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Die Verbrechen von Frankfurt. Frevlerhand

Die Verbrechen von Frankfurt. Frevlerhand

Titel: Die Verbrechen von Frankfurt. Frevlerhand Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ines Thorn
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wäscht die andere. Erzähl du mir etwas, erzähle ich dir etwas.»
    Gundel zog die Stirne kraus. Dann wandte sie sich nach allen Seiten um, ob sie auch alleine im Haus wären. Dann setzte sie sich, klopfte auf den freien Platz neben sich auf der Bank und raunte: «Eigentlich weiß ich nichts. Aber mir ist heute Mittag etwas Merkwürdiges geschehen. Ich kam gerade vom Römer. Du weißt schon, der Prediger. Ich lief die Krämergasse hinauf, und plötzlich stand ein Mann vor mir. Einer, den ich vorher noch nie gesehen hatte. Er fragte mich, ob es richtig wäre, dass ich meinen Mann im Türkenkrieg verloren hätte. Ich bejahte – denn ist er auch nicht tot, verloren habe ich ihn doch. Dann fragte er, ob ich Sehnsucht nach ihm hätte. Ich schüttelte den Kopf. Weißt du, Gustelies, ohne ihn bin ich besser dran im Leben. Er hat mich geschlagen und getreten, ich musste schuften wie eine Magd. Nie hatte er ein gutes Wort für mich. Immer nur Schelte und Hohn. Sein Bruder, der jetzt die Posamentiererei übernommen hat, der ist da ganz anders. Freundlich ist er, niemals aufbrausend. Er trinkt nicht, er schlägt mich nicht. Es kann gut sein, dass ich ihn eines Tages heiraten werde. Aber dazu muss der meine erst im Narrenhäusel den Löffel abgeben.»
    Gustelies hatte angespannt zugehört. «Was hat er gesagt, der Fremde?»
    «Nichts weiter. Nur, dass ich ein verdorbenes Stück bin und schon noch kriegen werde, was ich verdiene.»
    «Hast du ihn nicht gefragt, woher er das mit deinem Manne weiß?», wollte Gustelies nun wissen.
    Gundel schüttelte den Kopf. «Nein, habe ich nicht. Es ist ja auch kein Geheimnis. Jeder, der sich länger als fünf Minuten in der Stadt aufhält, kann es erzählt bekommen haben.»
    «Und dann?»
    «Nichts weiter. Ich bin nach Hause gegangen und habe eine Kerze angezündet, aus lauter Dankbarkeit dafür, dass der Herr mir den Ehemann vom Halse geschafft hat.»
    Gundel sah Gustelies neugierig an. «So, und jetzt erzähl, was du weißt.»
    Gustelies scharrte mit dem Fuß über den Küchenboden. Dann sprach sie: «Das ist es ja. Ich weiß nichts. Gar nichts. Weniger als gar nichts. Die Adele ist tot, nur das weiß ich sicher. Und dann wurde eine weitere Leiche auf dem Friedhof gefunden. Und heute nun die auf dem Römer. Ich habe keine Ahnung, was das alles bedeuten soll.»
    Die Posamentiererin Gundel rutschte noch ein Stück näher an Gustelies heran. «Ob wohl das wilde Weib des Predigers dahintersteckt?», fragte sie mit vor Aufregung zitternder Stimme.
    «Wie kommst du denn darauf?»
    «Hast du nicht gesehen, wie sie ausschaut? Wie die Augen ihr im Kopf herumrollen? Manchmal hat sie sogar Schaum in den Mundwinkeln. Und wie sie knurrt! Brrr!» Die Gundel schüttelte sich. «Das ist ein Weib, vor dem man Angst haben kann. Und denk nur, sicher waren alle toten Mädchen vor ihrem Ableben auf dem Römer gesichtet worden – da waren doch alle dabei, wie sie den Prediger geküsst haben.»
    «Die Adele auch?» Gustelies verzog zweifelnd den Mund.
    «Ja. Auch die Adele. Ich selbst habe es nicht gesehen, aber Mutter Dollhaus hat es mir berichtet. Sie war dabei, hat sozusagen direkt danebengestanden. Es war an dem Tag, als der Prediger zum ersten Mal auf dem Römerberg gesprochen hat.»
    «Hmmpf», machte Gustelies und legte nachdenklich einen Finger an ihr Kinn. «Warum sollte das Weib so etwas tun? Und warum verdächtigt eigentlich niemand den Prediger?»
    Gundel knetete aufgeregt ihre Hände im Schoß. «Tust du es denn? Verdächtigst du den Mann?»
    Gustelies antwortete nicht, aber Gundel hatte ohnehin genug erfahren. «Du könntest recht haben», sann sie laut nach und schüttelte sich ein wenig. «Es gibt Anhaltspunkte. Aber nein, ein so schöner Mann kann einer Frau nichts Schlimmes antun.» Sie kicherte. «Jedenfalls nichts, was diese nicht selber will. Andererseits führt er ständig das Wort Hölle im Mund. Nun ja, wenn man es richtig bedenkt, dann kann einer, der sich ohnehin in der Hölle wähnt, ja auch morden, ohne Gottes Strafe fürchten zu müssen.»
    Sie stieß Gustelies in die Seite. «Wie ist das, Pfarrhaushälterin? Wird man bestraft, wenn man in der Hölle schreckliche Dinge tut? Oder ist es so, dass in der Hölle erwartet wird, dass man schreckliche Dinge tut und am Ende noch dafür belohnt wird? Und wie sieht er aus, der Höllenlohn? Kommt man dann in den Himmel? Huch, meine Gedanken drehen sich gerade wie eine Schleifscheibe.»
    «Was?» Gustelies fuhr auf. «Entschuldige, ich war in

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