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Die Verfuehrerin

Titel: Die Verfuehrerin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jude Deveraux
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gehören schließlich zur Familie. Doch heute dürfen Sie mir ausnahmsweise helfen. Wo war ich stehengeblieben? Ach so, ja - ich habe für Mr. Owens Bruder und Schwägerin gearbeitet und war in jener Nacht zugegen, als Mrs. Laura mit dem kleinen Lionel niederkam. Das ist eine frohe Nacht gewesen. Doch nur sechs Monate später kamen sie dann in diesem Feuer um. Lionel war also erst sechs Monate alt, als er den ganzen Besitz erbte, und Mr. Owen sollte ihn verwalten, bis Lionel einundzwanzig wurde. Er hat sein Bestes getan, aber dieser Junge...« Sie überließ es der Phantasie von Chris, sich auszumalen, was ungesagt blieb.
    Mehr konnte Chris nicht aus der Frau herausbekommen, die den Rest der Zeit, die sie zusammen in der Küche verbrachten, nur von Owen schwärmte und was für ein Glück sie habe, daß sie für ihn arbeiten durfte. Chris dachte, es wäre wohl der Wunschtraum jedes Hauseigentümers, eine ihm so ergebene Angestellte zu finden.
    Lionel fand sich mit schmollendem Gesicht verspätet zum Mittagessen ein. Owen begrüßte ihn und stellte ihn seiner Kusine Diana und deren Mann Whitman vor; doch Lionel musterte die beiden nur mit einem finsteren Blick und begann dann, das Essen auf seinem Teller hin und her zu schieben. Zweimal ertappte Chris ihn dabei, wie er sie besonders feindselig anstarrte, was sie beide Male mit einem Lächeln quittierte.
    »Was für ein verzogener Fratz«, sagte Ash, als sie allein waren in ihrem Zimmer im Oberstock. »Hat denn noch keiner diesem Früchtchen die Rute zu schmecken gegeben? Und weshalb ißt er überhaupt mit den Erwachsenen am selben Tisch?«
    »Vermutlich, weil ihm das Haus gehört«, sagte Chris, während sie ihre bescheidene Garderobe in den Schrank hängte.
    Asher fuhr mit der Hand über das Möbelstück. »Ich hätte nie gedacht, daß ich mich in einen Schrank verlieben könnte. Erinnerst du dich noch, wie ich dich kennenlernte? Ich sagte zu Tynan, daß wir uns unmöglich im Schlafzimmer einer Frau verstecken könnten, doch er meinte, wir müßten dich entführen, ohne daß du Lärm schlägst. Wir dachten, du würdest im Bett liegen, aber das war leer, und als wir dich kommen hörten, verbargen wir uns rasch im Kleiderschrank.«
    »Ich möchte nicht an ihn erinnert werden.«
    »An wen? An ihn? Du meinst doch nicht diesen billigen Revolverhelden, oder? Ich glaubte, du wärst längst über diese Geschichte hinweg? Ich dachte, du wolltest ihn nach diesem Vorfall beim Picknick nie mehr Wiedersehen.«
    »Will ich auch nicht. Könnten wir nicht über was anderes reden? Zum Beispiel darüber, wie wir herausfinden können, was in diesem Haus eigentlich vorgeht? Worüber ist dieses Kind so unglücklich?«
    »Er ist verwöhnt bis auf die Knochen- das fehlt ihm. Wenn du selbst Kinder hättest, würdest du das wissen.«
    »Hast du denn Kinder, weil du dich in diesem Punkt für so kompetent erklärst?«
    »Ich kenne mich zumindest so gut in dieser Materie aus, daß ich weiß, was ich sehe. Man hat ihm jeden Wunsch erfüllt; aber er erwartet noch mehr. Chris, laß uns nicht wegen dieses Früchtchens streiten, sondern die Zeit genießen, die wir hier zusammen verbringen.« Er streckte beide Arme nach ihr aus, und seine Hände berührten sie fast. Doch sie wich ihm im letzten Moment aus.
    »Ich gehe in den Garten hinunter. Ich sehe dich dann später. Vielleicht kannst du dich inzwischen bei Owen nützlich machen und etwas aus ihm herausbekommen. Wir sind hier, um für eine Story zu recherchieren, und genau das werde ich tun.«
    Chris verließ mit einem Seufzer der Erleichterung das Zimmer. Sie hatte nicht viel Zeit an den Gedanken verschwendet, daß sie hier mit einem Mann Zusammenleben und Tag und Nacht das gleiche Zimmer mit ihm teilen mußte. Doch nun erkannte sie bereits das Problem, vor das dieser Zustand sie stellte.
    Im Erdgeschoß fand sie dann Owen und Unity mit betretenen Gesichtern vor. »Ich werde mich darum kümmern«, hörte sie Unity sagen. »Gehen Sie nur wieder an Ihren Schreibtisch zurück, wo Sie hingehören.«
    Chris biß sich auf die Zunge, damit sie nicht ihrer Neugierde nachgab und fragte, was Lionel denn nun wieder angestellt habe. Sie bot nur höflich ihre Hilfe an, falls es irgendwelche Probleme gäbe.
    »Nur eine von diesen Komplikationen im Haushalt, die immer mal auftreten können«, sagte Owen. »Aber heute muß ich tatsächlich meine Arbeit erledigt haben, ehe dieser Kunde aus dem Osten eintrifft, und habe keine Zeit, mich...«
    »Kann ich da nicht

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