aufdringlich zupfte er an Tobbs’ Ärmel und deutete auf ein riesiges Werbeschild, auf dem Hunderte von wimmelnden Leuchtmaden die blinkende Aufschrift »Katziguros Arachnorama« bildeten.
    »Gegrillte Grillen, knusprige Kakerlaken!«, schrie ein Händler und streckte Anguana ein frittiertes Insekt am Spieß hin. »Spezialität des Landes. Woher kommst du, hübsches Mädchen?«
    »Los, weiter«, zischte Tobbs Anguana zu und zog sie mit sich.
    »Nette Perücke!«, rief der Grillenverkäufer ihnen hinterher.
    Hastig schob Anguana die verrutschte Haarsträhne wieder unter ihr Kopftuch.
    Sekunden später ließen sie sich inmitten einer Gruppe singender Leute durch die Straße treiben, die als Suppenschüsseln verkleidet waren und lautstark singend für »Alisakas Restaurant« warben.
    »Wir sollten uns auch Masken und andere Kleider besorgen«, flüsterte Anguana Tobbs zu. »Sonst werden wir sofort als Fremde erkannt.«
    »Papiere und Siegel!«, schnarrte eine Stimme neben ihnen. Tobbs machte vor Schreck einen Satz nach hinten. Vor ihnen stand ein Mann mit einem rasierten Viereck auf dem Schädel. Er trug eine grüne Uniform und einen breiten Seidengürtel. Seine Hamsterbacken wackelten, während er Anguana von Kopf bis Fuß musterte. »Na, wird’s bald, Mädchen?«
    Es dauerte einige Sekunden, bis Tobbs begriff, dass der Mann ihn nicht ansprach, weil er ihn für einen Städter hielt. Kein Wunder, schließlich sah Tobbs mit seinem glatten schwarzen Haar und den leicht schrägen Augen aus wie ein ganz normaler Domaner.
    »Papiere?«, fragte Anguana verdutzt. »Was denn für Papiere?«
    »Du bist Gast in Katuro, das sieht ein Blinder! Und jeder Ausländer muss sich ausweisen – mit gültigen Papieren und dem Siegel vom Stadtbüro!«
    »Stadtbüro?« Jetzt war Anguana noch ratloser.
    Tobbs wusste, was in ihr vorging: Der Kontrolleur hätte genauso gut eine Katze fragen können, wie die Quadratwurzel aus 487 lautete. Anguana hatte noch nie etwas von Ausweispapieren gehört. Sie kam aus den Bergen, ihre Welt waren Quellen und magische Bäche. Und sie hatte noch nie im Leben so viele Leute auf einem Haufen gesehen.
    »Sie ist gerade erst angekommen und hat noch keine Papiere«, erwiderte Tobbs schnell. »Aber ich wollte sie eben zum Büro bringen.«
    Der Beamte kniff misstrauisch die Augen zusammen. »Dann lauft ihr aber in die falsche Richtung, Junge. Man könnte meinen, ihr wolltet direkt ins Vergnügungsviertel.«
    Er rückte unangenehm nah an Tobbs heran und schnupperte, als wollte er feststellen, ob Tobbs ein faules Ei sei. »Bah! Du stinkst nach Wald!«, rief er. »Bist du etwa ein Magischer?«
    Die letzten Worte waren von einem Piksen seines Zeigefingers an Tobbs’ Brustbein begleitet.
    »He!«, sagte Tobbs warnend. »Finger weg! Ich bin kein ›Magischer‹!«
    »Ach wirklich?« Piks. »Deine Fratze gefällt mir aber trotzdem nicht!« Piks, piks. »Vielleicht sollte ich dich in die Kammer der Ketten werfen lassen?« Piks. »Da lernst du vielleicht ein bisschen Höflichkeit!« Bohr.
    »Wer ist hier unhöflich?«, erwiderte Tobbs empört. »Nimm gefälligst deine Pfoten von mir!«
    »Da seid ihr ja!« Eine kräftige Hand packte ihn von hinten und zog ihn ein Stück von dem Beamten weg. »Wir suchen dich schon die ganze Zeit!« Völlig verdattert ließ Tobbs es zu, dass er von einem … Goldfisch? … umarmt wurde wie ein lange vermisster Freund. Rote Seide mit Schuppenmuster knisterte, ein Fischgesicht mit schielenden Glupschaugen glotzte ihn an.
    »Und die neue Tänzerin für die Prozession des Fürsten hast du auch mitgebracht! Guter Mann!«, setzte ein zweiter Mann in der Verkleidung eines achtarmigen lila Kraken hinzu. Seine Stimme klang dumpf und hohl, als stammte sie aus einem Grab.
    »Hier, unsere Papiere!«, sagte der Goldfisch und zückte ein Kuvert. Darauf prangte ein Siegel in Form einer Blüte. »Die zwei gehören zu uns – Theater der Gezeiten. Die Frau ist unser ausländischer Gaststar aus … äh … Kandara. Der Fürst kann kaum erwarten, sie schwimmen zu sehen.«
    Der Beamte runzelte die Stirn und studierte die Papiere. Die Aussicht, dass der Fürst persönlich Anguana kennenlernen wollte, schien ihn zu beeindrucken.
    »Für die Prozession am Festtag, ja?«, knurrte er. Sein Zeigefinger schoss hoch und zielte direkt auf Tobbs’ Nase. »Der da sieht aber nicht so aus, als könne er schwimmen!«
    »Ihr habt Recht, Herr! Ihr habt Recht, gut erkannt, wie klug von Euch,

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