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Die verbotenen Evangelien: Apokryphe Schriften

Die verbotenen Evangelien: Apokryphe Schriften

Titel: Die verbotenen Evangelien: Apokryphe Schriften Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Katharina Ceming Jürgen Werlitz
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christlichen Festkalenders, vor allem was die Marienfeste betrifft, und schließlich auch auf den Glauben der Kirche, selbst auf Dogmen, wie die Jungfräulichkeit Marias
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    Diese Ausrichtung des Evangeliums an Maria bringt es mit sich, dass sich zwei Drittel des Werkes fast ausschließlich mit der Gottesmutter beschäftigen und nur ungefähr ein Drittel mit der Geburt des Herrn und damit mit Jesus Christus selbst. Waren die Informationen über Maria und ihre Familie bei Matthäus und Lukas, die als einzige kanonische Schriften von der Geburt Jesu erzählen, nur äußerst spärlich, so hat sie das Protevangelium beträchtlich vermehrt. Jakobus berichtet von der Sehnsucht des kinderlosen Paares Joachim und Anna nach Nachwuchs, die einige alttestamentliche Parallelen, z. B. bei Abraham und Sara hat, von der wunderbaren Empfängnis und der Geburt Marias, ihrem Aufwachsen in Familie und im Tempel und ihrem von Gott gefügten Verhältnis zu dem Witwer Josef (Kapitel 1–16). Es schildert die Verwicklungen, die sich durch die jungfräuliche Empfängnis Marias ergaben, sowie die Geburt Jesu in Bethlehem (Kapitel 17–21). Ein Nachtrag ist wahrscheinlich der Teil, der abschließend die Kinderverfolgung des Herodes mit der Geschichte von Johannes dem Täufer und der Ermordung seines Vaters Zacharias im Tempel verquickt (Kapitel 22–24)
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    Die folgende Übersetzung folgt der ältesten Handschrift, dem Papyrus Bodmer 5, einer erstmals 1958 veröffentlichten Textversion, die aus dem 4. oder sogar 3. Jahrhundert n. Chr. stammt. Auch wenn es sich wahrscheinlich nicht um die älteste rekonstruierbareTextfassung handelt, ist dieser Text als ältester Zeuge der Übersetzung durchgängig zugrunde gelegt. Es wurden nur dort weitere Handschriften-Lesarten in Kursive hinzugezogen, wo es das Verständnis des Textes erfordert
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G EBURT M ARIAS O FFENBARUNG DES J AKOBUS
1. K APITEL
    (1) In den Geschichten der zwölf Stämme war Joachim sehr reich und brachte dem Herrn doppelt so viele Opfergaben wie erforderlich dar, denn er sagte sich: „Mein Überfluss soll dem ganzen Volk und mein Pflichtteil Gott, dem Herrn, zu meiner Versöhnung gehören.“
    Eigentlich Ruben als als ein Mann aus dem Stamm Ruben, der nach dem Erstgeborenen Jakobs benannt ist.
    (2) Es nahte aber der große Tag des Herrn, und die Israeliten brachten ihre Gaben dar. Da traten sie vor ihn hin, auch Rubel, und sagten: „Es ist dir nicht gestattet, deine Gaben als erster zu bringen, denn du hast keine Nachkommen in Israel hervorgebracht.“
    Gen 18,10–15; 17,15–19
    (3) Das machte Joachim sehr traurig, und er ging zum Zwölfstämmeregister des Volkes
und sagte sich dabei: „Ich will im Zwölfstämmeregister Israels nachsehen
, ob ich denn der einzige bin, der sich in Israel keine Nachkommen geschaffen hat.“
Er
forschte nach und fand bei allen Gerechten heraus, dass sie Nachkommen in Israel erweckt hatten. Und
er
erinnerte
sich
an den Patriarchen Abraham, dem Gott, der Herr, in seinen letzten Tagen einen Sohn, den Isaak, geschenkt hatte.
    Mt 4,2 schildert Jesu 40-tägigen Wüstenaufenthalt. Die Zahl 40 symbolisiert offensichtlich Vollständigkeit und Abgeschlossenheit in Bezug auf einen Zeitraum.
    (4) Joachim war sehr traurig. Er zeigte sich nicht seiner Frau, sondern begab sich in die Wüste. Dort stellte er ein Zelt auf und fastete 40 Tage und 40 Nächte. Joachim sagte sich: „Ich werde nicht zurückgehen, weder zum Essen noch zum Trinken, bis der Herr, mein Gott, sich um mich kümmert. Bis dahin soll mir das Gebet Speise und Trank sein.“
2. K APITEL
    Jes 54
    (1) Seine Frau Anna aber stimmte zwei Klagen an, erhob zweifaches Jammern und sagte: „Ich will betrauern meine Witwenschaft, und ich will betrauern meine Kinderlosigkeit.“
    (2) Der große Tag des Herrn aber war nahe. Da sprach Euthine, ihre Magd, zu ihr: „Wie lange willst du deine Seele noch erniedrigen? Nahe ist der große Tag des Herrn, da darfst du nicht trauern! Nimm statt dessen dieses Kopftuch, das mir die Meisterin geschenkt hat! Denn mir ist es nicht gestattet, es zu tragen, weil ich nur deine Magd bin, es aber ein königliches Abzeichen hat.“
    (3) Anna entgegnete: „Geh weg von mir! Das habe nicht ich getan, vielmehr war es Gott, der Herr, der mich sehr erniedrigt hat. Bestimmt hat dir das ein Betrüger gegeben, und jetzt bist du gekommen und willst mich an deiner Schuld beteiligen!“
    Euthine, die Magd, antwortete: „Was soll ich dich noch verwünschen, weil du nicht auf mich gehört

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