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Die Verfuehrerin

Titel: Die Verfuehrerin
Autoren: Jude Deveraux
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dachte, Frauen wie Sie wollen zu Hause bleiben und Kinder aufziehen.«
    »Was soll das bedeuten - Frauen wie ich? Außerdem bin ich noch nie verliebt gewesen. Sie etwa?« Sie hielt seinen Knöchel in der Hand und merkte nicht, wie sich ihre Fingermuskeln plötzlich anspannten.
    »Ein paarmal. He! Ihre kleinen Fingernägel sind aber scharf.«
    »Entschuldigung«, murmelte sie mit gesenktem Kopf.
    »Was bedeutet es Ihnen, ob ich schon mal verliebt gewesen bin?«
    »Natürlich bedeutet es mir nichts«, sagte sie steif und lockerte ihren Griff um seinen Fuß. »Ich frage jeden aus.«
    »Hören Sie, Miss Mathison, Sie können mir glauben, wenn ich Ihnen sage, daß ich nicht der richtige Typ für Sie bin. Ich bin ein Vagabund, und es gibt kaum eine Klemme, in die ich nicht hineingerate. Sie sollten sich Elsie zum Beispiel nehmen. Sie hat mich verpetzt, weil sie mich nicht ausstehen kann.«
    Chris lächelte ihn an. »Vermutlich, weil Sie ihr zuwenig Aufmerksamkeit geschenkt haben.«
    Ty lehnte sich auf die Ellenbogen zurück und beobachtete einen Vogel über sich in den Zweigen. »Ein Mann kann nicht zwei Jahre im Gefängnis verbringen und dann jemand wie Elsie übersehen. Ganz ausgeschlossen!«
    Sie zerrte an der Bandage, die sie ihm um den Fuß wickelte. »Vorausgesetzt, Sie mögen Frauen wie Elsie. Wobei ich bezweifle, daß Sie eine Frau wie sie schon mal ohne Korsett gesehen haben.«
    Ty sah auf sie zurück, und aus seinen Augen blitzte der Schalk. »Fett, wie?«
    »Mindestens siebenundzwanzig Zoll Taillenweite, und vielleicht haben sie ja oben eine Menge zu bieten; aber spätestens mit zweiundzwanzig fängt das alles an zu sacken...« Chris hielt inne, entsetzt über die Dinge, die sie ihm da erzählte. »Ziehen Sie Ihre Stiefel wieder an«, sagte sie barsch. »Vielleicht finden Sie in ein, zwei Tagen eine dicke Frau, die Ihnen den Verband wechselt, da Sie ja offenbar gutgepolsterte Frauen mögen und ich Ihnen zweifellos zu dürr bin.«
    Sie wollte sich aufrichten; aber er faßte nach ihrem Arm und grinste sie an. Chris hielt jedoch den Kopf gesenkt. Wie wütend, er sie machte!
    Er legte den Finger unter ihr Kinn. »Sie haben keine Angst, daß bei Ihnen in ein, zwei Jahren alles sacken könnte? Wo Sie doch schon so alt sind?« sagte er mit einem Lachen in der Stimme. »Und Sie glauben nicht, daß ich dürre Mädchen mag, die mir überallhin folgen und Löcher in den Bauch fragen?«
    »Ich weiß nicht«, flüsterte Chris und kam sich nun wirklich wie ein kleines Mädchen vor. Sie hatte sich noch nie etwas so sehnlich gewünscht wie die Sympathie dieses Mannes.
    »Schlanke, hübsche, zierliche Blondinen habe ich am liebsten«, flüsterte er.
    Chris blickte mit tränenfeuchten Augen zu ihm auf, und als er den Kopf auf sie zubewegte, wußte sie, daß er sie küssen wollte. Also schloß sie die Augen und spitzte erwartungsvoll die Lippen.
    »Was, zum Henker, mache ich denn da?« sagte er und schob Chris so heftig von sich weg, daß sie einen halben Meter von ihm entfernt auf dem Allerwertesten landete. »Verschwinden Sie sofort von hier! Haben Sie gehört? Und rücken Sie mir nie mehr so dicht auf den Pelz! Sie haben recht, wenn Sie meinen, daß ich einen anderen Typ von Frauen bevorzuge. Jungfräuliche Krankenschwestern, die mich auf Schritt und Tritt verfolgen, mag ich am allerwenigsten ! Und jetzt gehen Sie ins Lager zurück, und kommen Sie nie mehr in meine Nähe!«
    Chris erschrak über seinen Temperamentsausbruch und lief hinauf zum Pfad und dann zurück ins Lager.

Kapitel 5
    Als Chris atemlos im Lager ankam, weil sie die ganze Strecke im Laufschritt zurückgelegt hatte, saß Asher neben einem tüchtigen Feuer und lächelte zu ihr hinauf. Er begann ihr die Geschichte dieses Waldes zu erzählen; aber Chris war nicht bei der Sache. Sie fragte sich, aus welchem Grund Tynan zwei Jahre im Gefängnis gesessen hatte.
    »Chris! Hören Sie mir überhaupt zu?« fragte Asher.
    »Ja, natürlich«, sagte sie und sah ihn an, war aber mit ihren Gedanken ganz woanders.
    Später, als sie dann, in warme Decken gehüllt, beim verlöschenden Feuer lag, konnte sie lange nicht einschlafen. Sie vermochte kaum die Sterne über den Bäumen zu erkennen; beobachtete aber die Blätter und die tiefschwarzen Schatten zwischen den Stämmen. Nachts war dieser Wald schon ein beängstigender Ort.
    Sie hatte schon länger als eine Stunde wach gelegen, als sie zu ihrer Rechten ein leises Geräusch hörte. Sie wußte, daß es Tynan war, der ins Lager
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