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Die Verfuehrerin

Titel: Die Verfuehrerin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jude Deveraux
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kam, um nachzusehen, ob mit ihnen alles in Ordnung sei. Sie hatte noch nie einen Mann erlebt, der seine Verantwortung ernster nahm als Tynan.
    Mit offenen Augen sah sie zu, wie er nun im Lager umherging, nachprüfte, daß Asher ordentlich zugedeckt war, die Pferde richtig angepflockt und die Vorräte gesichert waren, und das Feuer gelöscht war. Als er zu Chris kam, fuhr er ein wenig zusammen, als er sie mit offenen Augen vor sich liegen sah.
    »Sie sollten längst schlafen«, sagte er, sich aufrichtend. »Sie müssen morgen sehr zeitig aufstehen.«
    »Wie sieht der Trail vor uns aus?«
    Asher bewegte sich unter seinen Decken, und Ty kniete sich neben Chris nieder und senkte die Stimme. Sie stützte sich auf einen Ellenbogen.
    »Ziemlich gut. Nur ein paar Büsche, die den Pfad überwuchert haben. Ich konnte sie größtenteils roden.«
    »Haben Sie denn schon etwas gegessen?«
    Sie sah das Weiße seiner Zähne, als er sie grinsend ansah. »Sie könnten einem Mann eine wunderbare Mutter sein. Ja, ich habe gegessen. Und jetzt schlafen Sie. Wir sehen uns morgen früh wieder.«
    Sie legte sich auf das harte Lager zurück; aber er verließ sie noch nicht.
    »Miss Mathison, ich möchte mich für heute nachmittag entschuldigen. Ich hätte nicht so unbeherrscht sein dürfen. Ich halte es eben nur für besser, wenn wir diese Reise auf der Basis Arbeitgeber-Arbeitnehmer abwickeln. Wie ich Ihnen bereits sagte, bin ich eine Zeitlang nicht mehr in Gesellschaft von Frauen gewesen, und deshalb gibt es da manchmal Schwierigkeiten.«
    »Bin ich es denn, der Ihnen Schwierigkeiten macht?« flüsterte sie auf eine Weise, die keinen Zweifel an der Bedeutung ihrer Frage ließ. Sie hoffte, er würde sagen, daß sie ihm das Leben zur Hölle machte.
    Er setzte sich auf die Fersen zurück und grinste sie wieder an. »Nichts, mit dem ich nicht fertig werden könnte. Seien Sie jetzt ein braves Mädchen und schlafen Sie.«
    »Keinen Gutenachtkuß?« fragte sie ein wenig eigenwillig, weil er sie schon wieder auszulachen schien.
    »Nicht von mir«, sagte er, und nun lächelte sie über den entsetzten Ton, mit dem er das sagte. Als er fortging, drehte sie sich auf den Bauch und war bald darauf eingeschlafen.
    Das erste, was sie am nächsten Morgen sah, war Tynan, der sich über das Feuer beugte. Seine Haare waren feucht, und frischgefangene Fische brutzelten in einer Pfanne.
    »Sie haben heute morgen schon geangelt?« sagte sie und sah ihn lächelnd an.
    Er murmelte etwas; aber sie konnte es nicht verstehen, bis er aufstand und zu den Pferden ging.
    Den ganzen Vormittag über hielt Tynan sich von ihr fern, und sie ritten alle drei schweigend über den Pfad.
    Als sie mittags eine Rast einlegten, um etwas zu essen, sagte Tynan zu Asher, noch ehe sie aus dem Sattel gestiegen waren, er sollte Chris mitnehmen und Feuerholz sammeln.
    Asher nahm Chris beim Ellenbogen und trieb sie mehr, als er sie führte, den Pfad hinunter, den sie eben gekommen waren.
    »Wie ich hörte, ist ihr Vater auch im Frachtgeschäft tätig«, sagte Asher bereits zum zweitenmal, ehe Chris ihm zuhörte.
    »Ja, das ist richtig«, erwiderte sie geistesabwesend. »Konserven, Frachtlinien, Viehzucht, ein paar Sägemühlen - alles, worauf er seine Hände legen kann.«
    »Doch Sie haben das alles im Stich gelassen und sind nach New York durchgebrannt, um Reporterin zu werden. Aber jetzt sind Sie wieder hier.«
    »Unfreiwillig. Ich habe vor, nach New York zurückzukehren, sobald wir das Haus meines Vaters erreicht haben.«
    »Ah, ich verstehe. Irgendwie hatte ich das Gefühl, daß Ihnen ganz andere Pläne im Kopf herumgehen.«
    »Zum Beispiel?« fragte sie, sich zu ihm umdrehend. »Hat mein Vater etwa zu Ihnen gesagt, daß ich andere Pläne hätte?«
    »Nur, daß Sie jetzt bereit sind, seßhaft zu werden, und noch jung genug, wie er hoffte, für...«
    »Jung genug für was?« unterbrach sie ihn.
    »Nun - jung genug, um eine Familie zu gründen, würde ich meinen.«
    Chris biß sich auf die Unterlippe, damit sie ihm keine überhastete Antwort gab. »Nein, ich glaube nicht, daß ich in dieser Hinsicht schon zum alten Eisen gehöre, selbst in meinem fortgeschrittenen Alter nicht. Ich nehme doch stark an, daß Frauen in meinen Jahren noch immer Kinder bekommen können.«
    »Ich wollte Sie nicht beleidigen.«
    Chris blickte ihn rasch an, und das schlechte Gewissen regte sich in ihr. Hier ging sie mit einem gutaussehenden jungen Mann im Wald spazieren, der versuchte, höflich zu ihr zu sein,

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