Die Verdammten: Endzeit-Thriller (German Edition)
wir schon zu nah dran. Wir haben sie mit der Dreiecksmethode angegriffen. Diese blöden, stinkenden Tunnelratten hatten nicht den Hauch einer Chance.«
Ben lächelte übers ganze Gesicht, als er sich daran erinnerte, wie er sich auf den blassen, schmutzigen Tunnelbewohner gestürzt hatte – und an den entsetzten Ausdruck in den Augen des Mannes, als er zum tödlichen Schlag ausholte. Ben konnte den salzigen Geschmack seines Blutes noch immer im Mund schmecken.
»Sehr gut«, nuschelte Daniel, den Mund voller Fleisch. »Du hast viel gelernt. Du hast zugehört, zugesehen und das Gelernte in die Tat umgesetzt. Was bedeutet, dass du bereit dafür bist, allein loszuziehen.«
Bens Lächeln erstarb. Ihm krampfte sich der Magen zusammen.
Seine schlimmste Befürchtung hatte sich bestätigt.
»Ich weiß, dass du Angst hast«, sagte Daniel und zerrte ein weiteres Stück aus dem Bein. »Ich kann deine Angst riechen, kann sie in deinen Augen sehen. Es ist okay, Angst ist ein vollkommen normales Gefühl. Der Trick ist, sich nicht von ihr überwältigen zu lassen.«
Ben fiel das Schlucken schwer. »Aber mir gefällt es hier. Ich bin noch nicht bereit, zu gehen.«
»Du hast keine Wahl. Alle männlichen Junglöwen müssen das Rudel verlassen, wenn sie die Reife erlangen. Das ist Teil unseres Lebens. Es ist nötig, damit unsere Art überlebt. Und du bist definitiv bereit.« Daniels Blick fiel auf Bens Schritt.
Ben fühlte sich völlig leer. Er hätte am liebsten losgeheult, aber er wagte es nicht, vor Daniel auch nur die geringste Schwäche zu zeigen.
Er musste gehen. Er hatte keine Wahl. Sie würden ihn töten, wenn er sich weigerte.
»Schau nicht so traurig drein«, sagte Daniel. Er rülpste. »Sieh es mal so: Du bist jetzt ein Mann. Du kannst durch den Dschungel streifen, tun und lassen, was du willst und wann du es willst. Wer weiß, eventuell findest du ja ein anderes Rudel und verdienst es, in eine neue Familie aufgenommen zu werden. Du kannst der Zweite in der Rangfolge werden oder sogar der Alphalöwe. So was wie das hier«, schloss Daniel und machte eine ausladende Handbewegung vor seinem Körper, »könnte eines Tages ganz allein dir gehören.«
Auch wenn Ben die Aussicht, Anführer seines eigenen Rudels zu werden, extrem aufregend fand, hielt er die Vorstellung eines Lebens als Nomade – eines einsamen Wanderers, der sich der Gnade der Baumbewohner, Tunnelratten und anderer Löwen ausgeliefert sah – für nicht gerade verlockend. Wenn er auch nur aus Versehen in das Revier eines anderen Rudels eindrang, war er tot.
Mit Baum- und Tunnelbewohnern kam er zurecht, solange es nicht zu viele waren. Plünderer und menschliche Überlebende stellten ohnehin keine Bedrohung dar. Aber Rudel und andere Nomaden und einsame Herumtreiber boten stets eine echte Gefahr. Außerdem musste er sich selbst um Wasser und Nahrung kümmern.
»Du musst spätestens heute Nacht weg sein«, fuhr Daniel fort. Als er das Bein vollständig abgenagt hatte, warf Daniel den Knochen weg und legte sich wieder ganz entspannt auf sein Bett. Sein langer, dicker Penis ruhte zufrieden auf seinem kräftigen, haarlosen Oberschenkel. »Am besten verabschiedest du dich also gleich. Du wirst keine Gelegenheit mehr dazu haben, wenn du erst mal weg bist. Denn wie du weißt, kannst du nicht mehr zurückkommen, wenn du einmal weggeschickt wurdest. Du wirst getötet, wenn wir dich in oder rund um diese Gegend aufgreifen. Du kannst nur das mitnehmen, was du bei dir trägst, und ein weiteres Fell. Kein Essen und keine zusätzlichen Waffen. Ist das klar?«
Ben, dessen Augen vor Tränen ganz verschwommen waren, nickte.
»Gut. Okay, das ist alles. Ich bin müde und brauche Ruhe.« Daniel gähnte, und Ben bemerkte erneut seine scharfen, glänzenden Zähne.
Bens Blick fiel auf Daniels dunklen, mähnenartigen Bart.
Erneut blitzte die Vorstellung, wie er Daniel mit seiner Bärenklaue die Kehle aufschlitzte, in seinem Geist auf.
Ein tiefes, kehliges Lachen riss Ben aus seinen verräterischen Gedanken.
»Du denkst darüber nach, mich zu töten, nicht wahr?«, sagte Daniel grinsend. »Du fragst dich, ob du es durchziehen könntest.«
Ben schüttelte den Kopf. »Hä? Nein, ich …«
»Schon okay. Ich weiß, dass es so ist. Die meisten Junglöwen haben dieselben Gedanken, wenn ihnen gesagt wird, dass es Zeit wird, uns zu verlassen. Sie stellen sich vor, wie sie sich ihre Klaue oder ihren Dolch schnappen, mir die Kehle rausreißen und den Verbund übernehmen. Das ist
Weitere Kostenlose Bücher