Die verbotenen Küsse des Scheichs (German Edition)
würden sie nicht weiter beachten.
Gleich darauf betrat sie ihr Schlafgemach. Sie ließ das Handtuch zu Boden fallen, zog die nassen Kleidungsstücke aus und kroch zitternd unter die Decke.
Sie liebte Jamil. Das war das Wundervollste, das ihr je geschehen war. Es war aber auch das Schlimmste, was ihr hatte geschehen können.
Sie schluchzte auf, Tränen traten ihr in die Augen. Sie weinte, bis sie schließlich völlig erschöpft in einen unruhigen Schlaf fiel.
Jamil hatte wütend auf die Tür gestarrt, durch die Cassie verschwunden war, und dann beschlossen, sich in das eiskalte Wasser des Beckens im Nebenraum zu stürzen. Das würde ihn abkühlen!
Doch als er zitternd vor Kälte aus dem Wasser stieg, hatte sein Zorn nicht nachgelassen. Nie zuvor war er über sich selbst so verärgert gewesen. Von Kindheit an hatte man ihn gelehrt, sich zu beherrschen. Und im Allgemeinen gelang es ihm relativ mühelos, seine Gefühle zu unterdrücken. Warum, zum Teufel, fühlte er sich seinen Emotionen so machtlos ausgeliefert, wenn es um Cassie ging? Warum ließ das Verlangen nach ihr nicht nach, obwohl er doch gerade zwei Höhepunkte erlebt hatte, mit denen kein bisheriger sich messen konnte?
Offenbar war Cassie keine Frau, deren man leicht überdrüssig wurde. Tatsächlich konnte er sich nicht vorstellen, ihrer jemals überdrüssig zu werden. Trotz ihrer anerzogenen englischen Zurückhaltung war sie so temperamentvoll wie ein wildes Geschöpf der Wüste. Er würde ihr vermitteln können, wie unsinnig es war, Scham zu empfinden. Als ihr Lehrer konnte er ihr zeigen, welche Erfüllung in der körperlichen Liebe zu finden war. Sie war von Natur aus leidenschaftlich und wissbegierig. Aber über manche Gefühle wusste er mehr als sie.
Nur, dass er sie niemals besitzen würde! Die Ehre verbot es ihm. Es gab Grenzen, die er nicht überschreiten durfte. Es sei denn …
Es sei denn, er würde zuerst tun, was die Ehre von ihm verlangte.
Als Cassie mit ihrem Verschwinden seine Tochter und ihn so in Angst versetzt hatte, hatte Linah etwas gesagt, das ihm jetzt einfiel. Ein Lächeln huschte über sein Gesicht. Auch in den arabischen Ländern gab es ein Sprichwort, das lautete: Kindermund tut Wahrheit kund.
Jamil runzelte die Stirn. Viele Hindernisse würden zu überwinden sein. Man musste mit diplomatischen Verwicklungen rechnen und damit, dass ein Aufschrei der Entrüstung durch den Ältestenrat ging. Außerdem hatte er kürzlich den Ehevertrag mit Prinzessin Adira unterschrieben. Das waren keine leicht zu lösenden Probleme.
Er griff nach einem Handtuch und trocknete sich ab.
Noch immer lagen tiefe Falten auf seiner Stirn, doch er hatte schon begonnen, Pläne zu schmieden. Wie Cassie so richtig gesagt hatte, besaß er als Fürst von Daar-el-Abbah die Macht, sich über Traditionen hinwegzusetzen und Dinge nach seinem Willen zu ändern. Seit einiger Zeit schon hatte er sich als Gefangener seiner Verantwortung gefühlt. Schwerer und schwerer war ihm die Erfüllung seiner Pflichten gefallen. Doch jetzt spürte er neue Kraft und frische Begeisterung. Mit Cassie an seiner Seite würde er sich gern allen Herausforderungen stellen. Sie würde ihm privates Glück schenken und zugleich dem Land nützen, da sie über hervorragende Verbindungen nach England verfügte.
Wahrhaftig, wenn er diesen Schritt machte, sollte sein Volk ihm dankbar sein!
Natürlich musste er alles noch in Ruhe durchdenken. Dann würde er in die Verhandlungen einsteigen. Halim, der ein wahrer Meister der Diplomatie war, würde ihn dabei unterstützen, ebenso wie Lady Celia.
Jetzt lächelte er wieder. Er würde bekommen, was er sich mehr als alles in der Welt wünschte. Zum ersten Mal in seinem Leben würde er sich nehmen, was er wirklich begehrte. Die Nacht würde er nutzen, um sich geistig mit allem auseinanderzusetzen. Und schon am nächsten Tag würde er handeln.
Wenn Cassie eine schwerwiegende Entscheidung treffen oder eine kleine Katastrophe bewältigen musste, hatte sie früher meist ihre Schwester Celia um Rat gefragt. Oft hatte diese gesagt, sie solle erst einmal darüber schlafen. Tatsächlich wirkten Probleme im hellen Licht des nächsten Morgen meist nicht mehr so bedrohlich, und manche Entscheidungen schienen über Nacht von ganz allein zu fallen.
Diesmal war es nicht so.
Cassie hatte schlecht geschlafen und war den Tränen nahe, als sie sich ankleidete und frisierte. Sie liebte Jamil – und hatte keine Ahnung, wie es weitergehen sollte. Es war ein
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