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Die Verdammten: Endzeit-Thriller (German Edition)

Die Verdammten: Endzeit-Thriller (German Edition)

Titel: Die Verdammten: Endzeit-Thriller (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Brett McBean
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erschlug ihn förmlich: die feuchte Kälte, das erdrückende, düstere Licht und der Gestank. Vor allem der Gestank. Eine kräftige Mischung aus menschlichen Ausscheidungen, Krankheit und bevorstehendem Tod.
    Der Geruch war jedoch nicht ausschließlich unangenehm, obwohl Ben den süßeren Geruch unter freiem Himmel bevorzugte. Trotzdem nahm er an, dass er diesen Geruch lieben lernte, falls er eines Tages selbst ein Alphalöwe wurde.
    Er ging ein Stück den Flur in der ersten Etage entlang: Simons Flur. Der große, mürrische Mann war nirgends zu sehen und Ben empfand Erleichterung. Er mochte Simon nicht, und er wusste, dass es den meisten anderen Junglöwen genauso ging. Es kursierte das Gerücht, dass er im Gefängnis gesessen hatte, als die Neue Welt angebrochen war. Und dass man ihn wegen der Vergewaltigung einer 80-jährigen Frau eingesperrt hatte. Andere behaupteten, er habe wegen Mordes gesessen, und wieder andere waren sich sicher, er habe Brandstiftung verübt. In jedem Fall sah er aus wie ein ehemaliger Verbrecher und er benahm sich auch so. Ben tat sein Bestes, um dem Löwenmann aus dem Weg zu gehen.
    Die Gefangenen waren gut bei Stimme. Sie jammerten und bettelten in den sechs Klassenzimmern, die noch so intakt waren, dass sie als Gefängniszellen genutzt werden konnten, um ihre Freilassung ... oder um ihren Tod. Ihre Schreie hallten in dem langen Flur mit der hohen Decke wider.
    Ben stapfte die Steinstufen hinauf, schlängelte sich durch das schmale Treppenhaus und ließ die Gefangenen und ihren Geruch der Verzweiflung hinter sich.
    Das Treppenhaus war bereits vor langer Zeit vom Schutt und den Ästen der Bäume befreit worden, lange bevor er und seine Mutter sich dem Verbund angeschlossen hatten. Bei einigen Stufen musste man vorsichtig sein, wenn man auf sie trat, da sie entweder zerbrochen waren oder komplett fehlten. Ein beliebtes Diskussionsthema unter den Junglöwen: Wenn man wählen müsste, würde man dann lieber durch eines der Löcher im Treppenhaus fallen und auf dem Betonboden aufschlagen oder auf einer der scharfen, zerbrochenen Stufen ausrutschen, stürzen und sich am ganzen Körper aufschlitzen? Ben entschied sich jedes Mal für den Sturz durch eines der größeren Löcher. Er zog den schnellen Tod dem quälenden Schmerz unzähliger Schnittwunden wie von den Klauen eines Bären vor.
    Er dachte erneut über seine Entscheidung nach, während er vorsichtig über eine der fehlenden Stufen kletterte. Während er seine Schritte voller Bedacht setzte, blickte er nach unten und stellte sich vor, wie er ausrutschte und auf den harten Boden knallte. Seine Eier schrumpften zusammen.
    Vielleicht ist es doch besser, völlig zerschnitten zu werden. Zumindest hätte man da eine Chance auf Überleben.
    Ben schaffte es auf die zweite Ebene, ohne zu fallen, und hielt einen Moment inne, um zu Atem zu kommen und abzuwarten, bis seine Eier wieder aus ihrem Versteck gekrochen kamen.
    Die Luft war hier oben ein wenig besser, süßer, für seinen Geschmack aber immer noch zu stickig. Er blickte den dunklen Flur hinunter zu Gordons Höhle, die mehrere Zimmer umfasste. Der Zweite in der Rangfolge ruhte sich höchstwahrscheinlich gerade aus, wie es die drei erwachsenen Männer tagsüber für gewöhnlich taten. Während Ben in dem alten Schulgebäude stand, schweiften seine Gedanken ab. Er träumte davon, wie er eines Tages zum Zweiten der Rangfolge aufrückte oder sogar Anführer seines eigenen Rudels wurde. Der Luxus, die meiste Zeit des Tages in den größten und besten Zimmern des Baus zu schlafen, während die Frauen den Großteil der Jagd erledigten, über sein eigenes Rudel oder einen Verbund zu herrschen und allzeit bereit zu sein, sein Zuhause zu verteidigen, falls es nötig sein sollte – all das klang für ihn nach einem guten Leben.
    Ben stieg auch die restlichen Stufen hinauf, bis er das obere Stockwerk erreichte.
    Hier ließen sich die Schreie der Gefangenen nur noch schwach vernehmen und der Geruch von feuchtem Eukalyptus überdeckte den Gestank des Urins und der Fäkalien. Ben ging den zerstörten Korridor entlang, wich den Bäumen aus, die den Beton gespalten hatten, und sprang hin und wieder über kleinere Öffnungen im Boden.
    Als er den Eingang zu Daniels Höhle erreichte, blieb er stehen, rückte sein Fell und seinen Gürtel zurecht und öffnete die Tür.
    Es war still in der großen Höhle. Ben schaute sich um, konnte Daniel jedoch nirgends entdecken. Er konnte ihn riechen – eine modrige

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