Die Verdammten: Endzeit-Thriller (German Edition)
Fang?«
Bill seufzte. »Peters Frau und seine Tochter.«
Maddy stöhnte. Ihr Frühstück vom Vormittag – Fisch und Beeren – drohte ihr wieder hochzukommen.
»Irgendwann am frühen Morgen müssen alle umgekippt und eingeschlafen sein, und Peter bot sich eine günstige Gelegenheit zur Flucht. Er hat stundenlang gekämpft, um sich von den Kletterpflanzen und dem Telefonkabel zu befreien. Irgendwann ist es ihm aber gelungen. Er meinte, er hätte Glück gehabt, dass sie ihn nicht richtig fest angebunden haben, sonst säße er jetzt immer noch in der Videothek fest.«
Maddys Beine fühlten sich ganz wacklig an und sie setzte sich auf den Boden.
Bill hockte sich neben sie. »Alles in Ordnung?«
»Mir ist nur ein bisschen schwindelig. Junge, ich wusste ja, dass Mark und seine Gang verrückt sind, aber ich hätte nie gedacht, dass es so schlimm ist.«
»Ja, na ja, ich bin nur froh, dass Peter ihnen entkommen konnte. Gott weiß, was sie ihm angetan hätten, wenn sie mit ihrem Stück fertig gewesen wären. Es tut mir nur leid, dass ich seine Frau und seine Tochter nicht retten konnte. Trotzdem frage ich mich, was Mark tun wird, wenn er Peters Flucht bemerkt. Er wird ganz sicher nicht erfreut darüber sein.«
Bill machte es sich neben Maddy auf dem Boden bequem. Er zog seine Knie an die Brust. »Ich glaube, die paar Mädchen, die sie noch im Käfig gefangen hielten, sind auch tot. Scheiße, auch die habe ich nicht gerettet.«
Maddy streckte eine Hand aus und streichelte seinen Unterarm. »Du bist nicht Superman, Bill. Du kannst nicht die ganze Menschheit retten … oder das, was von ihr übrig geblieben ist.«
»Das weiß ich.« Bill seufzte. »Es ist schön hier unten, nicht? Kühl und friedlich. Ideal, um sich vor der Welt zu verstecken.«
»Wie gefällt dir die Idee, später noch mal herzukommen und für ein paar Stunden zu bleiben? Wir könnten uns hier treffen, wenn es dunkel wird, und unsere eigene kleine Party feiern.«
Bill lächelte. Kein besonders fröhliches Lächeln.
Maddy fragte sich, ob er dazu überhaupt noch in der Lage war.
»Okay, abgemacht«, antwortete er.
Maddy wartete wie besprochen unter dem Baumfarn, bis die Sonne vollständig versunken war und die Dunkelheit über ihre kleine Ecke der Welt hereinbrach. Bill tauchte nicht auf.
Es überraschte sie zwar nicht sonderlich, doch das schmälerte ihren Schmerz und ihre Enttäuschung keineswegs.
Sie konnte ihn förmlich vor sich sehen, wie er am Fenster des Baumhauses stand und auf den Blockbuster hinunterstarrte, obwohl es längst zu dunkel war, um noch etwas zu erkennen. Manchmal überlegte Maddy, ob Bill sich insgeheim wünschte, dass Marks Gang einen Angriff auf sie verübte. Weil er dann das Gefühl bekam, nützlich zu sein.
Sie hielt es für unmöglich, in dieser neuen Welt eine normale Beziehung zu führen. Die Umstände hatten sich geändert – die Menschen hatten sich geändert. Die Regeln waren nicht länger dieselben. Romantik existierte nicht mehr, nur noch das pure Vergnügen, das sich die Menschen trotz ihres täglichen Überlebenskampfs nicht nehmen ließen.
Darauf zu warten, dass William Bale ihr irgendein Zeichen seiner aufrichtigen Liebe oder Zuneigung präsentierte, kam ihr ebenso fruchtlos vor wie die Suche nach Pilzen auf dem Gelände: In beiden Fällen würde sie am Ende mit leeren Händen dastehen.
Alles, was ihre heutige Aufgabe ihr beschert hatte, waren wunde Knie und Arme. Alles, was ihr die heutige Nacht bescheren würde, war ein gebrochenes Herz.
Mistkerl. Hat er es vergessen oder hat er beschlossen, dass es die Mühe nicht wert ist?
Sie spielte mit dem Gedanken, zu der hässlichen Hütte zu stapfen, die aus allen möglichen Resten zusammengeflickt worden war, und ihn laut fluchend herauszubrüllen.
Aber sie fühlte sich erschöpft, weil sie den ganzen Tag durch den Urwald gekrabbelt war, und davon abgesehen glaubte sie nicht, dass sich die Mühe lohnte. Seine Botschaft war laut und deutlich, und wenn er es so haben wollte, bitte sehr, dann behandelte sie ihn von nun an als Mr. Bale, den Vollstrecker, nichts weiter.
Maddy blieb unter dem Farn sitzen. Sie hatte keine Lust, an diesem Abend am Lagerfeuer zu hocken, Fisch oder anderes übergartes Fleisch zu essen, Small Talk zu betreiben oder Fran zu lauschen, wenn sie aus Dickens vorlas. Sie hatte noch nicht einmal Lust dazu, sich um Lucy und Grace zu kümmern, obwohl sie wusste, dass sie bald nach ihnen schauen musste.
Immerhin hatte sie sich wieder mit
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