Die Verdammten: Endzeit-Thriller (German Edition)
bereitstand.
Er drehte sich zu den sechs Neuankömmlingen um.
Ein unwirklich langer, dünner Arm schlängelte sich durch eine der ungleichmäßig geformten Lücken des Eisentors und schnappte nach Knirps. Der Dingo hörte auf zu bellen und sprang zur Seite.
Ben hätte den Arm am liebsten mit der Axt abgeschlagen, aber er riss sich zusammen.
Er wollte seine Position noch nicht preisgeben.
Ein Überraschungsmoment galt als Schlüssel zu einem erfolgreichen Angriff, und er wollte den perfekten Zeitpunkt abwarten.
Dieser Zeitpunkt kam früher als von Ben erwartet, denn die Hand des Baumbewohners tastete zielsicher nach dem Riegel des rechten oberen Schlosses.
Ben schnappte nach Luft.
Die Hand zog an dem Riegel, und als sich der Arm nicht mehr weiter durch die winzige Spalte strecken konnte, tauchte eine weitere dünne, knochige Hand durch eine Lücke weiter oben im Tor auf und zog den Mechanismus ein Stück weiter nach oben.
Ben hatte nicht mit der Möglichkeit gerechnet, dass jemand durch die Spalten des Eisengitters griff, um die Riegel zu öffnen. Das aufwendige Muster aus schwarzem Eisen war ihm undurchdringlich erschienen.
Kurz darauf tauchten weitere Hände auf und zerrten an den oberen und unteren Riegeln.
Ben hob seine Axt. Er ließ sie mit wütendem Schwung hinuntersausen und hackte die Hand ab, die ihm am nächsten war.
Blut spritzte aus dem Stummel, während die bedrohlichen Schreie des Baumbewohners in der Kirche und der näheren Umgebung verhallten.
Ben hielt jedoch nicht inne, um den makabren Humor der abgetrennten Hand zu würdigen, die sich noch immer an den Riegel klammerte. Stattdessen schwang er seine Axt ein weiteres Mal und hoffte, weitere Gliedmaßen zu erwischen, bevor diese sich eilig durch das Tor zurückziehen konnten.
Es gelang ihm, die Finger eines weiteren Baumbewohners zu kappen, und die Schreie des Mannes mischten sich unter die seines Gefährten.
Ben stellte sich vor das Tor und fuchtelte mit der Axt herum.
»Du kleines Stück Scheiße!«, brüllte einer der unverletzten Baumbewohner. »Das war ganz schön hinterlistig für einen Löwen.«
Ben lächelte beim Anblick des handlosen Baumbewohners, der den Stummel gegen seine Brust drückte, während Blut über seinen Körper strömte und der fingerlose Baumaffe auf seine massakrierte rechte Hand starrte.
»Geschieht euch ganz recht«, erwiderte Ben. »Zehn gegen zwei ist auch nicht gerade ein fairer Kampf.«
»Seit wann sind Kämpfe fair?«, knurrte ein weiterer langgliedriger Baumaffe.
Bens kleiner Triumph währte nur kurz. Josephine schrie: »Ben, sie brechen durch!«
»Ganz richtig, wir kommen!«, rief einer der Baumbewohner und stieß mit einem Speer durch das Tor nach Ben. Die Spitze traf Ben an der linken Schulter. Er schrie auf, als die Waffe einen Muskel durchbohrte.
Der Speer wurde herausgerissen, und seine Schulter brannte wie Feuer.
Ben brachte sich außer Reichweite und bemerkte, dass Blut aus der Wunde quoll.
Erneut krochen Hände durch das Tor. Diesmal hatten ein paar der Baumbewohner ihre Speere erhoben, um zuzuschlagen.
»Komm schon, probier’s ruhig noch mal«, lockte der Mann, der Ben verwundet hatte.
Die Baumbewohner ließen die Spitzen ihrer Speere außerhalb des Tores schweben, direkt hinter den Öffnungen im Gitter und damit jederzeit bereit, einen neuen Angriff einzuleiten. Es war unmöglich für Ben, ihre Waffen zu zerstören – er kam nicht nahe genug an die Hände heran, die an den Riegeln zerrten, um nicht eine neuerliche Verletzung zu riskieren.
Es sind einfach zu viele, dachte er.
Er drehte sich zu Josephine um. Jedes Mal, wenn die Angreifer gegen die Tür hämmerten, die bereits zu splittern begann, bröckelten Steine aus dem Mauerwerk.
Ben sah keine andere Wahl, als sich zurückzuziehen.
»Josephine, komm!«
Josephine kam zu ihm.
»Sie werden bald drin sein«, warnte er. Zwei der vier Riegel hatten bereits nachgegeben.
»Komm, Knirps!« Zu dritt rannten sie in den Glockenturm.
»Wir werden euch finden!«, tönte einer der Baumbewohner. »Ihr könnt euch nicht verstecken!«
»Du bist verletzt«, sagte Josephine, als sie die Wendeltreppe hinaufeilten.
»Nur ein Kratzer«, versicherte Ben.
Als sie das Ende der Treppe erreichten, führte Ben Josephine zu seiner Waffensammlung. Er hob eine spitze Metallkelle auf und reichte sie ihr. »Das gibt eine gute Handwaffe ab, falls du die Heugabel nicht mehr halten kannst.«
Josephine steckte die Kelle in ihren Hosenbund.
Ben griff
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