Die verbotenen Evangelien: Apokryphe Schriften
hast? Gott, der Herr, hat deinen Mutterschoß ja schon verschlossen, um dir keine Frucht in Israel zu geben.“
Gen 21,1
(4) Da wurde Anna sehr traurig. Sie zog aber ihr Trauergewand aus, wusch sich den Kopf und legte ihr Hochzeitskleid an. Um die neunte Stunde stieg sie hinab in ihren Garten, um spazieren zu gehen. Da erblickte sie einen Lorbeerbaum und setzte sich darunter. Nachdem sie ausgeruht hatte, flehte sie den Herrn an und sprach: „Gott der Väter, segne mich und erhöre meine Bitte, wie du die Mutter Sara gesegnet und ihr den Sohn Isaak geschenkt hast.“
3. K APITEL
Jer 15,10; Hi 3,1–12; 10,18
(1) Und Anna
sah
zum Himmel hinauf und erblickte ein Sperlingsnest im Lorbeerbaum. Sofort klagte sie über sich und sprach: „Wehe mir, wer hat mich gezeugt? Welcher Mutterschoß hat mich hervorgebracht? Denn als Fluch bin ich geboren vor diesen allen und vor den Israeliten. Ich wurde geschmäht, ließ mich verhöhnen und vertreiben aus dem Tempel des Herrn, meines Gottes.
Weish 11,15; 2 Petr 2,12
(2) Wehe mir, wem bin ich gleich geworden? Nicht den Vögeln des Himmels, denn auch die Vögel des Himmels sind fruchtbar vor dir, Herr. Wem bin ich gleich geworden? Nicht den vernunftlosen Lebewesen, denn auch die vernunftlosen Lebewesen sind fruchtbar vor dir, Herr. Wem bin ich gleich geworden? Nicht den Landtieren, denn auch die Landtiere sind fruchtbar vor dir, Herr.
(3) Wehe mir, wem bin ich gleich geworden? Nicht diesen Wassern, denn auch diese Wasser sind einmal ruhig und einmal sprudelnd, und ihre Fische preisen dich, Herr. Weh mir, wem bin ich gleich geworden?Nicht dieser Erde, denn auch die Erde bringt ihre Früchte je zu ihrer Zeit hervor und preist dich, Herr.“
4. K APITEL
(1) Und siehe, da trat ein Engel des Herrn zu ihr und sprach: „Anna, Anna, Gott, der Herr, hat deine Bitte erhört. Du wirst empfangen und gebären, und deine Nachkommenschaft wird auf der ganzen Welt bekannt werden!“
Lk 1,13
In 1 Sam 1,11 verspricht Hanna in ähnlicher Situation vor der Empfängnis des Samuel: „(Ich will) ihn dem Herrn weihen sein Leben lang.“
Anna sprach: „So wahr Gott, der Herr, lebt! Wenn ich gebäre, sei es ein Junge oder ein Mädchen, werde ich es dem Herrn, meinem Gott, als Geschenk darbringen, und es wird ihm dienen, solange es lebt.“
(2) Und siehe, da kamen zwei Boten und sagten zu ihr: „Siehe, Joachim, dein Mann, kommt mit seinen Herden.“ Denn ein Engel des Herrn war zu Joachim hinabgekommen und hatte zu ihm gesagt: „Joachim, Joachim, Gott, der Herr, hat deine Bitte erhört. Komm herab von hier! Siehe, deine Frau Anna hat in ihrem Bauch empfangen.“
(3) Und sofort stieg Joachim hinab, rief seine Hirten und befahl ihnen: „Bringt mir zehn makel- und fehlerlose Lämmer hierher – die zehn Lämmer soll Gott, der Herr, bekommen. Und bringt mir zwölf zarte Kälber – die zwölf Kälber sollen die Priester und der Rat der Alten bekommen; und schließlich 100 Böcke – die 100 Böcke soll das ganze Volk bekommen.“
Jes 49,21; 54,1–6
(4) Und siehe, als Joachim mit seinen Hirten eintraf, stand Anna unter der Türe und sah Joachim mit seinenHirten kommen. Als sie ihn erblickte, lief Anna sofort zu ihm, umarmte ihn und sagte: „Jetzt weiß ich, dass Gott, der Herr, dich reich gesegnet hat.
Denn siehe, die Witwe ist keine Witwe mehr, und ich, die Kinderlose, habe in meinem Bauch empfangen.“
Joachim ruhte sich aber am ersten Tag aus in seinem Haus.
5. K APITEL
Ex 28,36. 38: „Dann verfertige ein Stirnblatt aus reinem Gold und graviere darauf in Siegelstecherarbeit ein: ‚Heilig dem Herrn!‘ (…) Es soll auf Aarons Stirn sein; und so nehme Aaron die Verfehlungen an den Weihegaben, die die Söhne Israels darbringen bei ihren heiligen Abgaben auf sich! (…).
(1) Als er aber am nächsten Tag seine Gaben darbrachte, sagte er zu sich: „Wenn mir Gott, der Herr, gewogen ist, wird es mir das Stirnband des Priesters zeigen.“ Und Joachim brachte seine Gaben dar und achtete dabei auf das Stirnband des Priesters, als er auf den Brandopferaltar hinaufstieg. Er wurde sich aber keiner Sünde in sich selbst bewusst. Da sprach Joachim: „Nun weiß ich, dass mir Gott, der Herr, gewogen ist und mir alle meine Sünden vergeben hat.“ Er stieg als Gerechtfertigter vom Tempel des Herrn hinab und begab sich in sein Haus.
Wahrscheinlich sind die sechs Monate seit der Rückkehr Joachims gerechnet. Andere Textzeugen bieten hier acht oder neun Monate.
(2) Sechs Monate vergingen, wie (der
Weitere Kostenlose Bücher