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Die Verfuehrerin

Titel: Die Verfuehrerin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jude Deveraux
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hörten sie Schüsse in einiger Entfernung, und ihr Herz klopfte ihr bis zum Hals hinauf, als Tynan, das Gewehr in der Hand, den Berg hinunterstieg, um nachzusehen, wer da geschossen hatte. Sie weinte fast vor Erleichterung, als er zurückkam, um ihr zu sagen, daß es nur Jäger waren, die sich weit von ihrem Lagerplatz entfernt aufhielten.
    »Machst du dir Sorgen meinetwegen?« fragte er mit heißen Augen, die sein Begehren verrieten.
    Chris raffte ihre Röcke hoch und floh vor ihm.
    »Stimmt etwas nicht?« fragte Pilar mit unschuldiger Stimme. Sie hatte das Kochen übernommen, seit Chris einen Teil ihrer kostbaren Mehlvorräte bei dem Versuch, Pfannkuchen zu backen, verdorben hatte.
    »Dieser Mann ist doch der Gipfel!« antwortete Chris mit klopfendem Herzen.
    »Er mag Sie sehr.«
    »Ich ihn aber nicht.«
    Pilar schnaubte: »Hat Ihnen Ihre Mutter nicht beigebracht, daß man nicht lügen darf?«
    »Ich glaube, es gibt viele Dinge, die meine Mutter mir beizubringen vergessen hat«, sagte Chris leise. »Zum Beispiel, wie man einem Süßholz raspelnden Revolverhelden auf die Finger klopft. Ich glaube, ich werde allmählich schwach, Pilar. Wenn er mir noch zwei Tage so zusetzt, werde ich zu nichts mehr nein sagen können, was er von mir verlangt.«
    »Ich habe den Verdacht, daß Ty das weiß.«
    »Nun, ich muß stark bleiben. Ich werde nicht nachgeben, und das ist endgültig. Egal, was er zu mir sagen und wie er mich anschauen wird, ich werde nicht nachgeben.« Sie blickte Pilar mit großer Sorge und Trauer an. »Aber wenn er mich noch einmal hinten auf den Hals küßt, bin ich verloren.«
    Pilar wandte sich mit einem Lächeln auf ihrem Gesicht wieder ihren Pfannkuchen zu.
    Chris gelang es, sich für den Rest des Tages von Tynan fernzuhalten. Aber am Abend fragte er sie, ob sie mit ihm einen Spaziergang machen würde.
    »Ich habe Sie nicht gebeten, mit mir durchzubrennen, sondern nur ein Stück mit mir spazierenzugehen«, sagte er rasch, als er merkte, daß sie >nein< sagen wollte. »Ich schwöre, daß ich Sie nicht anfassen werde, daß ich weiß, wie wenig Sie sich selbst trauen können, wenn Sie in meiner Nähe sind. Aber ich...«
    »Mir selbst nicht trauen können! Ich kann mich sehr wohl auf mich selbst verlassen, wenn ich mich in Ihrer Nähe befinde. Ich könnte den Rest meines Lebens mit Ihnen allein auf einer Südseeinsel verbringen und Ihnen dennoch widerstehen«, log sie.
    »Das ist ja großartig«, antwortete er mit einem Grinsen. »Dann können Sie auch unbesorgt eine. Weile mit mir im Mondschein umherwandern.«
    Chris wußte, daß sie sich mit ihrem Gerede in eine Ecke hineinmanövriert hatte, und deshalb blickte sie Pilar hilfesuchend an. Doch Pilar weigerte sich, mitzukommen, weil ihr angeblich der Arm zu weh tat. Zwar hatte er vorhin, als sie den Teig anrührte, überhaupt nicht weh getan, doch nun konnte sie ihn kaum noch bewegen.
    Widerstrebend machte Chris sich mit Ty auf den Weg zu der Quelle auf der Hügelkuppe. Tynan ging hinter ihr.
    »Veranstalten wir einen Wanderwettbewerb, oder haben Sie Angst, neben mir zu gehen?« fragte er.
    Sie blieb stehen und drehte sich zu ihm um. »Natürlich habe ich keine Angst, neben Ihnen herzugehen. Sie merken nur nicht, wie langsam Sie mit Ihrem verletzten Bein dahinschleichen.«
    »Das ist also der Grund?« sagte er mit einem wissenden Lächeln. »Dann könnten Sie doch einen armen kleinen Invaliden wie mich beim Gehen stützen.«
    Sie gingen eine Weile nebeneinander her, wobei Chris es tunlichst vermied, mit ihm in Berührung zu kommen, obwohl er sich bei ihr eingehakt hatte.
    »Vor ein paar Wochen konnte ich Sie nicht loswerden. Jedesmal, wenn ich mich umdrehte, standen Sie hinter mir und forderten mich auf, mein Hemd auszuziehen oder meine Schuhe. Als ich Sie zum ersten Mal sah, trugen Sie nicht einen Faden auf dem Leib. Und jetzt versuchen Sie plötzlich, jeden Kontakt mit mir zu vermeiden.«
    »Das war davor«, sagte sie und fixierte dabei einen Baum auf der Hügelkuppe.
    »Vor jener Nacht in der Blockhütte? Vor der Nacht, in der wir uns liebten und wunderschöne Stunden miteinander verlebten?«
    »Für Sie waren die Stunden doch gar nicht so wunderschön, wie Sie nun behaupten. Sie sagten zu mir, daß Sie nichts mit mir zu tun haben wollten und ich nur eine von vielen Frauen für Sie wäre.«
    »Vielleicht bin ich in jener Nacht ein bißchen zu schroff zu Ihnen gewesen. Aber Sie haben mich zu Tode erschreckt mit Ihrem Gerede von Heirat und Kindern. Warum

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