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Die Verfuehrerin

Titel: Die Verfuehrerin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jude Deveraux
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das Foto jemals Red gezeigt oder den andern Frauen, die... die bei ihr arbeiten?«
    »Klar, die kennen das Foto. Doch keine wußte, wen es darstellt. Sie dachten, es wäre alles schrecklich romantisch, und kauften ständig neue Rahmen für das Foto. Dann kam der alte Mann, nahm das Foto wieder aus den Rahmen heraus und verkaufte diese anschließend. Jahrelang waren diese Bilderrahmen für ihn eine große Einnahmequelle.«
    Chris drehte das Foto um. »Da steht etwas auf der Rückseite, aber ich kann es nicht entziffern.«
    »Sa. Es fängt mit den Buchstaben >Sa< an, doch die restlichen Schriftzeichen sind verblichen. Ich hatte mir eingebildet, daß der Name meiner Mutter Sarah gewesen ist.«
    »Sie haben viel Zeit damit verbracht, dieses Foto zu studieren, nicht wahr?« Tynan antwortete nicht, sondern streckte sich auf dem Rücken aus und blickte in den Himmel hinauf. »Ich habe diesen Himmel vermißt, als ich im Gefängnis saß. Der Himmel, den man dort sieht, ist fast gänzlich von Gitterstäben verdeckt. Und auch den Lärm im Gefängnis konnte ich nicht leiden.«
    Chris wollte noch mehr über dieses Bild erfahren. »Wie ist der alte Mann zu diesem Foto gekommen? Wenn es in seinem Besitz war, mußte er doch auch noch andere Sachen von dieser Frau gehabt haben.«
    »Alles andere hat er verkauft, selbst ihre Kleider und ihre Unterwäsche. Ich vermute, er hat ihre nackte Leiche dort hinunter in den Abgrund geworfen. Oder vielleicht liegt sie hier irgendwo vergraben.«
    »Tynan! Wie können Sie sich nur so ausfallend darüber äußern! Diese Frau war Ihre Mutter, hat Sie auf die Welt gebracht.«
    Er setzte sich auf. »Sie starb mit drei Revolverkugeln im Rücken.«
    »Aber wer wollte sie töten? Und warum?«
    »Gibt es hier vielleicht irgend etwas zu essen? Vielleicht könnte ich im Wald ein Reh oder einen Hasen schießen.«
    »Wollen Sie mir denn nicht antworten? Haben Sie eine Ahnung, warum jemand eine Frau erschießen wollte, die hoch in anderen Umständen ist?«
    Er blickte auf sie hinunter. »Warum betrügen Männer beim Kartenspiel? Warum betrinken sich Männer und versuchen sich dann gegenseitig umzubringen? Ich weiß es nicht. Sie kam hierher mit drei großen Löchern im Rücken, legte sich hin, brachte mich auf die Welt, sagte >Tynan< und starb. Das ist die Summe dessen, was ich weiß. Der Goldgräber sah zu, wie sie einen Jungen auf die Welt brachte, und nahm sich vor, beide hier liegenzulassen, ehe ihm der Gedanke kam, daß er die Kleider, die nicht von ihrem Blut verdorben waren, und diesen schreienden Säugling verkaufen könne. Also zog er ihr die Kleider aus und trug mich den Berg hinunter. Das ist es, Chris. Mehr gibt es darüber nicht zu berichten. Er verkaufte alles bis auf dieses Foto. Niemand wollte ein Foto von einer Frau haben, die er gar nicht kannte, und so nahm ich es eines Tages an mich, als er mich hierherholte, damit ich für ihn arbeitete. Kann ich jetzt essen?«
    Chris setzte sich wieder auf den Boden und betrachtete das Bild. »Sie ist eine sehr hübsche Frau.«
    »War. Sie war hübsch. Sie ist schon viele Jahre tot. Chris, warum sind Sie so furchtbar neugierig darauf, wer meine Mutter gewesen ist?«
    »Ich bin daran interessiert, zu...« Sie stockte mitten im Satz. Fast hätte sie gesagt, daß sie an ihm interessiert sei. »Ich bin Reporterin«, sagte sie, sich vom Boden erhebend.
    »Ich bin einfach neugierig. Das ist alles. Alles, was mir in meinem Beruf begegnet, weckt meine Neugierde.«
    »Also - ich bin neugierig, was dort in dem Topf kocht.« Er rückte dichter an sie heran. »Vielleicht könnten Sie mit mir auf die Jagd gehen.«
    »Ich kann Pilar nicht allein lassen.«
    »Sie kann uns ja begleiten. Ein Spaziergang täte ihr nur gut.«
    »Das glaube ich nicht. Und überhaupt muß ich hier erst aufräumen, was ich...«
    Ty schob sich noch dichter an sie heran und berührte dann mit der Hand ihre rechte Wange. »Chris, nun gehen Sie doch mit. Ich verspreche, daß ich mich benehmen werde. Ich werde nichts tun, was Sie nicht wollen.«
    Sie rückte einen Schritt von ihm fort. Mit dieser Stimme konnte er andere Menschen dazu bringen, daß sie alle ihre Vorsätze vergaßen. »Ich sollte nicht...«
    »Was solltest du nicht?« fragte er, während er einen Schritt auf sie zuging.
    »Chris!« rief Pilar. »Ich würde mir gern ein wenig Bewegung verschaffen. Könntest du - mir zuliebe - Ty begleiten?«
    »Nun... ich denke schon«, begann Chris, ehe sie in Tynans lächelnde Augen blickte. »Aber

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