Die verbotenen Küsse des Scheichs (German Edition)
zuvor. Dennoch brauchte es Mut, den nächsten Schritt zu tun. Als sie aber die Lippen um ihn schloss, verflüchtigten sich alle Zweifel. Dies war nicht nur für Jamil, sondern auch für sie wundervoll.
Später lagen sie eng aneinandergeschmiegt auf einer der hölzernen Liegen, die bei Massagen genutzt wurden. In diesem Raum war die Luft angenehm warm. Zu erschöpft, um zu sprechen, schauten sie einander nur an und genossen es, dem anderen so nahe zu sein.
Cassie bewegte sich als Erste. „Ich muss gehen. Wenn jemand sieht, wie ich das Hamam verlasse …“
„Bist du besorgt, weil die Leute über dich reden könnten?“
Sie schüttelte den Kopf. „Ich bin besorgt, weil sie über dich reden könnten. Du hast mir doch immer wieder gesagt, wie ungeheuer wichtig es ist, dass wir äußerste Diskretion wahren. Die Mitglieder des Ältestenrats …“
„… sind ausnahmslos meine Untertanen“, unterbrach er sie. „Ich werde nicht zulassen, dass man Klatschgeschichten über uns verbreitet.“
Das war so absurd, dass sie lächeln musste. „Auch wenn du der mächtigste Mann weit und breit bist, kannst du die Menschen nicht davon abhalten zu klatschen.“ Ihr Lächeln erlosch, denn ihr war klar geworden, wie die Zukunft aussehen würde. „Wann wird mich als deine Mätresse beschimpfen.“
Das erzürnte ihn. „Wer auch immer es wagt, dergleichen zu behaupten …“
„Wer auch immer es wagt, spricht die Wahrheit.“ Sie schaute ihn an und erschrak. Alles Blut wich aus ihren Wangen. Ihre Augen weiteten sich. Denn gerade hatte sie begriffen, was geschehen war: Sie hatte sich in Jamil verliebt.
„Cassie?“
Ich liebe ihn. Ich liebe Jamil al-Nazarri, Fürst von Daar-el-Abbah.
„Cassandra?“
Warum hatte sie die Wahrheit nicht eher erkannt? Natürlich liebte sie ihn. Warum sonst hätte sie sich wie eine unmoralische Frau benehmen sollen? Sie, die sie sich geschworen hatte, ihr Herz nie wieder zu verschenken, hatte es nun doch verloren. Wie dumm musste man sein, um diesen Fehler ein zweites Mal zu machen! Und doch fühlte es sich diesmal ganz anders an. Nicht dumm, sondern richtig. Ja, dies war die Liebe, über die die Dichter schrieben: die wahre, ewige unsterbliche Liebe.
Ihr fiel ein, wie sie in dem geheimen Garten mit Jamil darüber gesprochen hatte. Damals hatte sie nicht geahnt, wie bald dieses unendlich große Gefühl sie erfüllen würde. Was sie für Augustus empfunden hatte, erschien ihr plötzlich albern und kindisch. Jetzt endlich kannte sie die Liebe. Denn sie liebte Jamil.
„Cassie, geht es dir nicht gut?“, fragte er sichtlich beunruhigt.
Sie machte einen Schritt auf ihn zu und streckte die Hand nach ihm aus.
„Hab keine Angst, ich werde nicht zulassen, dass dich jemand kränkt.“
„Darum geht es nicht.“
Sie war noch immer sehr blass, und er machte sich ernstlich Sorgen um sie. Es war offensichtlich, dass sie bereute, was geschehen war. Die Erkenntnis schmerzte ihn. Auch das Wissen darum, dass er sich nicht offen zu Cassie bekennen konnte, bedrückte ihn. Nicht, weil er sich für sein Tun schämte. Nein, im Gegenteil! Am liebsten hätte er sich vor aller Welt dazu bekannt. Dass Cassie vernünftiger war und ihre Beziehung um jeden Preis geheim halten wollte, weckte seine Unzufriedenheit. Warum, zum Teufel, musste alles so kompliziert sein?
„Du schämst dich“, meinte er vorwurfsvoll. „Ich hätte es wissen müssen!“
„Nein! So etwas darfst du nicht sagen!“ Dieses verwirrende Gefühl aus Glück, Befriedigung und Sorge um die Zukunft löste sich auf. Was blieb, war die Sorge um Jamil, der plötzlich so verletzt und wütend wirkte. „Du glaubst hoffentlich nicht, ich würde bereuen, was wir getan haben? Nein, nein, du missverstehst das vollkommen!“
„Dann erkläre es mir!“
„Das kann ich nicht.“ Sie wandte sich ab und lief in den Raum, in dem sie den nackten Jamil auf der Marmorbank entdeckt hatte. Dort auf dem Boden lag ihre durchnässte Kleidung. Es war mühsam, sie anzuziehen. Und es war ganz unmöglich, so den halben Palast zu durchqueren, um in ihre eigenen Räumlichkeiten zurückzukommen. Suchend schaute sie sich um. Ihr fiel ein, dass sie im ersten Zimmer einen Stapel Handtücher gesehen hatte. Ja, dort lagen sie. Zum Glück waren sie sehr groß.
Sie wickelte sich in eines wie in eine Toga und machte sich auf den Weg. Niemand begegnete ihr unterwegs. Die Wachen vor der Tür zum Hof der Scheherezade machten einen so verschlafenen Eindruck, dass Cassie hoffte, sie
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