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Die Verdammnis

Die Verdammnis

Titel: Die Verdammnis Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Vampira VA
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vergilbten Fotografie. Das spärliche Zwielicht war so gering in seiner Kraft, daß es sich wie schattenhafter Nebel übers Land legte, anstatt es Landrus Blicken zu erhellen.
    »Was ist geschehen?« flüsterte er heiser, während er sich in eine kniende Position aufrichtete, mit den Fingern Furchen in den Staub des Bodens ziehend.
    Zwei mögliche Antworten fielen ihm ein: Entweder waren der Dunkle Dom und die damaligen Geschehnisse nichts weiter als eine Illusion gewesen, oder er hatte dies alles nur im Traum noch einmal erlebt.
    Welcher von beiden Fällen auch zutreffen mochte, es mußte sich ein tieferer Sinn darin verbergen, davon war Landru überzeugt. Wer oder was als Initiator auch dahintersteckte, er hatte Landru auf etwas hinweisen wollen.
    Nur - worauf?
    Darauf wiederum fand Landru nur eine Antwort: Er verstand das Geschehene - oder das nur scheinbar Geschehene - als Zeichen dafür, daß es ihm durchaus möglich sein mochte, entscheidend in die Geschichte seines ureigenen Volkes einzugreifen!
    Wie sich diese Möglichkeit ergeben konnte und wer sie ihm eröffnen sollte, daran verschwendete Landru keinen Gedanken. Nicht jetzt. Dazu würde später Gelegenheit sein, wenn es soweit war. Jetzt galt es erst einmal, nach dieser Möglichkeit zu suchen.
    Wieder ließ Landru den Blick schweifen. Noch immer regte sich nichts um ihn her.
    In welche Richtung mußte er sich wenden, wo würde er sein - wie auch immer geartetes - Ziel finden?
    Landru zuckte die Schultern. Eine Wegrichtung schien ihm so gut wie die andere.
    Schließlich nahm er Kurs auf die bizarre Bergkette am Horizont. Sie eignete sich am ehesten als Anhaltspunkt. Und sollte er dort nicht fündig werden, würde er von den Felsgipfeln aus zumindest weiter über das Land sehen können als von hier unten aus.
    Landru lief los.
    Und zum ersten Mal seit weit über tausend Jahren tat er es nicht allein.
    Zum ersten Mal folgte ihm ein Schatten.
    Sein Schatten.
    *
    Die Bergkette kam scheinbar kaum näher. Mit jedem Schritt, den Landru tat, schien ein sadistischer Riese die Felsen dort in der Ferne um eben diesen Schritt weiter wegzuschieben.
    Immer öfter blieb Landru stehen. Er versuchte sich einzureden, er täte es, um sich umzuschauen. Tatsächlich aber zwang ihn etwas dazu, das er bislang nie kennengelernt hatte und das ihm jetzt, da es ihm allmählich vertraut wurde, beinahe erschreckte.
    Erschöpfung.
    Seine Kräfte erlahmten. Der Boden schien sie ihm mit jedem Schritt, den er setzte, wie mit einem Magneten aus den Beinen zu ziehen. Seine Muskeln fühlten sich längst hart wie Stein an und schmerzten.
    Schweiß lief ihm in schmalen Rinnsalen über das Gesicht, brannte ihm salzig in den Augen.
    Was Lilith Eden ihm in dieser Illusion oder diesem Traum vor Augen geführt hatte, schien der Wahrheit zu entsprechen: Er war seiner vampirischen Kraft beraubt. Und seine Phantasie beschwor immer neue Schreckensvisionen herauf, was sich aus dem Kräfteverlust alles ergeben konnte.
    Zwischenzeitlich hatte Landru - fast schon gegen seinen Willen, weil er die daraus resultierende Erkenntnis gefürchtet hatte - wieder versucht, sich in einen Wolf oder auch nur eine Fledermaus zu verwandeln, um die Entfernung bis zu den Bergen in deren Gestalt zurückzulegen. Aber es hatte, wie befürchtet, nicht geklappt. Nur die Erinnerung an das Empfinden der Transformation war dagewesen, ohne daß sich sein Körper tatsächlich auch nur im Ansatz verändert hatte.
    Während Landru weiterging, versuchte er sich in Gedanken abzulenken, indem er über Naheliegendes nachdachte.
    Da war zum Beispiel die Frage, wohin es ihn verschlagen hatte.
    Wieder sah er sich im Gehen nach allen Seiten um. Trotzdem ihm seine Umgebung fremd und abstoßend erschien, schloß Landru nicht aus, daß er sich auf der Erde befand.
    Ein müdes Grinsen wischte über seine nunmehr sichtlich erschöpften Züge. Natürlich mußte er sich auf der Erde befinden. Wo denn auch sonst?
    Daß er seinen genauen Standort nicht zu bestimmen vermochte, irritierte ihn nicht. Obgleich er über tausend Jahre lang rund um den Globus gezogen war, hatte er nicht jeden Winkel der Welt besucht. Als Hüter hatte es ihn nur zu jenen Orten gezogen, wo sich Vampirsippen niedergelassen hatten. Und das waren in aller Regel größere Städte gewesen. Eine Veranlassung, sich in die Einsamkeit abgeschiedener Gegenden zurückzuziehen, hatte der Kelchhüter nie gehabt.
    Dennoch war Einsamkeit ihm nicht fremd gewesen; fast bezeich-nete er sie sogar

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