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Die Verbrechen von Frankfurt. Frevlerhand

Die Verbrechen von Frankfurt. Frevlerhand

Titel: Die Verbrechen von Frankfurt. Frevlerhand Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ines Thorn
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Adele sehen wollen. Und womöglich wird er ihren Anblick niemals wieder vergessen. Und wer trägt die Kosten? Das Haus hier sieht nicht aus, als hätte Henn es üppig. Aber wo soll er dann seine Blumen hinlegen? An welchem Ort eine Kerze anzünden? An welcher Stelle um Adele trauern? Sie schüttelte den Kopf, ohne es zu merken. Sie musste wieder ausgegraben werden. Ein Christenmensch verdiente eine eigene Grabstätte. Aber was, wenn Adele dort nicht mehr lag?
    «Hat ein Pater an ihrem Grab gesprochen? Ist eine Messe gelesen worden? Ein Stein in Auftrag gegeben?» Henns Stimme klang drängender.
    Gustelies seufzte. «Ich weiß es nicht», sagte sie schließlich. «Ich weiß es doch auch nicht. Die Ermittlungen, weißt du, sie laufen noch. Wir müssen abwarten.»
    Für einen Augenblick sah Henn aus, als wollte er auffahren, doch dann sackte er wieder zusammen und ließ den Kopf hängen. Nach einer Weile fragte er: «Welche Ermittlungen? Wie ist sie gestorben? Wer hat sie auf den Friedhof gebracht? Und warum hat mich niemand benachrichtigt?»
    Gustelies zog den Kessel ein Stück von der Feuerstelle weg und setzte sich zu Henn an den Küchentisch. Behutsam griff sie nach seiner Hand, die sich eiskalt anfühlte. «Sie ist wohl nicht einfach so gestorben», sagte Gustelies leise. «Es gibt Hinweise darauf, dass jemand sie ermordet hat.»
    Henn hob den Kopf und starrte sie an. Seine Augen waren so dunkel wie Brunnenlöcher, doch nichts in ihnen regte sich. Das Gesicht wurde grau bis in die Lippen. Er öffnete den Mund, rang nach Atem, rang nach Worten, doch er brachte nur ein raues Krächzen zustande.
    Geduldig wartete Gustelies, bis die Ungläubigkeit aus seinem Antlitz verschwunden war und tiefer Verzweiflung Platz gemacht hatte, dann fragte sie leise: «Weißt du jemanden, der Adele so etwas hätte antun können?»
    Henn starrte sie an, als hätte er nichts von dem verstanden, was sie gesagt hatte. Dann schüttelte er den Kopf. «Sie war ein liebes Mädchen, ein gutes Kind. Hat mir die Frau in Haus und Werkstatt ersetzt.»
    «Man hört, du wolltest sie verheiraten?»
    «Pah!» Wild schaute Henn auf. «Von Wollen kann keine Rede sein. Aber die Leute, die fingen an zu reden.»
    «Was sagten die Leute?»
    «Sie standen am Brunnen und zerrissen sich das Maul darüber, ob meine Adele nicht nur in der Küche und in der Werkstatt die Meisterin ersetzte; sie fragten zum Schluss ganz offen, ob sie mit mir auch das Bett teilen müsste. Aber ich schwöre bei Gott und allem, was mir heilig ist, dass ich sie nicht angerührt habe. Sie war doch meine Tochter!»
    Der letzte Satz klang wie ein Schrei, und Gustelies stand auf und presste Henns Kopf an ihren Busen, strich ihm dabei beruhigend über den Rücken. Lange brauchte der Goldschläger, um sich zu beruhigen, aber schließlich fragte er mit brüchiger Stimme: «Glaubst du mir, Gustelies?»
    Und Gustelies nickte. «Ja, Henn. Ich glaube dir.» Sie ließ den Mann los und setzte sich wieder. Nach einer kleinen Weile des Schweigens fragte sie behutsam weiter: «Und deshalb wolltest du sie verheiraten? Damit die Leute aufhören zu reden?»
    Er zuckte hilflos mit den Schultern. «Was hätte ich denn sonst tun können? Seit Jahren keine Frau im Haus. Ich habe Adele so gut erzogen, wie ich es nur konnte, aber die Frau im Haus, die hat gefehlt. Und dann die Gerüchte. Ich dachte, wenn sie die Frau von Andres wird und Andres die Werkstatt übernimmt, dann könnte Adele ruhig und unbesorgt leben.»
    «Hat sie ihn denn geliebt, den Andres?»
    Henn sah erstaunt auf. «Seit wann heiraten die Leute denn aus Liebe? Es verwundert mich, dass gerade du eine solche Frage stellst.»
    Gustelies schoss die Röte in die Wangen. «Ich habe nicht entschieden, meine Eltern haben für mich die Wahl getroffen.»
    Henn nickte. «So ist es Brauch.»
    «Und wollte Adele den Andres heiraten?»
    Henn schüttelte den Kopf und brach in Tränen aus. Das Stöhnen kam tief aus seinem Herzen, ließ den ganzen Oberkörper erzittern. «Nein, sie wollte nicht. Wollte überhaupt nicht. Hat sogar gesagt, sie bringt sich um, wenn ich sie zwinge. Und jetzt hat sie es getan!»
    Mit einem lauten Schluchzen ließ er den Kopf auf die Tischplatte fallen. Gustelies strich ihm wieder sanft über den Rücken. «Sie hat sich nicht umgebracht, Henn. Das weiß ich genau. Die Frage ist nur, warum sie getötet worden ist.»
    Das Schluchzen verebbte. «Meinst du, der Andres …?»
    Gustelies wiegte den Kopf hin und her. «Er ist nicht

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