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Die Verfluchten

Die Verfluchten

Titel: Die Verfluchten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Wolfgang Hohlbein
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auf eine Art, die seine
Worte zu einer Drohung werden ließen. »Du vergisst, mit wem du
sprichst, Sklavenhändler.«
»Keineswegs«, erwiderte Ali Jhin. »Ich weiß, wer Ihr seid und wozu Ihr imstande seid, Emir. Aber Ihr wisst anscheinend nicht, wer
diese Männer sind. Sie lassen nicht mit sich spielen.«
»Wer immer sie sein mögen«, sagte Faruk gelassen, »sie befinden
sich hier in meinem Land, und dies ist meine Stadt. Mein Palast. Ich
lasse mir nicht in meinem eigenen Hause drohen.«
Ali Jhin unterbrach seinen unruhigen Gang. Sein Blick versuchte
den Faruks zu fixieren und glitt dabei auch über die Wand, hinter der
Andrej stand. Für einen winzigen Moment, gerade lange genug, um
Andrej erschrocken zusammenfahren zu lassen, stockte er in der Bewegung und runzelte die Stirn, dann aber wandte er sich wieder dem
Emir zu.
»Es liegt mir fern, Euch zu beleidigen, Faruk«, sagte er, wobei Andrej sich fragte, ob es nur eine Nachlässigkeit war oder ob Ali Jhin
aus einem bestimmten Grund auf Faruks Titel verzichtete, »doch
Tatsache ist, dass Ihr diese Männer nicht kennt, ich aber sehr wohl.
Ich weiß, wozu sie fähig sind. Ich will Euch nur vor ihnen warnen.«
»Warnen?« Faruk lachte leise und schüttelte den Kopf. Für einen
Moment geriet eine schlanke, mit schweren, edelsteinbesetzten Ringen geschmückte Hand in Andrejs Sichtfeld, die einen mindestens
ebenso reich verzierten, goldenen Trinkbecher hielt. Der schwache
Geruch, der daraus emporstieg, machte Andrej klar, dass Faruk es
mit den Regeln seiner Religion ebenso wenig sklavisch genau nahm
wie viele andere Bewohner seiner Stadt. »Du bist ein Dummkopf,
Sklavenhändler. Ich glaube dir gern, dass du und deine Bande von
Halsabschneidern und Mördern euch vor diesen Männern fürchtet.
Aber da gibt es doch einen gewissen Unterschied, meinst du nicht
auch?«
»Ihr sprecht von Euren Soldaten?« Ali Jhin schüttelte heftig den
Kopf. »Muss ich Euch daran erinnern, dass Eure Krieger schon zwei
Mal versucht haben, meine Wüstenfestung zu stürmen, und daran
gescheitert sind?«
Obwohl Andrej das Gesicht des Emirs nicht sehen konnte, spürte er
Faruks Ärger doch überdeutlich. »Überspann den Bogen nicht, Sklavenhändler«, schnappte er. »Sonst könnte es sein, dass ich nur deinen
hübschen Kopf zu deinen Leuten zurückschicke, und eine Abteilung
meiner Krieger, die herausfinden, was die Mauern deiner so genannten Wüstenfestung wirklich aushalten.«
Ali Jhin spürte wohl selbst, dass er zu weit gegangen war, denn als
er schließlich weitersprach, war seine Stimme ruhig. »Ich wollte
Euch wirklich nicht beleidigen, Herr.« Andrej hörte, wie schwer ihm
gerade dieses letzte Wort über die Lippen kam. »Aber Ihr unterschätzt diese Männer. Ich habe erlebt, dass sie schon für weniger als
nichts getötet haben. Es sind überaus mächtige Männer, Emir.«
»Deine Sorge um mich rührt mich zu Tränen«, antwortete Faruk
spöttisch. »Ich weiß es immer zu würdigen, wenn ich auf einen Untertanen treffe, der seinem Herrn so treu ergeben ist wie du. Trotzdem.« Er schüttelte den Kopf. »Ich bleibe bei meiner Entscheidung.«
Er nahm einen weiteren Schluck Wein, legte den Kopf auf die Seite
und sah Ali Jhin lange und, wie es den Anschein hatte, sehr nachdenklich an. »Wenn diese Fremden tatsächlich so mächtig und gefährlich sind, wie du sagst, und wenn ihnen wirklich so viel an einer
einfachen, nubischen Sklavin liegt, dann frage ich mich allerdings,
was an ihr so wertvoll oder besonders sein mag.«
Ali Jhin blieb abermals stehen und versuchte vergeblich, einen
nichts ahnenden Ausdruck auf sein Gesicht zu zaubern. Als er spürte,
dass es ihm nicht gelang, drehte er sich halb herum, sodass er Faruk
nun nur noch seine zerstörte Gesichtshälfte zuwandte. »So geheimnisvoll wie sie selbst sind auch die Dinge, die sie tun«, sagte er dann.
»Niemand weiß, was genau sie tun, so wenig, wie jemand weiß, wer
sie wirklich sind oder woher sie kommen. Vielleicht gefällt ihnen die
Frau einfach nur. Vielleicht ist sie auch von besonderem Wert für sie,
aber das muss nicht bedeuten, dass sie es auch für Euch wäre, Herr.
Im Gegenteil.« Er schüttelte bekräftigend den Kopf und wirkte jetzt
noch nervöser. »Glaubt mir, ich habe genug Mühen und Schwierigkeiten mit ihr gehabt. Sie ist eine Aufrührerin. Die Leute sagen, sie
besäße magische Kräfte, doch wenn das so ist, dann ist es der Scheijtan, der ihr diese Kräfte verliehen hat.

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