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Die Verfluchte

Die Verfluchte

Titel: Die Verfluchte Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Claire Gavilan
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altmodisches Kleid, wie es in den ersten Jahren des vergangenen Jahrhunderts Mode gewesen war, 1910 oder 1912 vielleicht. Die Haare der Frau waren zu einem kurzen Bob geschnitten. Das Gesicht der Frau jedoch ... bei seinem Anblick revoltierte Roses Magen.
    Es war das Gesicht, das sie jeden Morgen sah, wenn sie in den Spiegel blickte.
    Die Frau auf dem Foto war sie selbst!
     
    „Das ist einfach unmöglich!“, murmelte sie und machte damit Mme Bertrand auf sich aufmerksam.
    Die alte Frau schaute von ihrem Gebäck auf. „Was meinst du, meine Liebe?“
    Rose drehte sich zu ihr um und deutete auf das Foto. „Ich ...“ Sie konnte nicht weiterreden, weil ihr die Stimme versagte.
    „Ach!“ Mme Bertrands Mund formte sich zu einem kleinen, runden O. Eilig stellte sie die Gebäckdose zur Seite und eilte zu Rose an den Schreibtisch. „Das ist ... nichts.“ Sie nahm das Foto, zog eine Schublade auf und warf es hinein. Energisch schloss sie die Lade wieder.
    Die dünne, rote Katze betrat die Hütte, marschierte quer durch den Raum und sprang auf etwas, das aussah wie ein Strohsack, ihr vermutlich aber als Bett diente. Sie ließ ihren Blick einmal durch den Raum schweifen, als wollte sie zeigen: Hier drinnen ist sowieso alles unter meiner Würde!
    In Roses Kopf kreisten die Gedanken. Sie wollte etwas sagen, aber es ging nicht. Sie räusperte sich. Ihre Stimme war rau, als sie hervorstieß: „Was hat das zu bedeuten?“
    Unschuldig sah Mme Bertrand sie an. „Was meinst du?“
    „Das Foto!“ Rose wies auf die Schublade. „Wie komme ich auf dieses Foto?“
    „Du glaubst ...?“ Ein helles Lachen perlte aus Mme Bertrands Mund. „Aber das ist doch absurd, Kind! Wie könntest du auf ein Bild kommen, das so alt ist?“ Sie lachte so laut, dass die Katze den Kopf wandte und sie ansah.
    Und plötzlich kam Rose sich albern vor. Wahrscheinlich hatte sie sich getäuscht. Sie war im Moment einfach ein bisschen neben der Spur, da war es nicht verwunderlich, dass sie Gespenster sah. Sie zwang sich zu einem Lächeln. „Sie haben recht“, sagte sie verlegen.
    Mme Bertrand wurde wieder ernst. „Natürlich habe ich das, Kind! Und jetzt setz dich endlich! Der Tee wird sonst kalt.“
    Aber Rose dachte nicht daran, sich zu setzen. Stattdessen zeigte sie auf den halbfertigen Silberanhänger auf dem Schreibtisch. „Der ist hübsch.“ Er war rund, ein bisschen größer als eine Zwei-Euro-Münze. Ein verschlungenes keltisches Muster verzierte ihn. Rose betrachtete die leeren Fassungen, dann sah sie sich um. Nirgends auf dem Tisch befand sich eine Schale oder ein Kästchen, das Edelsteine enthielt. „Was für Steine kommen hinein?“, fragte sie.
    Mme Bertrand seufzte leise. „Dunkelrote Granate.“ Sie nickte vor sich hin. „Ganz besondere Steine!“
    Rose verspürte den Wunsch, sich diese Steine anzusehen, aber sie wagte es nicht, danach zu fragen. Sie zeigte auf den Anhänger. „Darf ich ihn anfassen?“
    „Nur zu!“
    Rose berührte die Oberfläche des keltischen Musters, und im selben Moment rann ein schwaches Prickeln über ihren Körper. Es entstand in ihren Fingerspitzen, kroch von dort aus ihre Handfläche entlang, dann an der Innenseite ihres Armes empor und über ihren Nacken, ihre Brüste, den Bauch bis in den letzten Winkel ihres Körpers.
    Erschrocken zuckte sie zurück. Das Prickeln blieb noch einen Moment, dann verschwand es langsam.
    Fragend sah Mme Bertrand sie an. „Was hast du, meine Liebe?“
    Rose presste die Lippen aufeinander. „Nichts.“ Was war sie nur für eine dumme Pute? Für heute hatte sie mehr als genug von diesen sonderbaren Erlebnissen. Sie hatte das Bedürfnis nach frischer Luft, also entschuldigte sie sich.
    Und verließ die kleine Hütte fast fluchtartig.
     
    Die grünen Augen der Katze waren auf die Tür gerichtet, durch die Rose verschwunden war.
    Glynis lächelte. „Du magst sie, nicht wahr?“
    Die Katze drehte ihr kurz das Gesicht zu, dann starrte sie weiter auf die Tür.
    Glynis ging zu ihrem Schreibtisch und setzte sich. „Sie kann sich nicht an mich erinnern, musst du wissen. Hätte ich ihr sagen sollen, dass die Frau auf dem Foto tatsächlich sie ist?“
    Die Katze stieß ein leises Miauen aus.
    „Du willst wissen, warum sie sich nicht erinnern kann?“ Glynis zuckte die Achseln. „Das ist eine lange Geschichte, meine Liebe! Eine sehr traurige Geschichte.“ Mit einer zärtlich aussehenden Geste strich sie über das Amulett. Plötzlich wirkte ihre Miene nicht mehr freundlich,

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