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Die Verbrechen von Frankfurt. Frevlerhand

Die Verbrechen von Frankfurt. Frevlerhand

Titel: Die Verbrechen von Frankfurt. Frevlerhand Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ines Thorn
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Sohn anzunehmen?»
    «Was hätten wir sonst auch tun sollen?», fragte Heinz Blettner. «Seine Mutter ist von diesem schrecklichen Verbrecher hingemordet worden, und wir haben keine Ahnung, wer der Vater sein könnte. Ja, wir wissen ja noch nicht einmal, woher die Mutter stammt, sodass wir auch gar nicht nach Verwandten suchen können.»
    Er blieb stehen und blickte seiner Frau in die Augen. «Ich bin froh, dass wir ihn haben. Ich bin so froh, dass ich euch alle drei habe. Das musst du mir glauben, Hella, auch wenn ich manchmal vor lauter Arbeit vergesse, wie viel ihr mir bedeutet.»
    Mit einem Mal wurden Hellas Gesichtszüge ganz weich. «Das weiß ich doch», erwiderte sie leise. «Und auch ich bin so froh, dass ich euch alle habe. Aber manchmal, weißt du, da wächst mir die Arbeit einfach über den Kopf. Eine Kinderfrau, die mir ab und an die beiden abnimmt, das wäre eine große Hilfe.» Ihr Gesicht verdunkelte sich. «Und natürlich bleibt zu hoffen, dass die Lotte wiederkommt. Es könnte sehr schwer werden, Ersatz für sie zu beschaffen, so, wie es derzeit in Frankfurt aussieht.»
    «Und deine Mutter? Warum fragst du nicht Gustelies, ob sie dir helfen kann?»
    Hella schüttelte den Kopf. «Sie hat genug zu tun mit dem Pater und seinen vielen Kalamitäten. Und im Augenblick ist sie obendrein nicht recht auf dem Posten. Sie ist schließlich nicht mehr die Jüngste. Ich habe Angst, ihr zu viel zuzumuten.»
    Blettner stülpte die Unterlippe vor. «Aber vielleicht ist es gerade das, was sie braucht? Eine Aufgabe. Etwas, das sie mehr beschäftigt als der Pater und sein Antoniterfreund. Das Gefühl, weißt du, gebraucht zu werden, wichtig zu sein.»
    Hella lächelte ein bisschen schief und erklärte: «Noch sind die beiden ohnehin viel zu klein, um sie aus der Hand zu geben. Ich nähre sie ja selbst, habe keine Amme und will auch keine. Lass mir noch einen Monat oder zwei, dann sehen wir weiter.»
    Der Richter drückte seine Tochter fest an sich, stützte dabei mit der Hand ihr Köpfchen. «Wir müssen vorher eine Lösung finden», erklärte er. «Du richtest dich noch zugrunde. Jede Frau, die ich kenne, hat eine Amme. Nur du willst deine Kinder alleine stillen und auch alles andere für sie tun. Ich bin besorgt um dich, Hella.»
    «Ach was, das brauchst du nicht. Und eine Amme kommt mir nicht ins Haus. Ich bin eine gesunde Frau – ich kann alleine für meine Kinder sorgen.»
    Sie stellte sich auf die Zehenspitzen und gab ihrem Mann einen Kuss. «Komm du nur nicht immer so spät nach Hause, damit ist mir auch schon viel geholfen.»
    Sie hatten den Liebfrauenberg gerade erreicht, da winkte ihnen die Posamentiererin Gundel aus dem offenen Fenster zu. «Ah, da sind sie ja, die beiden kleinen Schätzchen. Kommt doch einmal her zur Tante!»
    Sie winkte mit beiden Armen. Hella seufzte, doch dann zeigten sie der Gundel die Säuglinge.
    «Süüüüß», flötete sie. «Ganz allerliebst. Aber welches Kind ist das Mädchen, welches der Junge?»
    Hella erwiderte: «Der Vater hat die Tochter, die Mutter trägt den Sohn. So, wie es sich ziemt.» Sie musste lachen, als sie die säuerliche Miene der Gundel sah. «Was gefällt Euch daran nicht?»
    «Dass man sie nicht voneinander unterscheiden kann», beklagte sich die Posamentiererin. «Wartet, ich werde Euch helfen.»
    Sie verschwand, und Hella hörte sie im Inneren der Stube kramen. Dann erschien sie in der Tür und reichte Hella ein Leinensäckchen. «Ich habe ein paar Bänder und Borten und dazu Gold- und Silberfäden in den Beutel getan, damit Ihr die Wickel besticken und dann gut auseinanderhalten könnt.»
    Hella strahlte über das ganze Gesicht und streckte schon die Hand nach dem Beutel aus, aber ihr Ehegatte winkte ab. «Danke auch schön, liebe Posamentiererin, aber woher soll meine Frau auch noch die Zeit nehmen, die Wickel zu besticken? Bald sind die Kleinen ein halbes Jahr alt, und dann müssen sie nicht mehr immerzu diese Dinger hier tragen.»
    Hella seufzte und zog eine enttäuschte Miene. Er hat recht, dachte sie. Ich habe keine Zeit für solcherlei Dinge.
    Die Posamentiererin Gundel dagegen schaute weiter fröhlich drein. «Aber das macht ja nichts. Ich kann ein paar Sachen besticken. Bringt mir nur die Jäckchen und Mützchen vorbei. Ihr werdet staunen. Wann ist eigentlich die Taufe?», fragte sie. «Und wen habt Ihr als Paten bestimmt?»
    Heinz und Hella blickten sich an, und Hella seufzte. «Es war so viel Aufruhr in letzter Zeit, dass wir noch gar keine Zeit

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