Die Verdammten: Endzeit-Thriller (German Edition)
Superman einen Stahlbalken verbog.
»Was zur Hölle?«, keuchte Bruce.
Der Krach wiederholte sich. Ein schleifendes Geräusch wie Nägel auf einer Schiefertafel.
Beth drehte sich in die Richtung, aus der es kam.
Sie sah Risse in der Betonwand an der gegenüberliegenden Seite des Parkplatzes. Breite Spalten, die sich wie bei einem Spinnennetz über die Wand ausbreiteten.
»Oh Gott«, winselte Bruce.
Beth hatte das Gefühl, ein kalter Wind wirbele durch ihren Magen.
Nicht schon wieder, dachte sie. Nicht noch mehr Bäume!
Aber anstelle von Bäumen sah Beth, wie Wasser durch die rissige Wand tropfte.
Das metallische Schleifen ertönte erneut, diesmal lauter. Es durchschnitt die Luft wie eine rostige Kettensäge, schien Beths Kopf zu spalten und gegen ihr Trommelfell zu hämmern. Sie wünschte sich verzweifelt, ihre Hände auf die Ohren pressen zu können.
Die Tropfen verwandelten sich schon bald in einen Strom, und nur wenige Augenblicke später explodierte die Wand unter einer Flut aus Beton und Wasser.
Paul hatte gerade den Mund voll Wasser, als eine Explosion den Himmel erschütterte.
Er rappelte sich im selben Moment auf, als sich ein Schwall von oben ergoss.
Das Wasser stürzte von den oberen Ebenen durch eines der großen Löcher in der Decke, landete mit einer üppigen Gischt auf dem Boden und floss dann an beiden Seiten der Esche vorbei, die die Rampe am anderen Ende zerstört hatte.
»Heilige Scheiße«, fluchte Paul und ließ die Wasserflasche auf den Boden fallen.
Wo kommt das denn her?
Wahrscheinlich tobte draußen ein Sturm – allerdings ergoss sich durch die anderen Löcher in der Decke kein Wasser, nur das monotone Tropf, Tropf, Tropf war zu hören. Das sah aus wie ein Wasserfall, aber das konnte nicht sein … oder doch?
»Paul!«
Im schwachen Licht des Parkplatzes sah Paul zu Harold hinüber, der neben den beiden Leichen stand.
»Ja?«, rief Paul über den Lärm des tosenden Wassers hinweg.
»Was zur Hölle ist hier los?«
»Da bin ich genauso schlau wie Sie.«
In der Ferne nahm Paul eine Bewegung wahr – etwas, das sich ihm mit hoher Geschwindigkeit näherte –, und er hoffte inständig, dass es sich nicht um ein wildes Tier handelte.
Als er erkannte, womit er es zu tun hatte, atmete er ganz langsam aus.
Wasser ergoss sich über die untere Parkebene, dort, wo die jüngst gesprossenen Bäume eine Art Betonrinne hatten entstehen lassen. Der Fluss rauschte um die Bäume herum und riss lose kleine Zementbrocken, Blätter und Rinde mit sich. Paul beobachtete, wie der Fluss an ihm vorbeiströmte und schließlich um die Ecke in den Korridor am Rand der Parkebene schoss, der in einer Sackgasse endete.
Während immer mehr Wasser von oben nachströmte, stellte sich Paul direkt an den Fluss. Die Wassermassen flossen in schnellem Tempo und schäumten mächtig.
»Unglaublich«, sagte Harold, der auf der anderen Seite des Flusses stand.
Beide Männer gingen in die Hocke. »Denken Sie, es ist sicher?«, fragte Paul.
»Ich weiß es nicht«, antwortet Harold. »Sieht mir nach ganz gewöhnlichem Wasser aus. Aber es gibt nur einen Weg, das herauszufinden.« Harold schöpfte etwas Wasser mit seiner Hand, führte sie zum Mund und schlürfte. »Verflucht noch mal, ist das gut«, stieß er aus. »Ein bisschen sandig, aber sonst einfach wundervoll. Ganz sicher besser als ein paar mickrige Flaschen Regenwasser.«
Paul tauchte eine Hand ins Wasser. Es war kalt, bitterkalt, aber als er es aus seiner hohlen Hand trank, schmeckte es wunderbar sauber und erfrischend. Es hatte einen leichten Nachgeschmack nach Dreck, der allerdings nur auf den Zement zurückzuführen war und sich gewiss legte, sobald der Fluss eine Zeit lang in Bewegung war.
Während er am Ufer dieses wie aus dem Nichts entstandenen Stroms hockte, wurde Paul bewusst, dass der Pegel nicht anstieg, obwohl der Fluss nirgends abfließen konnte.
Aber vielleicht ja doch, überlegte er, richtete sich auf und schaute zu der Biegung hinüber, hinter der der Fluss verschwand. Womöglich hatte der Wasserdruck bereits einen Weg nach draußen gebahnt – einen Durchgang, den auch sie benutzen konnten, um von hier zu entkommen.
Paul drehte sich um und sah zu Harold hinüber.
»Fragen Sie sich dasselbe wie ich?«, rief Harold.
»Ich geh mal nachsehen«, antwortete Paul. Er setzte sich in Bewegung, folgte dem Flussufer und kletterte dabei über Stämme, umgefallene Bäume und mehrere Stellen mit zerstörtem Beton. Als er die Biegung des Flusses
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