Die verbotenen Küsse des Scheichs (German Edition)
auch wenn es verboten war, dieses eine Mal ohne männliche Begleitung auszureiten.
Wenig später hatten sie die Stadt hinter sich gelassen und schlugen die Route zur Oase Maldissi ein. Dort legten sie eine Pause ein, damit die Pferde trinken konnten. Anschließend wollte Cassie nach Daar zurückkehren. Linah jedoch bat um einen letzten Gefallen.
„Können wir ein Wettrennen machen?“
Da ihr Pony bedeutend langsamer war als die Stute, die Cassie ritt, durfte Linah ein Stück vorausreiten. Sogleich galoppierte sie los. Cassie wollte ihr folgen, aber irgendetwas mit dem Geschirr der Stute stimmte nicht, und sie verlor wertvolle Zeit.
Verflixt, von Linah war nichts mehr zu sehen. Nur eine Staubwolke verriet, wie weit sie sich von der Oase entfernt haben musste.
Cassie machte sich Vorwürfe. Sie hätte das Mädchen nicht aus den Augen lassen dürfen! So schnell wie möglich folgte sie ihrem Schützling. Erleichtert stellte sie nach einiger Zeit fest, dass die Staubwolke größer wurde. Noch ein wenig später konnte sie Kind und Pony erkennen. Sie rief laut nach Linah. Und tatsächlich kehrte diese schließlich um.
Nur etwa hundert Yard trennten Cassie und Linah noch voneinander, als drei Männer auf Kamelen hinter einem Felsen hervorkamen und sich dem Kind in den Weg stellten. Linah zügelte das Tier so heftig, dass es scheute und sie abwarf.
Erschrocken schrie Cassie auf. Dann hatte sie Linah auch schon erreicht, schwang sich aus dem Sattel und zog das Kind an sich. Welch ein Glück, dass die Kleine nicht ernsthaft verletzt war.
Sie bemerkte, dass einer der Reiter nach dem Zügel des Ponys gegriffen hatte, und bedankte sich bei ihm. Doch als sie ihm das Tier abnehmen wollte, ließ er die Zügel nicht los, sondern stieß eine Flut von Flüchen aus.
Linah war so erschrocken, dass sie sich an Cassies Rock klammerte. Die Männer machten ihr Angst.
Und zu recht! Fand Cassie. Jetzt erst fielen ihr die harten Augen und die ungepflegten Bärte auf. Derjenige, der das Pony hielt, hatte zudem eine breite rote Narbe über dem rechten Auge.
Wegelagerer!
Sosehr sie sich auch fürchtete, Cassie wusste, dass sie sich ihre Furcht nicht anmerken lassen durfte. Sie streckte die Hand aus und sagte in befehlendem Ton: „Ich nehme das Pony jetzt.“
Eine neue Flut von Beschimpfungen war die Folge.
Linah begann zu weinen.
Cassie sah sich, der Verzweiflung nahe, nach einem Ausweg um. Ihre Stute stand ein Stück entfernt, denn in ihrer Sorge um Linah hatte sie sich nicht weiter um das Tier gekümmert. Die Männer beobachteten sie aufmerksam. Jeder von ihnen trug einen Scimitar am Gürtel. Und zweifellos würde keiner zögern, das Krummschwert zu benutzen.
Sie hatte nur eine Chance! Heftig zog sie an den Zügeln des Ponys und rief Linah zu: „Du musst zurück nach Daar. Los! Schnell!“
Dann stand der Narbige auch schon neben ihr, packte sie am Arm und brüllte sie an. Entsetzt sah sie, wie er mit der anderen Hand ein Messer aus einer Scheide am Gürtel zog. Als er es ihr an den Hals hielt, vergaß sie jedoch alle Vorsicht. Mit aller Kraft trat sie ihm gegen das Schienbein. Er zuckte zusammen und ließ tatsächlich die Zügel los.
„Schnell, Linah“, wiederholte Cassie atemlos, während sie sich an den Gürtel des Mannes krallte, damit er die Zügel nicht wieder an sich bringen konnte.
Zum Glück gelang es dem Mädchen, sich in den Sattel zu schwingen und loszureiten.
Cassie überwand ihren Ekel und biss in die Hand, die das Messer hielt.
Der Mann heulte auf. Seine Kumpane, die im Begriff gewesen waren, Linah zu folgen, eilten ihm zu Hilfe. Cassie hatte sich gebückt und empfing die Angreifer, indem sie ihnen Sand ins Gesicht warf. Aus den Augenwinkeln sah sie, wie Linah ihr Pony zur Höchstgeschwindigkeit anspornte. Dann durchzuckte ein heftiger Schmerz ihren Kopf. Einer der Räuber hatte mit der stumpfen Seite des Scimitar nach ihr geschlagen. Ohnmächtig sank sie in den Sand.
Als sie erwachte, war es um sie her dunkel, alles tat ihr weh, und ihr Mund war so trocken, als hätte jemand versucht, ihn mit Sand auszuspülen. Cassie verspürte große Angst, bemühte sich jedoch, ruhig und gleichmäßig zu atmen. Als sie sich aufsetzen wollte, durchfuhr ein so heftiger Schmerz ihren Kopf, dass sie erneut das Bewusstsein verlor.
Als sie zum zweiten Mal erwachte, lag sie lange Zeit regungslos. Dann endlich wagte sie, die Füße zu bewegen. Sie waren gefesselt. Genau wie ihre Hände. „Linah?“, fragte sie in die
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