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Die Verbrechen von Frankfurt. Frevlerhand

Die Verbrechen von Frankfurt. Frevlerhand

Titel: Die Verbrechen von Frankfurt. Frevlerhand Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ines Thorn
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Stirn.»
    «Ein Aschenkreuz?» Gustelies wunderte sich. «Schon wieder ein Aschenkreuz! Was soll das denn eigentlich bedeuten? Aschermittwoch ist doch längst vorbei.»
    «Ja, nicht wahr?» Die Frau beugte sich eifrig zu Gustelies. «Und ist es nicht überhaupt katholisch, das Aschenkreuz? Wo wir doch jetzt alle zu den Lutherischen gehören.»
    Gustelies rümpfte die Nase: «So? Tut Ihr das? Habt Ihr über Nacht den Glauben gewechselt wie andere Leute das Wams?»
    Die Frau zog einen Flunsch. «Ob evangelisch oder katholisch, das ist doch derselbe Gott. Hier unten streiten sich die Menschen um den rechten Glauben, aber ich denke, wir müssen nur auf den Herrn vertrauen. Ihm ist es gleichgültig, ob wir sitzen oder knien beim Gebet.»
    Gustelies wischte die Rede der Frau mit einer Handbewegung zur Seite. «Wer ist die Tote?»
    «Niemand weiß es sicher. Die einen erzählen, sie wäre eine Magd gewesen, die anderen berichten, sie wäre eine Marketenderin aus dem Heerlager des Landgrafen. Und wieder andere meinen, sie könnte auch von drüben, aus der Sachsenhauser Neustadt stammen.»
    «Das muss ich mit eigenen Augen sehen», erklärte Gustelies und wollte sich unter Hilfe der Ellbogen nach vorn drängeln, doch die Frau hielt sie zurück.
    «Da vorn gibt es nichts zu sehen. Die Leiche ist schon weg. Der Richter hat sie fortschaffen lassen, kaum dass jemand ihr Gesicht gesehen hatte.»
    «Und warum stehen dann die Leute noch hier?»
    «Ihr wisst doch selbst, wie das ist. Eine solche Begebenheit rüttelt und regt auf. Die Leute wollen miteinander teilen, was sie erlebt haben.»
    Verwundert betrachtete Gustelies die Frau, aber ihr fiel durchaus nicht ein, woher sie diese kannte. Nur die Bedeutung des Aschenkreuzes kam ihr plötzlich in den Sinn: «Tut Buße und kehret um!», sagte sie.
    «Was ist?» Die Frau verstand nicht.
    «Das Aschenkreuz erinnert uns daran, Buße zu tun und zum rechten Glauben zurückzukehren», erklärte Gustelies, dann machte sie sich auf den Weg nach Hause. Sie hoffte, ihr Schwiegersohn würde später zum Essen kommen.
    Als sie das Haus betrat, empfing sie vollkommene Stille. Sie rief nach Pater Nau, rannte sogar die Stufen hinauf in dessen Studierstube, doch der Pater war nicht da. Auch von Bruder Göck fehlte jede Spur.
    Gustelies durchsuchte ihre Vorratskammer nach Dingen, die sie kochen konnte. Sie hatte vollkommen vergessen, dass sie ja eigentlich nicht mehr kochen wollte, aber heute war das ohnehin ganz und gar unwichtig. Gustelies war bedrückt wegen Henn Goldschlag, war verwirrt und ratlos. Und nun noch eine neue Leiche! So etwas konnte nur jemand verkraften, der zuvor gut gegessen hatte.
    Sie hatte noch ein gutes Stück Schweineschwarte in der Kammer hängen, dazu noch zwei gepökelte Schweinenierchen, ein wenig Wurstbrühe, eine halbe Blutwurst, ein wenig Presskopf und einen Kanten altbackenes Brot. Sie zerkleinerte die Zutaten, vermischte sie mit Zwiebeln, würzte kräftig mit Pfeffer, Salz und Majoran. Dazu holte sie eingelegte Gurken vom letzten Winter, rote Bete und frisches Brot. Dann deckte sie den Tisch für vier Personen, ließ das Weckewerk, wie man das Fleischgericht aus Schlachtabfällen nannte, in einem Kessel mit heißem Wasser gut brühen und begab sich in den Garten, um ihre Blumen und ihr Gemüse zu gießen.
    Ganz in Gedanken verloren bog sie um die Ecke und schrie plötzlich auf.
    « HACH !!!» Ein weiterer Schrei stimmte ein, dann erklang die Stimme von Pater Nau. «Meine Güte, wie konntest du mich nur so erschrecken! Ich hätte um ein Haar einen Schlagfluss bekommen.»
    «Und du? Warum hast du mich erschreckt? Hast du nichts anderes zu tun, als den ganzen Tag faul auf der Bank zu hocken?»
    Pater Nau hob seinen rechten Zeigefinger in die Höhe. «Ich faulenze nicht, meine Liebe, ich überwache.»
    «Die Gänseblümchen? Damit die nicht vom Glauben abfallen?»
    «Unfug. Bruder Göck und ich werden den Katholizismus wiederbeleben. Und zwar mit Tinte.»
    «Was?» Gustelies kniff die Augen zusammen. «Was hast du da gerade gesagt? Ihr wollt mit Tinte den Katholizismus beleben? Ich habe mich wohl verhört!»
    «Nein!» Pater Nau klang überaus stolz. «Du hast dich selbstverständlich nicht verhört. Deine Ohren sind leider besser, als für dich gut ist. Bruder Göck und ich werden in Zukunft Tinte herstellen. Das ist gar nicht schwer, dahinten, siehst du, da in dem Fass haben wir bereits die erste Portion angesetzt.»
    «Aha!» Gustelies hatte sich wieder gefangen,

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