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Die Verfuehrerin

Titel: Die Verfuehrerin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jude Deveraux
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verliebt zu sein, was du siehst. Ich versuche freundlich zu dir zu sein, Chris. Was heute abend passiert ist, passiert immer, wenn eine Frau und ein Mann zusammen eine Nacht in einer einsamen Hütte verbringen. Das war unvermeidlich.«
    Chris warf den abgenagten Knochen ins Feuer, stand auf und wickelte sich- die Decke um den Leib. »Vielleicht ist das in deiner Welt unvermeidlich, aber nicht in meiner. Als ich gegen die mexikanische Regierung ermittelte, verbrachte ich drei Nächte allein mit einem mexikanischen Wächter in einem Raum, aber er hat mich nicht angerührt.«
    »Und wie viele Gewehre hast du auf ihn gerichtet?«
    »Nur eine sehr kleine Pistole«, sagte sie mit einem Lächeln. »Tynan, ich...«
    »Es gibt nichts mehr zu sagen. Ich möchte, daß du dich hinlegst und schläfst. Am besten vergessen wir, was heute abend hier geschehen ist.«
    »Vergessen? Aber...«
    »Was verlangst du von mir? Verlangst du, daß ich dir die Wahrheit sage? Die Wahrheit lautet, daß du für mich nichts anderes bist als ein heißes, appetitliches Ding, von dem ich mir ein Stück abgebissen habe. Du bist für mich nicht mehr und nicht weniger als ein Freifahrtschein aus dem Gefängnis. Und du machst einem mehr Scherereien als ein Stall voller Sheriffs. Alles, was ich möchte, ist, dich deinem Vater zu übergeben und meine Begnadigung dafür zu erhalten - wenn er sie mir noch gewährt, nachdem ich seine Tochter geschändet habe-, und mich dann so rasch wie möglich von dir und deinesgleichen zu entfernen. Habe ich mich jetzt klar und deutlich ausgedrückt?«
    Sie wollte nicht, daß er sah, wie entsetzlich sie sich fühlte. Langsam drehte sie ihm den Rücken zu und begann sich ihre feuchten Kleider wieder anzuziehen.
    »Was machst du denn da?«
    »Nichts, was deiner Begnadigung schaden könnte.«
    »Chris, warte...«
    Sie blickte ihn nicht an. »Du hast gesagt, was du sagen wolltest, und wenn du nichts dagegen hast, möchte ich jetzt nichts mehr hören. Du kannst deine Decke wiederhaben. Ich möchte dir nicht noch mehr Scherereien machen. Ich werde bis zum Morgen hier in dieser Ecke bleiben.«
    Sie sah ihn nicht mehr an, als sie sich mit dem Rücken zur Wand in eine Ecke kauerte.

Kapitel 16
    Die Morgendämmerung brach viel zu rasch herein. Chris hatte sehr wenig geschlafen und litt unter furchtbaren Kopfschmerzen. Zweimal hatte Tynan versucht, mit ihr zu reden, doch sie hatte sich wortlos zur Seite gedreht. Draußen hatte es zu regnen aufgehört, und schweigend verließen sie die Hütte. Tynan wollte ihr aufs Pferd helfen, doch sie wich seiner Hand aus und stieg ohne seine Unterstützung in den Sattel.
    Sie mußten ziemlich weit reiten, ehe sie eine Stelle im Fluß fanden, die sie als Furt benutzen konnten. Die ganze Zeit über war Chris bemüht, jede Berührung mit Tynan zu vermeiden. Und sie redete nicht ein Wort mit ihm.
    Als sie endlich das Haus von Hamilton erreichten, kam ihr sein Anblick wie eine Erlösung vor.
    »Wir brechen in einer Stunde auf«, sagte Tynan, doch sie weigerte sich, ihn anzusehen. Er faßte sie am Arm, als sie von ihm weg zum Haus gehen wollte. »Hast du gehört? Ich bringe dich in einer Stunde von diesem Haus weg und heim zu deinem Vater, wo du hingehörst.«
    Chris riß sich von ihm los. »Ich habe jedes Wort gehört, das du mir zu sagen hattest«, erwiderte sie, während sie sich von ihm wegdrehte und wieder auf das Haus zuging. Sie verhielt kurz am Rand des Gartens bei dem Gedanken, wie man sie jetzt wohl dort im Haus empfangen würde, wenn Owen wußte, wo sie gewesen war, oder jemand nach ihr gesucht hatte. Sie bückte sich, pflückte eine Margerite, drehte sie zwischen den Fingerspitzen und reckte das Kinn in die Höhe, ehe sie weiterging. Als sie den Garten an der Hinterseite des Hauses betrat, sah sie Owen und Asher, der ihr den Rücken zukehrte.
    Owen hörte zu reden auf, seine Augen weiteten sich, und im nächsten Moment drehte sich Asher um, sah sie und rannte mit ausgestreckten Armen auf sie zu. Er umarmte sie heftig, hob sie in die Höhe und schwenkte sie im Kreis herum.
    »Chris«, sagte er, mit seinem Gesicht an ihrem Hals, »ich habe mir entsetzliche Sorgen um dich gemacht. Bist du verletzt? Fehlt dir etwas?«
    Sie erwiderte begeistert seine Umarmung. Es tat so gut, so unendlich gut, wenn man gebraucht und vermißt wurde. Sie spürte, wie ihr die Tränen kamen, und flüsterte an seinem Hals: »Es ist alles okay.«
    Doch im nächsten Moment vergaß sie ihre Tränen, als ein Schuß fiel.

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