Die Verfuehrerin
kommen Sie mir ja nicht auf falsche Gedanken«, warnte sie ihn. »Ich werde Ihnen nicht nachgeben.«
Er senkte die Lider. »Ich habe dich ja noch gar nicht darum gebeten , mir nachzugeben.«
Nachdem Tynan den größten Teil des Ragouts aufgegessen hatte, das Chris für sie alle zubereitet hatte, nahm er sein Gewehr, half Pilar, von ihrem Heulager aufzustehen, und ging dann den schmalen Pfad hinter der Hütte hinunter. Chris machte ihm zweimal Vorwürfe, weil er nicht vorsichtig genug mit seinem verwundeten Bein umging; aber er grinste nur.
»Erinnerst du dich noch daran, wie du mit den Chanry-Jungs die Bank in Texas beraubt hast und...«, begann Pilar.
»Eine Bank beraubt?« sagte Chris und wiederholte dann entsetzt: »Eine Bank beraubt!«
Ty zwinkerte Pilar zu. »Sie glaubt, ich wäre so unschuldig wie frischgefallener Schnee und hätte noch nie etwas Ungesetzliches getan.«
»Oh, ich habe gesehen, wie er Männer niedergeschossen hat. Und als ich ihn zu einem Picknick mitnahm, fing er mit einem Mann Streit an, so daß dieser schwerverletzt in die Stadt zurückgefahren werden mußte. Von einem Picknick der Kirchengemeinde, wohlgemerkt!«
»Rory Sayers«, sagte Ty zu Pilar, als wäre das Antwort genug.
»Ich habe noch keinen Mann getroffen, der eher eine Kugel verdient hätte als Rory Sayers«, sagte Pilar. »Ty, hast du als Kind nicht einen Garten hier oben auf dem Hügel angelegt?«
Chris ging hinter den beiden her und hatte das Gefühl, auf einer Party zu sein, wo alle Gäste sich kannten, sie aber keinen. Pilar und Tynan unterhielten sich angeregt über Dinge, von denen sie keine Ahnung hatte. Sie erinnerten sich gegenseitig an die Namen von Leuten, mit denen sie an bestimmten Orten zusammengewesen waren, sprachen über abenteuerliche Begebenheiten, die sie mit dem Sheriff in Konflikt gebracht hatten, von Schießereien mit Banditen und Begegnungen mit Gesetzlosen, von denen sie nur in der Zeitung gelesen hatte.
Als sie oben auf dem Hügel angelangt waren, suchte Tynan eine Weile im Unterholz, bis sie eine kleine Lichtung vor sich sahen. »Hier war es«, sagte er, »wo ich Karotten, Kartoffeln und Erdbeeren angebaut habe. Die Erdbeeren haben es nicht geschafft, und die Kaninchen fraßen sofort jeden Halm auf, der sich bei den Karotten über der Erde zeigte. Und schaut euch das an«, rief Ty und hielt eine flachgedrückte verrostete Konservendose hoch. »Eine meiner ersten Zielscheiben. Ich habe hier oben stundenlang mit dem Revolver geübt.«
»Viel anderes gab es hier wohl auch nicht zu tun«, sagte Pilar. »Ist die Mine des alten Mannes nicht irgendwo in der Nähe?«
»Ja - nur hier ein Stück den Pfad hinunter.«
Pilar drehte sich um und ging in die angedeutete Richtung;
aber Chris hielt sich zurück. Tynan ging zu ihr, und ehe sie ihn daran hindern konnte, hatte er schon die Arme um sie gelegt. »Du fühlst dich ein wenig vernachlässigt, nicht wahr?«
Sie wollte ihn von sich wegschieben; aber er hielt sie fest. »Nein, keineswegs.«
»Wir könnten Pilar sagen, daß sie ins Lager zurückgehen und uns allein lassen soll. Ich kenne hier eine Stelle, die wie geschaffen scheint für die Liebe- still und geschützt, in der Nähe eines Baches, wo Blumen den ganzen Sommer hindurch blühen. Würde es dir nicht gefallen, mich auf einem Bett aus Blumen zu lieben?«
»Nein, das würde mir gar nicht gefallen«, sagte sie, aber ihre Stimme klang nicht sehr überzeugend. »Ich möchte für keinen Mann eine Frau ohne Moral sein.«
»Moral? Was ist daran unmoralisch, daß man sich liebt? Chris, ich kann dafür sorgen, daß du dich himmlisch fühlst. Wir können uns gegenseitig so ein Gefühl verschaffen.«
Sie wand sich aus seinen Armen. »Laß mich in Ruhe, Tynan. Ich werde niemals eine von deinen Frauen sein, und du solltest dich lieber an diesen Gedanken gewöhnen. Ich werde zu meinem Vater heimkehren, und vielleicht bleibe ich diesmal dort, heirate einen Rancher und bekomme ungefähr ein Dutzend Kinder.«
»Wen hast du da im Sinn?« fragte er zornig. »Prescott etwa?«
»Ich bin sicher, daß Asher einen guten Ehemann abgeben würde, und er hat mir bereits einen Heiratsantrag gemacht. Ich könnte sein Angebot annehmen. Und was kümmert es dich eigentlich, ob ich ihn heirate oder nicht? Du möchtest doch keine Ehefrau und Kinder haben. Du hast deine Wahl getroffen, ich meine - worüber sich also noch beschweren?«
Sie konnte den Zorn in seinen Augen sehen.
»Du hältst dich für moralisch. Aber wo ist
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