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Die verbotenen Küsse des Scheichs (German Edition)

Die verbotenen Küsse des Scheichs (German Edition)

Titel: Die verbotenen Küsse des Scheichs (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Marguerite Kaye
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die Paarung, die zur Geburt von Erben führen sollte. So war es in der Natur. So war es im königlichen Palast, im Harem.
    Cassie jedoch schien das alles ganz anders zu sehen. Und seltsamerweise wurde ihm ihre Sichtweise von Tag zu Tag sympathischer. Früher wäre er nie auf die Idee gekommen, konsequent mit den Traditionen seines Landes zu brechen, auch wenn sie ihm manchmal unbequem und altmodisch erschienen. Cassie jedoch hatte ihm gezeigt, dass man auch anders leben konnte. Sie hatte seine Überzeugungen hinterfragt. Sie hatte ihn zum Nachdenken gebracht. Sie hatte ihn, ohne dass es ihm wirklich aufgefallen war, zu einem anderen Menschen gemacht. Früher hatte er sich nie eingestanden, wie einsam er sich in seiner Rolle als Fürst fühlte. Sie hatte es ihm gezeigt und mit ihrer Herzenswärme gleichzeitig seine Einsamkeit vertrieben.
    Jeder Mensch braucht jemanden, dem er vertrauen kann, hatte sie gesagt.
    Er stieß einen Fluch aus. Wenn sie ihn nicht irgendwie dazu gebracht hätte, das Leben mit ihren Augen zu sehen, dann hätte er einfach so weitermachen können, wie er es gelernt hatte. Er war nicht glücklich gewesen, aber doch einigermaßen zufrieden. Jetzt hingegen …
    Nein, er wollte sich nicht selbst belügen. Er war auch nicht zufrieden gewesen. Die Erlebnisse seiner Kindheit hatten ihn verfolgt und gequält. Und jetzt – komisch, dass es ihm nicht eher aufgefallen war – konnte er zurückschauen, ohne zu leiden. Er wurde nicht mehr von Albträumen heimgesucht. Seine Erinnerungen selbst hatten sich nicht geändert, aber er hatte sich von den Gefühlen der Ohnmacht, der Angst und des Hasses befreit, die ihn früher überfallen hatten, wenn er an seine Vergangenheit dachte. Es musste geschehen sein, als Cassie die Reitgerte zerbrach, mit der sein Vater ihn zu schlagen pflegte.
    Jamil stieß einen tiefen Seufzer aus. Cassie hatte nicht seinen Zorn, sondern seine Bewunderung verdient. Sie hatte nicht nur bei der Erziehung Linahs hervorragende Arbeit geleistet, sondern aus einem unglücklichen kleinen Mädchen ein fröhliches gemacht. Darüber hinaus hatte sie sich schnell an das Leben in Daar-el-Abbah gewöhnt, obwohl ihr Kultur, Klima und Sprache fremd waren. Sie hatte begonnen, Arabisch zu lernen. Sie liebte die Wüste wie eine Einheimische und zeigte ein so großes Interesse an der Geschichte des Landes, dass er immer wieder erstaunt war. Sie war eine schöne und begehrenswerte Frau und zugleich eine überaus kluge bemerkenswerte Persönlichkeit.
    Ein Lächeln huschte über sein Gesicht, als ihm einfiel, wie oft sie ihre Gedanken hinausposaunte, ohne vorher nachzudenken. Wie sie die Hand vor den Mund legte, als könne sie die voreiligen Worte zurückstoßen. Wie sie in solchen Momenten zugleich schuldbewusst und trotzig aussah.
    Jede Erinnerung führte zu einer weiteren. Cassie war eine hervorragende Reiterin. Sie unterschied nicht zwischen kleinen und großen Aufgaben, sondern wollte alles gut machen. Sie legte Linah gegenüber eine bewundernswerte Geduld an den Tag, obwohl ihr Temperament ihr das gewiss nicht leicht machte. Sie hatte die schönsten Augen, die er je gesehen, und das wundervollste Lachen, das er je gehört hatte. Sie bewegte sich voller Anmut und verfügte in vielen Situationen über eine erstaunliche Selbstbeherrschung. Ihre Nervosität allerdings verriet sie jedes Mal dadurch, dass sie die Hände unruhig öffnete und schloss. Auch war es ihr gänzlich unmöglich, ihre Gefühle zu verbergen.
    Es hatte ihm immer gefallen, dass sie stets mit großer Zuneigung und Zärtlichkeit von ihren Schwestern sprach. Er achtete sie dafür, dass sie sich so sehr bemühte, sich nicht anmerken zu lassen, wie sehr das Benehmen ihres Vaters sie gekränkt hatte. Sie war dickköpfig und hasste es, herumkommandiert zu werden. Doch sie war durchaus bereit, einen guten Rat anzunehmen. Wenn sie zuhörte, dann hörte sie wirklich zu und machte sich Gedanken über das Gehörte. Sie war etwas ganz Besonderes.
    Die Skorpione waren verschwunden. Still lag die Oase lag im Mondlicht. Jamil hob eine Handvoll Sand auf und ließ ihn durch die Finger rieseln. Er hatte keine Anweisung gegeben, Cassies Abreise vorzubereiten. Er hatte allerdings auch nichts getan, um diese Abreise zu verhindern. Würde Cassie fort sein, wenn er zurückkehrte? Er hatte sehr wohl die Entschlossenheit in ihrer Stimme gehört.
    Ich sollte froh sein, wenn sie Daar-el-Abbah recht bald verlässt, sodass ich nie wieder in Versuchung geführt

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