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Die Verfuehrerin

Titel: Die Verfuehrerin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jude Deveraux
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der Unterschied zwischen einer Frau, die sich für ein paar Dollar, und einer, die sich für ein Stück Papier und einen goldenen Ring verkauft?«
    Sie funkelte ihn an. »Wenigstens kann ich dabei den Preis bestimmen - nicht Sie!« Damit drängte sie an ihm vorbei und ging den Weg hinunter, den Pilar genommen hatte.
    Sie fand sie vor einem dunklen Loch stehen, das offenbar den Eingang der Mine darstellte, mit einem Gesteinsbrocken in der Hand, wie Chris ihn in der Kiste im hintersten Winkel der Hütte gefunden hatte.
    »Die Mine ist voll davon. Ich vermute, der Alte hält das tatsächlich für echtes Gold und glaubt, alle anderen wären zu dumm, das zu erkennen.« Pilar blickte zu Chris hoch. »Oh -mir scheint, Sie haben sich wieder mit ihm gestritten, wie?«
    »Nein, das habe ich nicht. Mir ist nur noch kein Mann begegnet, der so stur gewesen wäre wie er. Er scheint nicht begreifen zu wollen, daß ich nein meine, wenn ich nein sage. Hat sich denn bisher noch keine Frau seinen Wünschen verweigert?«
    »Ich glaube nicht«, sagte Pilar ernsthaft. »Aber ich habe auch noch nie erlebt, daß er eine Frau so hartnäckig verfolgt hätte wie Sie. In der Regel hat er sich einfach hingesetzt, und sein Gesicht besorgte dann den Rest. Schlimmstenfalls mußte er ein paarmal den Mund aufmachen und sprechen, und wenn eine Frau nicht schon vorher aufgetaut war, geschah das spätestens dann, wenn sie zum ersten Mal seine Stimme hörte.«
    »Ich erwarte mehr von einem Mann als gutes Aussehen und eine schöne Stimme. Und Tynan scheint nicht fähig zu sein, mir dieses Mehr zu geben, das ich von ihm erwarte.«
    Sie hörten einen Gewehrschuß in einiger Entfernung. »Ich glaube, er hat uns etwas zu essen besorgt. Kommen Sie, wir wollen ihm entgegengehen«, sagte Pilar.
    Als Chris entschlossen schien, dort zu bleiben, zu verharren, wo sie gerade stand, nahm Pilar ihren Arm. »In ein paar Tagen wird Ihr Vater hier eintreffen, und dann brauchen Sie Ty ja nie mehr wiederzusehen. Das ist die erste Rast, die wir alle seit einer Ewigkeit hatten. Also lassen Sie uns das Beste daraus machen, ja?«
    Leicht widerstrebend gab Chris nach und ließ sich von Pilar fortziehen. Sie wollte niemandem zeigen, wie ihr das Herz bei dem Gedanken, daß sie Ty nie mehr Wiedersehen würde, bis in den Hals hinauf klopfte.
    Als sie Tynan erreichten, häutete er bereits einen kleinen Rehbock ab, und Chris zündete ein Feuer an. Alsbald erfüllte der Duft von Wildbretbraten die Luft.
    »Ein hübscher Ort, nicht wahr?« sagte Ty, als er ein Stück von dem Braten für Chris abschnitt.
    Sie blickte um sich und begriff, daß dies die Stelle sein mußte, von der er vorhin gesprochen hatte - der Ort, wo er sie lieben wollte. »Er scheint mir in Ordnung zu sein«, sagte sie kalt. »Pilar, wollen Sie uns nicht etwas von den Freuden des Ehelebens erzählen? Und von ihren Kindern? Wie alt, sagten Sie neulich, sind die beiden?«
    Sie überhörte das Stöhnen, das Tynan aus dem tiefsten Herzen zu kommen schien, während sie den Kopf zur Seite drehte und der heimwehkranken Pilar zuhörte, die von ihrem Ehemann und ihren beiden Kindern berichtete. Sie versuchte nicht, die Mühen ihres Daseins zu verklären oder ihr die Armut zu unterschlagen, mit der sie zu kämpfen hatten. Doch dahinter stand ein wunderbares Gefühl der Zusammengehörigkeit, das sie für alles zu entschädigen schien, und Chris wußte, daß sie eben dieses Gefühl in ihrem Leben suchte. Anschließend fragte Pilar Chris über ihr Leben als Reporterin aus und fand es wunderbar aufregend.
    »Das stimmt. Nur bin ich jetzt bereit, seßhaft zu werden.«
    »Sie ist dazu bereit, seit ein gewisser Jemand aus ihrem Kleiderschrank heraussprang«, mischte sich Tynan hinter ihr mit sarkastischer Stimme ein. »Sie meint, daß ein Mann, der sie anfaßt, sie auch heiraten muß.«
    »Das ist nicht wahr!« sagte Chris, sich zu ihm umdrehend. »Ich weiß nicht, wie ich je auf den Gedanken kommen konnte, Sie zu lieben! Sie sind von einer unerträglichen Eitelkeit und gewöhnt, daß sich alles nur nach Ihren Wünschen richtet. Ich bezweifle, daß ich Sie heiraten würde, selbst wenn Sie mich jetzt darum bäten!«
    »Sie brauchen sich gar nicht so zu ereifern, denn in einer Woche werde ich frei sein - der Verantwortung ledig, für die Sicherheit eines kleinen, verwöhnten, reichen Mädchens sorgen zu müssen, das meint, es könne alles- oder jeden - haben, indem es einfach danach verlangt. Ich werde frei sein - haben Sie das gehört?

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