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Die Verfluchten

Die Verfluchten

Titel: Die Verfluchten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Wolfgang Hohlbein
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ebenfalls zu Boden schleuderte. Und auch Abu Dun war plötzlich alles
andere als ruhig. Mit einer Bewegung, die so schnell war, dass man
sie praktisch nicht mehr sah, ergriff er einen der beiden anderen Soldaten und schleuderte ihn wuchtig gegen seinen Kameraden. Die
beiden Krieger stürzten mit hilflos ineinander verstrickten Gliedern
unmittelbar neben Arslan zu Boden.
»Nein, Hauptmann«, sagte Andrej noch einmal und so ruhig, wie er
nur konnte. »Es ist nicht nötig, dass wir Euch begleiten. Ich bin sicher, wir können die Angelegenheit auch gleich hier klären.«
Arslan starrte ihn aus hervorquellenden Augen an. Der ganze
Kampf hatte weniger als einen Atemzug gedauert, und anscheinend
hatte er noch gar nicht richtig begriffen, was überhaupt geschehen
war. Sein Blick wanderte ungläubig zwischen Andrej, Abu Dun und
den Soldaten hin und her, die sich nur mühsam wieder aufrappelten.
Keiner von ihnen war ernsthaft verletzt, aber ihm konnte auch nicht
entgangen sein, dass Abu Dun und Andrej nicht einmal ihre Waffen
gezogen hatten, um die vier Gardisten auszuschalten. Und Andrej
war ziemlich sicher, dass Arslan nicht die schlechtesten seiner Leute
mitgebracht hatte, um sie zu verhaften.
»Da seht Ihr es, Hauptmann!«, rief Salil. »Es ist genau so, wie ich
es gesagt habe! Dieser Ungläubige ist mit dem Teufel im Bunde!«
»Wohl kaum.« Hinter ihnen wurden jetzt polternde Schritte laut,
aufgeregte Stimmen drangen durch das Holz der Tür, dann begann
jemand mit der Faust dagegen zu hämmern. Andrej ignorierte es.
»Wäre das so, stünden wir ja auf derselben Seite, oder?«
Salil glotzte ihn nur verständnislos an, und Andrej wandte sich
wieder an Arslan. Die vier Gardisten kamen einer nach dem anderen
wieder auf die Füße, machten aber zumindest im Moment keine Anstalten, sie abermals anzugreifen. »Wir haben ihn nicht überfallen«,
fuhr Andrej ruhig fort. »Und ich vermute, auch kein anderer.«
Arslan schwieg noch immer. Auch er hatte seine Waffe gezogen,
und allein die Art, wie er dastand und den Krummsäbel hielt, machte
Andrej klar, dass er gut damit umzugehen wusste. Dennoch wirkte er
unschlüssig.
Andrej wandte sich nun direkt an Salil. »In wie vielen Städten bist
du damit schon durchgekommen?«
»Was… was soll das heißen?«, erwiderte Salil nervös.
»Das soll heißen, dass ich mich frage, wie vielen gutgläubigen Narren du deine Steine schon zu einem Spottpreis verkauft hast, nur um
sie ihnen hinterher wieder abzunehmen - und sie möglicherweise
gleich an den Galgen zu bringen.« Andrej schüttelte den Kopf. »Hätten wir dich wirklich überfallen, dann könntest du jetzt nicht hier
stehen, um diese absurden Anschuldigungen vorzubringen.« Er
wandte sich wieder an Arslan. »Wir werden Euch nicht begleiten,
Hauptmann. Aber wenn ich Euch einen Rat geben darf: Seht Euch
die Zeugen, die Salil bringt, ein wenig genauer an. Ihr werdet feststellen, dass sie allesamt seine Freunde sind.«
Das Klopfen an der Tür war lauter und fordernder geworden und
verwandelte sich nun in ein Hämmern. Andrej konnte hören, wie das
dünne Holz unter der Gewalt der Schläge ächzte.
»Aber das… das… das… ist nicht wahr!«, stammelte Salil. »Ich
habe…«
»… dir den Falschen ausgesucht, um ihn zu betrügen«, fiel ihm
Andrej ins Wort. Er lächelte kalt. »Du hättest bei deinem ursprünglichen Plan bleiben sollen, Salil. Ich nehme doch an, du hattest eigentlich vor, es Mustafa Bo anzuhängen, nicht wahr? Aber als du uns
gesehen hast und dir klar wurde, dass ich noch dazu ein Ungläubiger
bin, hast du geglaubt, einen besseren Sündenbock gefunden zu haben.«
Salil sagte gar nichts mehr, aber das war auch nicht nötig. Sein Gesicht war das personifizierte schlechte Gewissen.
»Das ist… alles sehr verwirrend.« Einen Herzschlag lang starrte
Arslan den Säbel in seiner Hand an, als wisse er nicht so recht, was
er damit anfangen sollte. »Trotzdem kann ich Euch nicht gehen lassen. Aber ich gebe Euch mein Wort, dass ich persönlich noch einmal
alle Zeugen befragen werde. Wenn es sich tatsächlich so darstellt,
wie Ihr sagt, Andrej, dann habt Ihr nichts zu befürchten. Aber ich
muss darauf bestehen, dass Ihr mich begleitet.«
Nun ja, er hatte es wenigstens versucht.
»Es tut mir Leid«, sagte Andrej.
Er hatte damit gerechnet, dass Arslan diese Worte als Aufforderung
betrachtete, seinen Männern erneut den Angriff auf Abu Dun und ihn
zu befehlen, aber der Hauptmann zögerte tatsächlich

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