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Die verbotene Pforte

Die verbotene Pforte

Titel: Die verbotene Pforte Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Nina Blazon
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Kavanian ist und weil ich an ihn gedacht habe«, fauchte die Fee. »Ich denke immer an ihn!«
    Mit diesen Worten raffte sie ihr Kleid und stampfte über das Gras davon.
    Es wurde schnell dunkel in Gwinnydell. Und gemein kalt war es inzwischen auch. Ein feiner Frühlingsregen hatte eingesetzt, der Tobbs frösteln ließ. Hinter den Klippen rauschte das Meer.
    »Und was machen wir jetzt?«, fragte Sid. »Sollen wir schauen, ob im Herrenhaus ein Platz für uns frei ist?«
    Tobbs überlegte eine Weile, dann schüttelte er den Kopf. »Wir müssen zuerst Mamsie Matata finden – ein Spiegel, den ich aus Yndalamor mitgebracht habe.«
    Sid sah zum Haus hinüber. »In der Nacht im Wald herumzustolpern bringt doch nichts. Wir sollten erst nach einem Unterschlupf Ausschau halten. Und sobald es hell wird, machen wir uns auf die Suche nach der Taverne und nach deinem Spiegel.«
    »Nein, wir gehen sofort los!«, brauste Tobbs auf. Am liebsten hätte er das Dämonenkind erwürgt. Das Schlimmste war, dass jede Minute, die er hier an Zeit verlor, genau einer Minute in der Zeitrechnung der Taverne entsprach. Was, wenn er nicht rechtzeitig zurückkam? Aber ohne Mamsie Matata konnte er nicht zurückkehren. Vom Mancor mal ganz abgesehen.
    »Kein Grund, mich gleich anzuschreien!«, schnaubte Sid beleidigt.
    »Dann hör endlich auf, Chaos zu verbreiten!«, brüllte Tobbs. Fluchend drehte er sich um und stapfte auf das Herrenhaus zu. Er hatte genug von diesem Dämon, genug davon, Schwierigkeiten zu haben. Was er jetzt brauchte, waren ein paar Minuten für sich allein, um einen klaren Kopf zu bekommen.
    Das Haus war von mehreren knorrigen Bäumen umgeben. Und auf einem der niedrigeren Äste hing ein Nebelschweif.
    Tobbs zog sich sein durchnässtes Hemd enger um den Körper und ging auf den Baum zu. Wie er vermutet hatte, war es die Todesfee. Sie hing im Baum und starrte traurig in ein hell erleuchtetes Fenster im Erdgeschoss. Das Licht schien durch sie hindurch und brachte den nassen Ast, auf dem sie saß, zum Glänzen. Tobbs schlich sich näher heran, doch die Banshee beachtete ihn ohnehin nicht. Nicht einmal, als er den untersten Ast ergriff und auf den Baum kletterte, drehte sie sich nach ihm um. Tobbs ließ sich neben ihr nieder und spähte durch das Fenster.
    Vor ihm tat sich eine Art Küche auf – Glasgefäße und Metallkästen standen überall herum. Auf einer Holzplatte hatte jemand Steinstücke aufgehäuft. Und hinter einem alten Tisch saß ein blasser, junger Mann mit umschatteten Augen. Er trug ein schwarzes Hemd, schwarze Lederbänder um die Handgelenke, eine schwarze Kette mit einem schwarzen Stein um den Hals und hatte langes Haar, so schwarz, wie es kein Mensch haben konnte – es sei denn, jemand hätte kräftig mit Farbe nachgeholfen. Es rahmte ein blasses, hageres Gesicht ein. Schön konnte man den jungen Mann nicht nennen, aber seine Augen wirkten durch ein wenig schwarze Schminke groß und beinahe dämonisch ausdrucksvoll. Die Banshee schniefte und wischte sich ganz unfeenhaft mit dem Ärmel über die Nase.
    »Ist er das?«, flüsterte Tobbs.
    Das tote Mädchen nickte. »Er heißt Jamie«, sagte sie mit erstickter Stimme.
    »Und wie heißt du?«
    »Megan. Die Gemeuchelte Megan. Dabei wurde ich gar nicht mit dem Dolch gemeuchelt, sondern nur von der obersten Stufe der Treppe runtergeschubst. Manche nennen mich auch nur die Weinende Lady. Dabei habe ich nur wegen meiner Hochzeit geweint – jeder hätte geheult, wenn er mit Lord Sedrick dem Zahnlosen verheiratet worden wäre. Er war nicht nur hässlich, sondern auch noch gierig. Wollte nur an mein Geld. Steht alles in der Chronik, die dort auf dem Tisch liegt, siehst du?«
    »Was macht Jamie da eigentlich?«
    Megan seufzte. »Ist das wichtig? Wichtig ist nur, dass er dank deines kleinen Freundes sterben wird.«
    Gerade eben hatte Jamie sich einen Augenschutz aufgesetzt, der den Käferaugen aus der Spiegelstadt sehr ähnlich war, und starrte konzentriert durch eine Art Fernrohr in eine Kiste. Was er sah, gefiel ihm offensichtlich gar nicht, denn er fluchte und gestikulierte wütend mit den Armen. Tobbs hatte eine Idee – nicht die beste Idee, aber besser als nichts.
    »Ich könnte ihn doch warnen. Mich kann er ja sehen. Vielleicht wird er dann aufpassen und das Unglück umgehen.«
    Die Todesfee sah ihn verächtlich an und schüttelte den Kopf.
    »Du hast wirklich keine Ahnung, Blaukopf. Geh von meinem Baum und stiehl mir nicht die wenigen Stunden, die ich noch mit

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