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Die Verdammten der Taiga

Die Verdammten der Taiga

Titel: Die Verdammten der Taiga Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Heinz G. Konsalik
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Haargestrüpp begann zu lächeln. »Andrej … mein Liebling …« Sie küßte ihn und schüttelte ihn gleichzeitig.
    »Makar hat sein Säuglingsstadium verlassen und ist beim Krieg gelandet …«
    »Er ist doch noch viel zu jung. Er war doch gar nicht im Krieg«, sagte Andreas. Er hielt Katjas Kopf fest und zog ihn auf seine schwer atmende Brust. Neben ihnen versteckte Nadeshna den schweren Hammer unter ihrer Decke und biß sich in die geballte linke Faust.
    »Ihr seid ein gemeines Volk!« sagte sie heiser. »Ein geiles, fürchterliches, schamloses, verdammtes Volk!«
    Die Susskaja löste sich aus den Händen von Andreas und setzte sich. Sie schämte sich ihrer üppigen Nacktheit nicht, sondern kämmte mit gespreizten Fingern ihre Haare über die Schultern.
    Auf der anderen Seite unterbrach Putkin sein zersägendes Schnarchen, aber nur, um so tief Luft zu holen, als wolle er den halben Himmel einsaugen. Morotzkij pfiff noch immer im Schlaf, als habe er einen Finken verschluckt, der verzweifelt nach einem Ausweg suchte.
    »Wie lange sind Sie schon wach?« fragte Katja. Nadeshna Iwanowna warf sich auf den Rücken und wandte den Kopf zur anderen Seite.
    »Lange genug. Ihr seid wie Tiere. Wie Tiere! Ihr beschnüffelt euch und fallt übereinander her. Zum Ekeln –«
    »Haben Sie nie geliebt?« fragte die Susskaja.
    »Nicht auf einem Waldboden unter anderen Menschen.«
    »Sollen wir uns jede Nacht eine Hütte bauen, nur weil Sie's unter einem Dach als anständig empfinden?«
    »Ich sage es ja … wie die Tiere!« Nadeshnas Körper zog sich zusammen. Sie drückte das Gesicht in ihre Decke und biß in den rauhen Stoff. Liebe, dachte sie, Liebe! Wer hat mich schon geliebt? Ein Student in Perm, mein Schulleiter in Tmosk, dann ein Geologe in Tschajanda … aber da verteilte ich schon heimlich Bibeln. Drei Männer, welch eine armselige Bilanz. Warum laufen sie mir nicht nach wie den anderen Weibern? Habe ich keine Brüste, keine Schenkel, keine schönen, schlanken Beine, keine Lippen, die sich beim Küssen öffnen? Bin ich häßlich wie ein verrosteter Eisentopf? Friert man, wenn man mich anfaßt? Warum? Warum? Soll ich mit hochgeschlagenem Rock herumlaufen und jeden anrufen: Hier, guck doch hin, du Affe! Nimm mich! Ich bin bereit! Nadeshna Iwanowna Abramowa ist ein Weib! Guck's dir an, du blinder Esel.
    Sie begann leise zu weinen, tastete nach dem Hammer neben sich und wünschte sich den Mut, sich mit ihm selbst den Schädel einzuschlagen.
    Benerian hob den Kopf. In der hellen Nacht war sein Gesicht ein geisterhafter Fleck. »Kommandant!« brüllte er. »Kommandant, ich melde: drei Abschüsse!«
    Das weckte auch Putkin. Er fuhr hoch, stierte um sich und schrie sofort zurück. Sein Reaktionsvermögen war enorm. »Dreimal in die Hose geschissen, hast du! Katja, wo stecken Sie? Sie sind Ärztin. Kümmern Sie sich um Ihren Patienten. Sonst mache ich das und betäube ihn mit einem Faustschlag.« Dann sah er die Susskaja, nackt und schamlos neben dem ebenfalls nackten Andreas hockend, und wischte sich mit beiden Händen über das Gesicht. »Ach, so ist das?!« sagte er gedehnt. »Wir leben in einer Karnickelkolonie …«
    Die Susskaja antwortete nicht. Sie stand auf, zog sich an und ging hinüber zu Benerian. Putkin hatte ihr wortlos zugesehen, wie sie Stück um Stück über ihren herrlichen Körper streifte, und das war aufregender, als wenn sie sich ausgezogen hätte. Er schnaufte durch die Nase und beugte sich zu Andreas hinüber. Der hatte sich in seine Decke gewickelt und rauchte eine von Katjas Papyrossi. Sie hatte zwei Packungen von ihnen in ihrem kleinen Arztkoffer gehabt … zwei Goldklumpen, wie Putkin sie nannte.
    »Gönnen Sie mir drei Züge?« fragte er jetzt.
    »Bitte.« Andreas reichte die Zigarette hinüber.
    Putkin machte drei tiefe Lungenzüge und stieß den Rauch wie eine alte Dampflokomotive von sich. Dann gab er die Papyrossi an Andreas zurück.
    »Danke, Andrej. Das ändert nichts daran, daß Sie für mich ein unsympathischer Mensch sind.«
    »Warum eigentlich, Igor Fillipowitsch?« fragte Andreas und rauchte mit bebenden Fingern weiter. Das Erlebnis mit Katja war nicht so schnell aus seinem Körper zu vertreiben. »Was habe ich Ihnen getan?«
    »Sie haben bei der herrlichen Katja gelegen! Den Platz hatte ich mir ausgerechnet.«
    »Als Ingenieur müßten Sie logischer rechnen können, Putkin.«
    »Ich habe den Fehler, auch noch ein Ideologe zu sein. Eine kommunistische Ärztin legt sich zu keinem Kapitalisten

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