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Die verbotene Pforte

Die verbotene Pforte

Titel: Die verbotene Pforte Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Nina Blazon
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wie ein Domaner, ist aber einer von uns.«
    Dann trat Anguana ein und ein begeistertes Raunen ging durch den Raum. Die jungen Männer begannen zu lächeln und die Musiker strengten sich doppelt so sehr an.
    Kurz darauf saß die kleine Gruppe schon vor einigen Gläsern wohlriechendem Pflaumenwein, eingezwängt zwischen übereifrigen Gitarristen und drei Werwölfen.
    »Gute Musik!«, meinte Anguana und wippte mit dem Fuß mit. Unternehmungslustig sah sie sich um. »Bis jetzt haben wir Glück gehabt, was?«
    »Das stimmt.« Tobbs strahlte sie an. »Und morgen gehen wir in die Stadt und finden heraus, wo das Haus mit dem grünen Dach …«
    »Willst du tanzen?« Ankou drängelte sich einfach an Tobbs vorbei und verbeugte sich vor Anguana. Ohne das Goldfischkostüm sah er aus wie ein netter, etwas zu blasser Mann mit Schaffellweste und schwarzem Hemd.
    »Gerne!«, rief Anguana und sprang auf. Tobbs blieb völlig verdattert zurück.
    »Tja«, bemerkte Vurvolak trocken. »Jetzt hast du wohl verloren. Herzlich willkommen in Ankou Arnolds wunderbarer Welt der lächelnden Frauen!«
    Und zu Tobbs’ Ärger hatte er leider Recht. Das Mädchen beachtete ihn gar nicht mehr! Stattdessen lächelte es diesen windigen Ankou zuckersüß an und folgte ihm auf die Tanzfläche.
    Zehn Minuten später hatte sich die Kneipe in Anguanas- &-Ankou-Arnolds-Sensationsshow verwandelt. Sämtliche Werwölfe waren auf die Tische gesprungen und klatschten begeistert mit, Pfiffe und Rufe durchschnitten die Luft, während das Mädchen und der Friedhofsgeist über die Tanzfläche tobten. Na ja, Tobbs fand, sie wirkten eher wie hopsende Wahnsinnige.
    Noch nie hatte er Anguana so ausgelassen gesehen! Ihr Kopftuch war längst in die Ecke geflogen und den Haarknebel hatte sie sich bei einer temperamentvollen Drehung aus der Mähne geschüttelt. Sie wirbelte herum und achtete nicht einmal mehr darauf, dass ihr Ziegenfuß immer wieder hervorblitzte und für Tuscheln und Raunen sorgte. Es war, als tränke sie die Luft der fremden Stadt wie einen berauschenden Wein, der ihr viel zu schnell zu Kopf stieg. Und Tobbs hatte sie völlig vergessen.
    Wütend stand Tobbs auf und stapfte zur Treppe, die zu den Gasträumen führte. Niemand sah sich nach ihm um.
    Die Kammer war karg und hatte als Fenster nur eine schmale Scharte, damit nicht zu viel Licht in das Zimmer fiel. Missmutig ließ Tobbs sich auf eine harte Matte aus Reisstroh fallen, die wohl sein Bett darstellen sollte, und atmete tief durch. Aus dem Wirtsraum drang begeisterter Applaus zu ihm hoch, kurz darauf setzte die Musik wieder ein.
    Tobbs blickte auf die Uhr an seinem Handgelenk. Dort tickte immer noch die Zeit seiner Taverne. Jetzt war es schon ein Uhr nachts, doch Tobbs wusste, dass zu Hause niemand ein Auge zutun würde. Dopoulos hatte wahrscheinlich bereits Suchtrupps aufgestellt, Wanja hatte sicher jeden Winkel des Hauses durchforstet. Obwohl Tobbs immer noch eine Riesenwut auf Dopoulos hatte, wurde ihm das Herz schwer. Warum hatte der Wirt ihn angelogen und ihm verboten, nach Doman zu gehen? Konnte er nicht verstehen, dass Tobbs einfach nur sein Zuhause finden wollte?
    Er seufzte, streifte sich sein Hemd über den Kopf und schleuderte es in die Ecke. Morgen würde er das Haus mit dem grünen Dach finden! Beim Gedanken daran begann sein Herz schneller zu schlagen.
    Wie mochten seine Eltern aussehen? Sicher hatten sie dunkles Haar wie alle Domaner. Doch da war auch noch dieser andere Teil – der knurrende Teil von ihm, der gerne auf vier Beinen laufen würde …
    Seltsamerweise fiel ihm in diesem Augenblick die junge Frau ein, die ihn in der Gasse angestarrt hatte. Goldene Augen und schwarzes, glattes Haar. Sie hatte ihn angesehen, als wären sie sich schon einmal begegnet. Aber wo?

DER STECKBRIEF
    Bei Tag sah die Stadt farblos und ein bisschen schäbig aus. Die Falter schliefen in den Lampen, nur einige Glühwürmchen wiesen blinkend auf Imbissbuden am Straßenrand hin. Erstaunlich viele Leute mochten frittierte Insekten.
    Hatte man die richtigen Papiere, erschien die Stadt wie ein riesiger harmloser Vergnügungspark. Es gab zwar auch vornehme Villenviertel mit breiten sauberen Straßen und elegant geschwungenen Laternen, in denen hochgezüchtete Importfalter schwirrten, aber selbst die Soldaten und Adeligen, die dort lebten, ließen sich am liebsten in den winzigen Kaschemmen und Nachtclubs unterhalten.
    Es gab Bürger, es gab Händler, und vor allem gab es unzählige Stoffverkäufer und

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