Die Verfluchten
Loch, in das sie sich verkriechen konnte.
»Ihr habt heute Mittag einen Handel mit Salil as Salil geschlossen,
ist das richtig?«, fragte Arslan.
Mustafa nickte nervös. »Ja.«
»Worum ging es bei diesem Handel?«, wollte Arslan wissen.
»Um… um Edelsteine, Herr«, stammelte Mustafa. »Es ging um einige Edelsteine, die… die Salil zum Verkauf angeboten hatte.
Stimmt irgendetwas damit nicht?«
Arslan überging die Frage. »Und habt Ihr sie gekauft?«
Andrej tauschte einen weiteren verstohlenen Blick mit Abu Dun.
Der Nubier stand immer noch völlig unbewegt da, und auch seinem
Gesicht war nicht die geringste Regung anzumerken. Andrej war
jedoch sicher, dass er Arslans Männer mittlerweile ebenso aufmerksam betrachtet und eingeschätzt hatte wie er. Und vermutlich war er
zu dem gleichen Schluss gekommen: dass sie besser daran taten, diese Männer nicht zu unterschätzen. Das waren keine dahergelaufenen
Schläger, wie Salils so genannte Leibwächter, sondern Soldaten, die
ihr Handwerk verstanden. Sie ließen Abu Dun und ihn keinen Moment aus den Augen, und ihre Hände befanden sich griffbereit gleich
neben ihren Schwertern.
»Aber ich verstehe nicht«, murmelte Mustafa hilflos. »Was geht
denn hier vor? Wir haben ein Geschäft abgeschlossen und sind uns
einig geworden. Was interessiert das die Stadtwache? Ich habe die
Steine bekommen und Salil die vereinbarte Summe. Was ist daran
falsch?«
Arslan schüttelte bedächtig den Kopf. »So weit nichts. Nicht, wenn
auch jeder das behält, worum es bei diesem Geschäft ging.«
Mustafa glotzte nur verständnislos, aber Andrej sagte scharf: »Was
soll das heißen?«
Arslan drehte sich ruhig zu ihm um und maß ihn mit einem noch
ruhigeren, fast abfälligen Blick. »Nachdem Salil in seine Herberge
zurückgegangen ist«, antwortete er ruhig, »wurde er überfallen, und
man hat ihm den Beutel mit Gold wieder gestohlen, den er von Mustafa Bo erhalten hat.«
»Ist das wahr?«, keuchte Mustafa. Salil nickte und streifte Andrej
mit einem flüchtigen, von nichts anderem als Angst erfüllten Blick.
»Und was haben wir damit zu schaffen?«, fragte Andrej kühl.
»Die Zeugen, die den Überfall beobachtet haben, haben eine sehr
gute Beschreibung der Täter abgegeben«, antwortete der Hauptmann.
»Sie sagen, einer von ihnen sei auffallend groß gewesen, und vollkommen schwarz. Und der andere ein Ungläubiger.«
Mustafas Augen wurden groß. »Aber das… das«, stammelte er.
»… ist Unsinn«, führte Andrej den Satz zu Ende. Er deutete auf
Mustafa. »Wir waren die ganze Zeit mit Mustafa Bo zusammen. Er
kann das bestätigen.«
»Sicher«, sagte Arslan.
»Und zahlreiche andere auch«, fügte Andrej ruhig hinzu. »Wir haben ihn zum Haus des Edelsteinschleifers begleitet und davor auf ihn
gewartet. Zahlreiche Menschen haben uns gesehen, und der Schleifer
selbst wahrscheinlich auch.«
Arslan nickte. Sein Gesicht blieb immer noch völlig reglos. »Das ist
wahr. Aber es wurde auch beobachtet, dass Mustafa und ihr danach
in verschiedene Richtungen davongegangen seid. Und in dem Gasthof, in dem ihr bis gestern wart, hat man mir gesagt, ihr wärt erst
kurz vor Sonnenuntergang dort eingetroffen.«
»Wir waren auf dem Sklavenmarkt«, sagte Andrej. »Auch dafür
gibt es genügend Zeugen. Ihr könnt gern hingehen und Erkundigungen einziehen.« Er lächelte dünn. »Wenn Abu Dun tatsächlich so
auffällig ist, dann erinnert man sich sicherlich auch dort an ihn.«
»Das werde ich tun«, antwortete Arslan. »Obwohl ich fürchte, dass
es nicht viel nutzen wird. Der Weg zum Sklavenmarkt führt nahe an
Salils Haus vorbei. Es wäre nur ein kurzer Umweg, und der Überfall
hat nicht lange gedauert. Und es gibt fünf glaubwürdige Zeugen, die
euch erkannt haben.«
»Gewiss«, sagte Andrej kühl. »Und die stehen nicht zufällig alle in
Salils Diensten?«
Arslan sah ihn weiter mit unbewegtem Gesicht an. Andrej glaubte
trotzdem zu erkennen, wie es hinter seiner Stirn arbeitete, aber er
ahnte auch das Ergebnis voraus, zu dem er kommen musste. Das
einzige, zu dem er kommen konnte. Nach einer kleinen Ewigkeit
nickte der Hauptmann und sagte ruhig: »Das wird sich alles klären.
Ihr begleitet uns jetzt.«
Er setzte dazu an, seinen Männern einen entsprechenden Wink zu
geben, doch Mustafa kam ihm zuvor. »Aber Herr, das… das kann
nur ein… ein Missverständnis sein«, stammelte er. »Ich bürge für
Andrej und Abu Dun. Sie würden niemals…«
»Was?«, unterbrach ihn Arslan
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