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Die Verbrechen von Frankfurt. Frevlerhand

Die Verbrechen von Frankfurt. Frevlerhand

Titel: Die Verbrechen von Frankfurt. Frevlerhand Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ines Thorn
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heute: ‹Jeder, der an der Liebe leiden muss, hat sich einen Platz im Himmel verdient. Nun haben wir das Unglück, in der Hölle zu leben. Aber ich will dir versprechen, dass dir hier kein Leid mehr geschehen wird.›»
    Sie strahlte jetzt, und Blettner sah mit Grausen, wie sich die gespaltene Oberlippe auseinanderzog und schwarze Zahnstummel sich zeigten.
    Der Prediger lächelte das Weib an, strich ihr über die Hand und wandte sich an Blettner: «Findet Ihr nicht auch, dass man den armen Mädchen helfen muss, den Weg aus der Hölle in den Himmel zu finden?»
    Blettner legte den Kopf schief. «Was hat das zu bedeuten? Was wollt Ihr damit sagen? Und überhaupt: Was hat das alles mit Frankfurt zu tun? Hier leben die Menschen in Frieden und Eintracht miteinander, hier wird niemandem der Bauch oder das Antlitz aufgeschnitten.» Blettner sprach den letzten Satz mit Überzeugung und hoffte, dass die beiden nichts von den Vorfällen des Winters gehört hatten, als ein Mann tatsächlich junge schwangere Frauen getötet und ihre Innereien an Apotheken verkauft hatte. «Wir sind keine Wilden. Alles bei uns geht nach Recht und Ordnung, nach Sitte und Gesetz.»
    Der Prediger stand auf. «Meint Ihr wirklich, Richter? Ich habe überall erlebt, dass der Mensch des Menschen größter Feind ist, und ich kann mir nicht vorstellen, dass es ausgerechnet in Frankfurt anders sein sollte.»
    Er beugte sich über Blettners Schreibtisch. «Ihr beruft Euch auf die christlichen Werte, nicht wahr?», fragte er.
    Blettner nickte. «Jeder tut das. Der Onkel meiner Frau ist Pater.»
    «Ich weiß, dass sich hier jeder auf die christliche Moral beruft.» Der Prediger lächelte. «Aber wie kann es dann sein, Richter, dass sich die christliche Kirche derzeit in zwei Teile spaltet? Kann dies Gottes Wille sein? Sagt selbst! Wie ist es nur möglich, die Heilige Kirche in sich zu entzweien? Ich denke, auch dies ist ein Zeichen des Teufels. Ob Ihr es glaubt, Richter, oder nicht, die Erde ist in Frevlerhand.»
    «Hmm.» Der Richter faltete die Hände im Schoß. Was der Mann da sprach, das klang klug und richtig. Es konnte wahrlich nicht Gottes Wille sein, die Kirche zu spalten. Aber deswegen gleich zu glauben, die Erde wäre in Frevlerhand, das war Blettner dann doch zu viel.
    Er erhob sich. «Ihr könnt gehen», sprach er und wedelte mit der Hand. «Aber seid gewiss, dass ich ein Auge auf Euch haben werde. Es ist nicht gut, die Menschen aufzuwiegeln.»

[zur Inhaltsübersicht]
    Kapitel 13
    L iebste, pack die Kinder ein. Wir gehen zu deiner Mutter.» Richter Blettner war in die Küche seines Hauses gestürmt und riss die kleine Flora aus dem Bettchen, in dem sie brav und fest geschlafen hatte. Sofort begann das Kind zu schreien.
    «Himmel noch eins, Heinz, musst du die Kinder so erschrecken?» Hella strich sich müde eine Haarsträhne aus der Stirn. Die Schürze, die sie über dem Kleid trug, zeigte Flecken, das Haar hing ihr strähnig über die Schultern. Sie sah blass aus und hatte dunkle Ringe unter den Augen. «Was ist geschehen? Was soll das?», fragte sie.
    «Du musst einmal hinaus aus dem Haus», erklärte ihr Mann. «Sonst wirst du mir noch ganz trübsinnig. Das Pfarrhaus ist ein guter Ort für dich zum Ausruhen.»
    «Ich habe nichts gekocht, und meine Mutter kocht derzeit weder für den Pater noch für uns.» Hella ließ sich erschöpft auf einen Küchenstuhl sinken. «Und außerdem hat sich die Magd zwei Tage freigenommen.»
    «Was? Warum denn das? Weiß sie nicht, wie dringend du sie hier brauchst?»
    «Ich kann froh sein, wenn sie überhaupt wiederkommt», jammerte Hella. «Weißt du gar nicht, was um dich herum geschieht?»
    Blettner schaute verständnislos.
    «Unsere Lotte und die Erna von nebenan, dazu noch zwei Waschweiber, sie haben beschlossen, dass es Zeit ist, sich etwas Gutes angedeihen zu lassen.»
    Blettner zog die Stirn in Falten. «Was soll das denn heißen?»
    Hella zuckte mit den Schultern. «Sie sind nach Höchst aufgebrochen. Dort wird der Namenstag des heiligen Barnabas gefeiert. Es soll sogar Tanz geben. Und da der Prediger gesagt hat, ohne Liebe wäre das Leben die Hölle, so sind sie aufgebrochen, sich einen Bräutigam zu suchen.»
    «Wie bitte?» Blettner riss die Augen auf. «Was will unsere Lotte denn mit einem Bräutigam?»
    Hella setzte zu einer Erwiderung an, doch dann seufzte sie nur. «Sie will einen Mann zum Lieben. Wahrscheinlich will sie auch Kinder, und vor allem will sie wohl nicht länger eine Magd sein. So

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