Die Verdammten: Endzeit-Thriller (German Edition)
Grace versöhnt. Wenigstens etwas Gutes am heutigen Tag. Anfangs hatte Grace sich zwar gesträubt, ihre Entschuldigung anzunehmen, aber dann gab sie sich einen Ruck und verzieh Maddy – so, wie Kinder es häufig taten.
Tja, Grace, du musst keine Angst mehr haben, dass ich nachts weggehe. Dafür kannst du dich bei Bill bedanken.
Maddy wollte sich noch ein wenig ausruhen, bevor sie zu den anderen ging. Sie legte sich auf den Rücken, verschränkte die Hände hinter dem Kopf und starrte zu den Sternen hinauf, die ihr aus der Ferne durch die Löcher im Dach zuzwinkerten.
Kurz darauf schloss sie die Augen und dachte daran, wie sehr sie ihr altes Leben vermisste – ein Leben voll Komfort und Routine. Sie vermisste es, im Internet zu surfen und vor dem Fernseher zu gammeln. Sie vermisste es, sich mit ihren Freunden zum Mittagessen zu treffen und in Nachtclubs zu gehen. Sie vermisste Lipgloss, Tampons und frischen Kaffee. Aber am allermeisten vermisste sie ihren Vater.
Sie erinnerte sich an ihren Dad, an all die albernen Sachen, die er in ihrer Kindheit angestellt hatte. Zum Beispiel hatte er so getan, als sei er eine Spinne, und jagte sie durch das ganze Wohnzimmer. Wenn sie es sich recht überlegte, musste sie damals wohl die Fliege gewesen sein.
Als jemand ihren Namen rief, wurde sie aus ihren Erinnerungen gerissen.
Zuerst glaubte sie, es sich nur einzubilden, und hielt es für einen Teil ihres Tagtraums.
Aber die Rufe verstummten nicht, wurden sogar lauter. Die Stimme einer Frau. Es klang nach Fran.
Maddy setzte sich auf.
»Maaadddyyy … Maaaadddyyy, wo bist du?«
In Frans Stimme schwang ein drängender Unterton mit.
Maddy sprang auf. »Fran, ich bin hier drüben.« Sie winkte mit beiden Armen und lief auf die Fackel zu, die in einiger Entfernung flackerte.
Als Maddy Fran erreichte, sah sie, dass das Gesicht der älteren Frau vor Kummer ganz eingefallen wirkte. »Oh, Maddy, du musst sofort mit zur Krankenstation kommen, schnell.«
Maddy befürchtete zuerst, dass Grace etwas zugestoßen sein musste. Oder vielleicht Lucy. Waren sie verschwunden, genau wie James? Oder krank geworden, so wie Sue?
Ich hätte sie nicht allein lassen dürfen, ich hätte die ganze Zeit bei ihnen bleiben müssen, anstatt …
»Es ist deine Mum«, sagte Fran.
»Mum? Was ist denn mit Mum?«
Fran atmete tief ein. Sie hatte Mühe, Maddy in die Augen zu schauen. »Man hat sie gefunden, sie war … verletzt. Hat sich die Pulsadern aufgeschlitzt. Sie lebt noch, aber es sieht nicht gut aus.«
Maddy stand einfach nur da. Reglos, gefühllos. Sie wusste nicht, wie sie diese Information einschätzen sollte.
Ihre Mum hatte sich die Pulsadern aufgeschlitzt? Absichtlich?
Aber ihre Mum war eine der stärksten Frauen, die sie kannte. So etwas würde Carol Tilling niemals tun.
Allein schon diese unglaubliche Sauerei …
»Maddy, Liebes, ist alles okay?«
Maddy blinzelte nicht einmal. »Ich … ich weiß nicht.«
Es sieht nicht gut aus? Was bedeutet das? Dass sie … sterben könnte?
Fran nahm Maddy bei der Hand. »Komm, gehen wir.«
Sie zerrte Maddy durch den Dschungel in den gerodeten Bereich, am Lagerfeuer vorbei bis zur Krankenstation. Maddy sah, dass sich ein paar Leute in der Nähe des Vorhangs versammelt hatten. Ihr Gemurmel verstummte, als Maddy eintraf, und sie lächelten sie unsicher an und versuchten, ihr mit noch unsichereren Worten Mut und Hoffnung zu geben.
Maddy wurde durch den Vorhang in den Bereich gezogen, den sie am meisten hasste.
Im flackernden Schein zahlreicher Flammen sah sie Doc Emerson, der sich geschäftig über eine Person beugte, die auf einem der provisorischen Tische lag. Er wickelte jede Menge Stoff um die Handgelenke der Person. Nicht irgendeine Person … Mum, das ist Mum . Überall sah sie Blut.
»Wie … Warum …?«, stammelte Maddy. Doch bevor Fran antworten konnte, fragte Maddy: »Wo sind Lucy und Grace? Ich muss sie holen. Wahrscheinlich haben sie Angst und fragen sich, was hier los ist.«
Fran legte einen Arm um Maddy. »Sie sind in Sicherheit und sitzen mit Freunden drüben am Lagerfeuer.«
»Habt ihr ihnen gesagt …?«
»Nichts Konkretes«, unterbrach Fran. »Nur, dass es deiner Mutter nicht gut geht.«
Während sie zusah, wie Doc Emerson verzweifelt versuchte, ihrer Mum das Leben zu retten, wurde Maddy mit einem Schlag bewusst, was in diesem Moment auf dem Spiel stand, und sie brach in Tränen aus. »Nein, Mum. Bitte, stirb nicht.«
Maddy stand neben Fran, während um sie herum alles
Weitere Kostenlose Bücher