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Die Verfuehrerin

Titel: Die Verfuehrerin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jude Deveraux
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Sie konnte den heißen Atem der Kugel spüren, als diese an Ashers Hinterkopf vorbeipfiff. Chris blickte hinunter auf die Margerite, die plötzlich ihre Blüte verloren hatte, und dann auf Tynan, der ein paar Meter entfernt stand, einen rauchenden Revolver in der Hand. Er hatte die Margerite vom Stengel geschossen, die sie in der Hand hielt, als Asher sie umarmte.
    Unity kam aus der Küche herbeigerannt. »Was ist los? Ich habe soeben einen Schuß gehört.«
    Tynan blickte Chris an, und sie gab seinen Blick wütend zurück, den Arm noch immer um Ashers Hals gelegt.
    »Ich habe nur ein Unkraut beseitigt, Ma’am«, sagte er in näselndem Ton, ehe er sich umdrehte und davonging.
    »Was hatte das denn zu bedeuten?« fragte Asher.
    Chris warf die geköpfte Blume auf den Boden, als wäre es Gift. »Nichts. Gar nichts«, antwortete sie. Sie sah hoch, als Owen auf sie zutrat.
    »Diana, wir haben uns große Sorgen um dich gemacht. Niemand wußte, wo du stecken könntest. Wir haben die ganze Nacht nach dir gesucht.«
    Zum ersten Mal betrachtete sie die beiden Männer etwas genauer und bemerkte, daß sie übernächtigt, schmutzig und unrasiert aussahen.
    »Ich hatte mein eigenes Pferd gesattelt, als ich das Anwesen verließ«, murmelte sie. »Als das Gewitter losbrach, habe ich eine Unterkunft gefunden. Kann ich dich einen Augenblick sprechen?« sagte sie, sich dem Mann zudrehend, der die Rolle ihres Ehemannes spielte.
    »Aber natürlich, Liebes. Du mußt schrecklich müde sein.« Wie ein besorgter Gatte nahm er jetzt ihren Arm, führte sie ins Haus und dann die Treppe hinauf zu ihrem Zimmer.
    »Also«, sagte er, als sie allein in ihrem Zimmer waren, »ich möchte jetzt wissen, wo Sie gewesen sind und was sich dort zugetragen hat. Hat dieser Tynan Ihnen etwas angetan?«
    »Nicht mehr, als ich von ihm forderte. Drehen Sie den Kopf zur Seite, ich möchte mich umziehen. Ich bin Owen und diesem schrecklichen anderen Mann, Beynard Dysan, in den Wald gefolgt.«
    »Was macht ihn denn so schrecklich? Er hat genauso lang und gewissenhaft nach Ihnen gesucht wie die anderen auch.«
    »Schauen Sie aus dem Fenster, wenn ich bitten darf. Ich weiß nicht, warum er mir vom ersten Augenblick an unsympathisch war, aber als ich die beiden belauschte, fand ich meinen Eindruck bestätigt. Er und Owen beabsichtigen, Lionel zu ermorden und Ihnen die Tat in die Schuhe zu schieben.«
    »Mir? Aber was habe ich denn mit diesem Fratz zu tun?«
    »Nicht Sie, aber Whitman Eskridge, der Gelder veruntreut hat und seine Frau schlägt...«
    »Seine Frau schlägt?« wiederholte Asher mit einem Staunen in der Stimme. »Davon wußte ich ja noch gar nichts.«
    »Nun, ich hoffe, Sie werden dieses Gerücht gar nicht erst bestätigen«, sagte sie rasch. »Aber ich hörte, wie Owen es diesem Beynard Dysan erzählte, als ich hinter ihnen in den Büschen kauerte und sie belauschte.«
    »Sie sind den beiden nachgeritten, und die haben das nicht bemerkt?«
    Chris dachte an jene Sekunden, ehe Tynan aufgetaucht war. Da hatte sie durchaus den Eindruck gehabt, die beiden Männer wüßten genau, wo sie sich versteckt hielt, und wollten sie aus den Büschen herausholen. Doch das mußte sie sich wohl eingebildet haben. »Es fing gerade an zu regnen, und im Getöse des Gewitters haben sie mich natürlich nicht hören können. Bleibt nur das Problem, daß sich dieser... dieser Mann nicht davon abbringen läßt, daß ich dieses Haus sofort zu verlassen hätte. Tatsächlich wollte er am liebsten gleich mit mir aus dem Wald heim zu meinem Vater reiten, ohne erst hierherzukommen und Sie zu warnen.«
    Asher sagte nichts.
    »Nun?« fuhr Chris fort. »Sie sehen doch ein, daß wir unmöglich von hier wegreiten können, nicht wahr? Wir müssen Lionel beschützen.« Sie hatte sich inzwischen umgezogen und stellte sich nun vor ihm hin.
    Ash blickte auf sie hinunter. »Wie hat Tynan Sie gefunden?«
    »Ich weiß nicht. Er ist mir vermutlich gefolgt.«
    Asher legte ihr beide Hände auf die Arme. »Chris, ich glaube, Ty hat recht. Sie sollten eigentlich schon längst wieder zu ihrem Vater unterwegs sein. Wenn Sie jetzt nicht zurückgekommen wären, würde ich noch zwei Tage nach Ihnen gesucht und mich dann ebenfalls auf den Weg zu Ihrem Vater gemacht haben. Dann wären wir alle in Sicherheit gewesen. Es war nicht sehr klug von Ihnen, in dieses Haus zurückzukommen, wenn Sie wissen, daß hier ein Mörder wohnt.«
    Sie trat von ihm weg. »Aber was wird aus Lionel? Macht es denn keinem etwas aus,

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