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Die verbotene Pforte

Die verbotene Pforte

Titel: Die verbotene Pforte Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Nina Blazon
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Herr!«, schleimte der Goldfisch und machte einen tiefen Bückling.
    Ein kriecherischer Goldfisch, dachte Tobbs. Ich stamme aus einem seltsamen Land.
    »Aber wir brauchen ihn, gnädiger Herr«, fuhr der Fisch fort. »Für das Aquarium der tausend Wunder, er muss …«
    Ein schriller Pfiff des Beamten unterbrach ihn. »Wache!«, rief er zwei bulligen Kerlen mit verquollenen Augen zu. »Den Kerl da ohne Kostüm. Festnehmen!«
    »Los, mach hin, Schankjunge!«, zischte der Krake, hakte Tobbs und Anguana einfach unter und zog sie mit sich in eine Seitengasse. »Und jetzt rennt!«
    Fünf Minuten in der Stadt und schon kamen sie mit dem Gesetz in Konflikt! Na wunderbar.
    Wenigstens schien Krake zu wissen, wo er hinmusste. Seine acht Arme wippten bei jedem Satz auf und ab, was ihm das Aussehen einer aufgeregt wedelnden alten Tante gab. Trotzdem flitzte er erstaunlich schnell die schmale Gasse entlang, dicht gefolgt von Tobbs und Anguana. Hinter ihnen ertönten Rufe und Getrappel. Verirrte Motten klatschten gegen Tobbs’ Stirn und puderten sein Gesicht mit leuchtendem Flügelstaub. Passanten sprangen zur Seite, als sie den wild gewordenen Tintenfisch herandonnern sahen. Und mitten unter den Gesichtern, die vorüberhuschten, fiel Tobbs ein schmales Gesicht auf.
    Ein junges Mädchen mit goldfarbenen Augen starrte nicht den Kraken an, sondern ihn! Und sein Anblick schien die Fremde zu verblüffen, denn ihr klappte regelrecht die Kinnlade nach unten.
    Schon waren sie vorbei. Keuchend folgte Tobbs dem Kraken in eine noch schmalere Gasse. Dort riss der Krake eine Klapptür auf. »Los, hier durch!«, befahl er. »Wartet auf den Fisch!«
    Im nächsten Augenblick standen sie in einem schäbigen Innenhof, während die Schritte des Kraken auf der anderen Seite der Tür verhallten. Kurz darauf stürmte die Meute der Verfolger vorbei.
    Erst als die trappelnden Schritte leiser wurden, wagten Tobbs und Anguana aufzuatmen.
    »Puh«, sagte Anguana, »das war knapp. Ab jetzt brauchen wir wirklich Masken!«
    Tobbs schluckte und sah sich um: schäbige Holzwände, die über und über mit Werbeschildern und Bannern behangen waren. Plötzlich klappte auf der anderen Seite des Hofes ein breites Holzbrett aus der Mauer und schwang auf wie ein Tor. Mühsam zwängte sich der Goldfisch hindurch und klappte das Brett wieder hinter sich zu.
    »Gerade noch mal gut gegangen!«, flüsterte er. »Von allen Kontrolleuren der Stadt ist dieser Grünkittel eindeutig der mieseste!«
    »Wer bist du?«, fragte Tobbs.
    Der Fisch griff sich an den Kopf und nahm die Maske ab. Zum Vorschein kam ein hageres, hübsches Gesicht. Der junge Mann hatte rotbraune Locken, umschattete grüne Augen und einen schicksalhaft wehmütigen Mund.
    »Na, Tobbs?«, fragte er verschmitzt. »Klingelt es?«
    Tobbs wurde heiß und kalt. Der Mann kannte seinen Namen! Und nicht nur das, er kam Tobbs auch vage bekannt vor. Diese Augen …
    »Keine Sorge«, beruhigte ihn der Mann. »Ich verrate euch nicht. Bin doch selbst illegal hier. Und ihr verpfeift mich gefälligst auch nicht, klar?«
    Endlich fiel der Groschen.
    »Du bist Ankou aus Tinadin!«, rief Tobbs. »Der entflohene Friedhofswächter! Du warst doch eine Zeit lang Mitglied im Schachclub der Todesfeen. Und jetzt hängt dein Steckbrief in der Taverne. Die haben ein Kopfgeld auf dich ausgesetzt!«
    »Hol erst mal Luft!«, unterbrach ihn Ankou lachend und deutete auf sein Goldfischkostüm. »Musste untertauchen, ganz recht«, sagte er dann. »Bin jetzt eine lebende Reklame für eines der vielen Theater der Stadt. Die beste Art, inkognito zu bleiben.«
    »Bist du wirklich vom Friedhof weggelaufen?«, wollte Anguana wissen. »Obwohl du wusstest, dass sie dich dann suchen werden?«
    Ankou seufzte tief. »Darauf kannst du wetten! Und ich würde jederzeit wieder türmen! Habt ihr schon mal eine Nacht auf einem Friedhof verbracht? Ich sage euch, ich wäre vor Angst beinahe gestorben.«
    »Wie denn? Du bist doch schon ein lebender Toter«, gab Tobbs zu bedenken.
    »Na und? Gegen einen Spaziergang mit anderen Verstorbenen hätte ich ja auch gar nichts gehabt, aber ich bin dazu verdonnert worden, alle Gräber zu bewachen und Eindringlinge fernzuhalten! Ausgerechnet ich!« Mit einem ironischen Grinsen deutete er auf seine hagere Gestalt, die sich unter dem Fischkostüm abzeichnete. »Sehe ich aus wie ein Kickboxer? Als ich zehn Jahre alt war, hat mich meine kleine Schwester immer verprügelt. Und was glaubt ihr wohl, wieso ich den Löffel

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